Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
tot!«, brüllte sie mit einer Stimme, die im Vergleich zu jener Malkanus’ brüchig wirkte. »Stellt das Kämpfen ein!«
Der Aufruf wurde über das Schlachtfeld weitergegeben. Die letzten Krieger Korins traten geordnet den Rückzug zum Fuß des Hügels am anderen Ufer des Baches an. Das einzige Banner, das noch unter ihren wirren Rängen aufragte, war jenes Wethrings.
»Luchs, hol mit einigen Leuten Korins Leichnam«, befahl Tamír. »Ich will, dass er mit Respekt behandelt wird. Fertigt eine Bahre an, verhüllt den Körper und schafft ihn dann in unser Lager. Sag den Drysiern, er muss für die Verbrennung vorbereitet werden. Una, du kümmerst dich um Lorins Überreste. Ihn müssen wir zu seinem Vater zurückschicken. Und treibt mir jemand einen Herold auf!«
»Hier, Majestät.«
Sie streckte dem Mann Korins Kopf entgegen. »Zeig das hier Fürst Wethring und verkünde, dass der Sieg unser ist. Bring den Kopf anschließend wieder zu mir ins Lager. Ich verlange, dass alle Adeligen umgehend bei mir vorstellig werden, andernfalls werden sie zu Verrätern erklärt.«
Der Herold wickelte den Kopf in einen Teil seines Mantels und eilte los.
Von jener Bürde befreit wischte Tamír das Schwert Ghërilains am Saum ihres schmutzigen Wappenrocks ab und steckte es in die Scheide an ihrem Gürtel, ehe sie zu der Lichtung zurückkehrte.
Ki war mittlerweile aus der Rinne heraufbefördert worden. Arkoniel kauerte unter einem großen Baum auf dem Boden und hielt Kis Kopf auf dem Schoß, während Caliel versuchte, die Blutung zu stillen.
Es erstaunte sie, Caliel bei Bewusstsein anzutreffen. Seine Hände zitterten bei der Arbeit, und Tränen strömten ihm über die Wangen.
Tamír kniete sich neben die drei und streckte zaghaft die Hand aus, um Kis schlämm verschmiertes Gesicht zu berühren. »Wird er überleben?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Arkoniel.
Die leisen Worte des Zauberers trafen sie heftiger als jeder Hieb, den Korin ihr versetzt hatte.
Wenn er stirbt …
Unfähig, den Gedanken zu Ende zu führen, biss sie sich auf die Lippe. Sie beugte sich hinab, küsste Ki auf die Stirn und flüsterte: »Du hast mir dein Wort gegeben.«
»Majestät?«, sagte Caliel leise.
Noch nicht in der Lage, ihn anzusehen, fragte sie ihn: »Wo steckt Tanil?«
»Gleich dort drüben zwischen den Bäumen. Lebendig, denke ich.«
»Du solltest zu ihm gehen. Bring ihm die Neuigkeit bei.«
»Danke.« Er erhob sich und setzte sich in Bewegung.
Tamír schaute auf und suchte seine Gesichtszüge ab, fand darin jedoch nur Kummer. »Ihr seid beide in meinem Lager willkommen.«
Weitere Tränen kullerten langsam über Caliels Wangen und gruben Pfade durch das Blut und den Dreck, als er sich unstet vor ihr verbeugte.
»Auch wenn es nicht viel wert ist, Cal, es tut mir leid. Ich wollte nicht gegen Korin kämpfen.«
»Ich weiß.« Damit stapfte er zu den Bäumen.
Als sie den Kopf drehte, stellte sie fest, dass Arkoniel sie beobachtete und trauriger wirkte, als sie ihn je zuvor erlebt hatte.
Aus Jungbäumen und Mänteln wurden rasch Bahren für die Toten und Verwundeten angefertigt. Korins Leichnam wurde als Erster weggebracht, unmittelbar gefolgt von Kis Trage. Tamír lief den ganzen Weg zum Lager neben ihm und warf immer wieder verstohlen Blick auf ihn hinab, um das gequälte Heben und Senken seines Brustkorbs zu beobachten. Am liebsten hätte sie geschluchzt und geschrien und Ki festgehalten, um zu verhindern, dass er sie verlassen konnte. Stattdessen musste sie erhobenen Hauptes gehen und das Salutieren der Männer und Frauen erwidern, an denen sie vorüberkamen.
Krieger beider Lager suchten unter den Gefallenen nach Freunden oder nahmen dem Feind Gegenstände von Wert ab. Raben hatten sich bereits eingefunden, angelockt vom Gestank des Todes. Schwärme scharten sich in den Bäumen und erfüllten die Luft mit ihren heiseren, hungrigen Schreien, während sie warteten, bis sie an die Reihe kamen.
Im Lager wurde Ki in ihr Zelt getragen und der Obhut der Drysier übergeben. Tamír beobachtete die Heiler angespannt durch die offene Klappe, während sie darauf wartete, dass Korins Fürsten eintrafen, um sich ihr zu unterwerfen.
Korins Leichnam wurde unter einem Mantel auf einem behelfsmäßigen Gerüst in der Nähe aufgebahrt. Porion und seine gefallenen Gefährten bettete man neben ihn. Tamírs Gefährten hielten stumme Totenwache bei ihnen, alle außer Nikides und Tanil.
Nikides kümmerte sich ungeachtet des eigenen Kummers und
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