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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sich kraftvoll um die seine.
    Öffne die Augen, Junge.
    Plötzlich konnte Ki sehen. Er stand neben Lhel im Zelt. Regen trommelte auf das Segeltuch und tropfte ringsum durch Löcher herab. Und da war Tamír – sie schlief auf dem Boden neben einer Pritsche, auf der jemand anderer lag.
    Sie lebt! Aber sie sieht so traurig aus. Haben wir die Schlacht verloren?
    Nein, ihr habt gewonnen. Sieh genauer hin.
    Tamír, wir haben gewonnen!, rief er und versuchte, sie an der Schulter zu berühren, doch er konnte es nicht. Er spürte seine Hand nicht. Als er sich dichter zu Tamír beugte, erkannte er getrocknete Tränen auf ihren Wangen … und das Gesicht desjenigen, neben dem sie schlief.
    Das bin ich. Er konnte sein eigenes, bleiches Antlitz und das Weiß seiner Augäpfel unter den Lidern sehen, die einen Spalt offen standen. Ich bin tot!
    Nein, aber du bist auch nicht lebendig, entgegnete Lhel.
    Du wartest. Bruder tauchte neben Tamír auf und schaute weniger feindselig als sonst zu ihm auf. Du wartest so wie ich, zwischen Leben und Tod. Wir sind beide nach wie vor gebunden.
    Sieh genauer hin, flüsterte Lhel. Betrachte ihr Herz und das deine.
    Ki kniff die Augen zusammen und erkannte etwas, das wie eine zierliche, knorrige, schwarze Wurzel aussah, die sich von Bruders Brust zu jener Tamírs erstreckte. Nein, keine Wurzel – eine runzlige Nabelschnur.
    Er senkte den Blick und entdeckte eine weitere zwischen sich und seinem Körper, außerdem eine, die von seinem Körper zu Tamír verlief, doch diese Ranke war silbrig und schillerte. Andere, weniger helle Stränge strahlten in alle Richtungen und verschwanden im Nichts. Eine dunkle Verbindung schlängelte sich von Tamírs Brust zur offenen Zeltklappe hinüber. Dort draußen stand Korin und starrte mit verwirrter Miene herein.
    Was macht er denn hier?
    Sie hat mich getötet, flüsterte Korin, und Ki verspürte Furcht, als sich der leere, finstere Blick auf ihn richtete. Falscher Freund!
    Lass dich von ihm nicht beirren, Junge. Er besitzt keine Macht über dich. Lhel berührte den silbrigen Strang, der Ki mit Tamír verknüpfte. Diese Verbindung ist sehr stark – sogar stärker als dein eigener Lebensfaden.
    Ich darf nicht sterben! Nicht jetzt! Sie braucht mich.
    Du hast ihr heute das Leben gerettet. Das und mehr habe ich schon bei unserer ersten Begegnung vorhergesehen. Sie wäre sehr traurig, wenn du stürbest. Ihr Mutterleib würde sich vielleicht niemals füllen. Euer Volk braucht die Kinder, die du und ihr ihm schenken könnt. Wenn ich dir helfe, weiterzuleben, wirst du sie dann lieben?
    Ki blickte auf sein regloses Gesicht hinab und sah unter den Wimpern Tränen hervorquellen, die langsam über seine Wangen rannen. Ich liebe sie so oder so! Bitte, hilf mir!
    Aber noch während er es aussprach, spürte er, wie der Faden, der seinen Geist mit dem Körper verband, schmerzlich an seiner Brust zerrte und dünner wurde. Er schwebte über sich selbst und starrte auf Tamír hinab. Sogar im Schlaf umklammerte sie seine Hand, als könnte sie ihn so vom Totenreich zurückhalten.
    Bitte, flüsterte er. Ich will bleiben!
    Halte durch, flüsterte Lhel.
     
    »Keesa, wachen auf.«
    »Lhel?« Erschrocken fuhr Tamír hoch.
    Im Zelt herrschte noch Dunkelheit, und der Regen prasselte nach wie vor auf das Segeltuch herab. Ein plötzlicher Blitz verwandelte die Düsternis in Grau. Es war Mahti, der sich über sie beugte, nicht Lhel. Ein Donnerschlag erschütterte die Luft. Etwas traf ihre Wange; aus dem Haar des Hexers troff Wasser. Er musste gerade aus dem Unwetter hereingekommen sein.
    »Mahti? Du bist zurückgekehrt!«
    »Pst, Keesa.« Der Hexer deutete auf Ki. »Er sehr schwach. Müssen mich lassen spielen Heilung für ihn. Seine Mari versuchen weiterziehen.«
    Tamír verstärkte den Griff um Kis kalte Hand und nickte. »Tu, was immer in deiner Macht steht.«
    Ein weiterer Blitz erhellte das Zelt, und diesmal erschütterte der Donner den Boden, als wolle die Welt rings um sie untergehen.
     
    Mahti setzte sich so weit entfernt von Ki hin, wie es die beengten Verhältnisse gestatteten, und drückte den Rücken gegen die nasse Segeltuchwand hinter ihm. Dann setzte er die Lippen an seinem Oo’lu an, lenkte die Öffnung des Horns in Kis Richtung und begann, das Zauberlied zu spielen.
    Der Geist des Jungen hatte den Körper bereits verlassen. Mahti spürte, dass er in der Nähe weilte. Er konnte Lhel, Bruder und den traurigen Geist sehen, der draußen im Regen lauerte; Ki jedoch war zwischen

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