Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
seiner Verletzung um die notwendigen Einzelheiten, indem er Herolde beauftragte, die Kunde vom Sieg und von Korins Tod zu verbreiten. Er sorgte dafür, dass Botenvögel losgeschickt wurden, um die Neuigkeit rasch nach Atyion zu vermitteln. Wie immer war Tamír dankbar für sein Pflichtbewusstsein und seine Umsicht.
Tanil kauerte neben seinem gefallenen Herrn auf dem Boden, schluchzte untröstlich und wich nicht von der Stelle. Er konnte nicht begreifen, was geschehen war, und vermutlich war es so am besten. Caliel kniete mit dem Schwert vor sich in den Boden gerammt bei ihm und hielt für ihn Totenwache. Er hatte berichtet, dass er früher am Tag gesehen hatte, wie Urmanis, Garol und Mago gefallen waren. Von Alben fehlte bislang sowohl unter den Lebenden als auch unter den Toten jede Spur.
Boten aus ihren eigenen Reihen trafen mit der Nachricht ein, dass Jorvai von einem Pfeil in die Brust getroffen worden war. Bald darauf kamen Kyman und Nyanis an, beide unversehrt. Korins Gepäckzug war beschlagnahmt worden, wodurch man über dringend benötigte Lebensmittel und Zelte verfügte. Zusammen mit den Vorräten, die von den Aurënfaie mitgebracht worden waren, konnten sie hier lagern, bis es gefahrlos möglich war, die Verwundeten zu befördern.
Arengil überbrachte die Neuigkeit, dass die Aurënfaie sämtliche Reiter von Korins Flankenangriff getötet hatten, ohne selbst Verluste zu erleiden. Kurz danach trafen Solun und Hiril ein und brachten die erbeuteten Standarten mit.
Tamír lauschte ihnen nur mit halbem Ohr. In ihrem Zelt lag Ki unverändert reglos da, und die Drysier wirkten besorgt.
Wethring und einige der verbliebenen Adeligen kamen mit weißer Flagge. Tamír erhob sich, zog das Schwert und hielt es vor sich. Der Herold hatte Korins Kopf mittlerweile zurückgebracht und behutsam unter den Mantel zum Leichnam gebettet. Wethring kniete nieder und senkte unterwürfig den Kopf. »Der Tag gehört Euch, Majestät.«
»Durch den Willen Illiors«, gab sie zurück.
Er schaute auf und musterte ihre Züge.
»Glaubt Ihr, was Eure Augen Euch zeigen?«, verlangte sie zu erfahren.
»Ja, Majestät.«
»Schwört Ihr mir Gefolgstreue?«
Überrascht blinzelte er. »Das will ich gerne tun, wenn Ihr sie annehmt.«
»Ihr wart Korin treu ergeben. Erweist mir dieselbe Treue, und ich bestätige Euren Titel und Landbesitz als Gegenleistung für den Blutzoll.«
»Beides sollt Ihr haben, Majestät. Ich schwöre es bei den Vieren und verbürge mich für all jene, die meinem Banner gefolgt sind.«
»Wo ist Nevus, Solaris Sohn?«
»Er ist Richtung Osten gezogen, nach Atyion.«
»Habt Ihr seither etwas von ihm gehört?«
»Nein, Majestät.«
»Ich verstehe. Und Fürst Alben? Ist er heute gefallen?«
»Niemand hat ihn gesehen, Majestät.«
»Was ist mit Fürst Niryn?«
»Tot, Majestät. Er starb in Cirna.«
»Hat Korin ihn getötet?«, fragte Lutha dazwischen.
»Nein, er ist von Fürstin Nalias Turm gestürzt.«
»Gestürzt?« Tamír stimmte ein kurzes, freudloses Lachen an. Für jemanden, der so gefürchtet worden war, mutete dies wie ein lächerlicher Tod an. »Tja, zumindest das sind gute Neuigkeiten.«
»Habe ich Eure Erlaubnis, unsere Toten zu verbrennen?«
»Selbstverständlich.«
Wethring warf einen traurigen Blick auf den verhüllten Schemen neben ihnen. »Und Korin?«
»Er ist mein Verwandter. Ich sorge dafür, dass er ordnungsgemäß verbrannt und seine Asche für seine Gemahlin eingesammelt wird. Schickt Eure Armee zurück nach Hause und sucht mich in einem Monat in Atyion auf.«
Wethring stand auf und verneigte sich tief vor ihr. »Ich höre und gehorche, meine gnadenreiche Königin.«
»Ich bin noch nicht mit Euch fertig. Über welche Verteidigungseinrichtungen verfügt Cirna? Welche Vorkehrungen hat Korin für Fürstin Nalia getroffen?«
»Die Garnison der Festung wurde dort gelassen. Mittlerweile besteht sie vorwiegend aus Niryns Spürhunden und einigen Zauberern.«
»Wird sie sich gegen mich stellen?«
»Fürstin Nalia?« Lächelnd schüttelte Wethring den Kopf. »Sie wüsste nicht ansatzweise, wie, Majestät.«
Lutha hatte aufmerksam gelauscht. Nun trat er vor. »Er hat Recht, Tamír. Sie wurde ständig abgekapselt und weggesperrt. Die Adeligen, die Korins Hof kennen, wissen das. Sie ist dort im Augenblick völlig hilflos. Mit deiner Erlaubnis würde ich gern unverzüglich mit einer Streitkraft hinreisen, um sie zu schützen.«
»Du solltest sie herbringen lassen und in deiner Nähe
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