Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
hatte den Schadbann von Korin genommen; mit Nalia würde der Junge keine Ungeheuer zeugen. Letztlich war der Zeitpunkt – der Zeitpunkt Niryns Wahl – für die Empfängnis eines Erben für Skala gekommen.
»Herr?« Moriel tauchte an seinem Ellbogen auf, verstohlen wie immer. »Ihr scheint mir erfreut über etwas zu sein.«
»Das bin ich, mein lieber Junge.« Auch dieser Bursche erwies sich als nützlich. Trotz all seiner Unzulänglichkeiten hatte dieser widerwärtige Kinderschänder Orun ihn gut dafür vorbereitet, zu mauscheln, zu spitzeln und seine Treue zu verkaufen. Niryn konnte sie sich ohne Weiteres leisten, und er war klug genug, dem Jungen nicht zu weit über den Weg zu trauen.
»Hast du diesen neuen Adeligen für mich im Auge behalten? Den, der gestern eingetroffen ist?«
»Herzog Orman. Ja, Herr. Er scheint sehr angetan vom König zu sein. Aber Herzog Syrus hat sich erneut darüber beschwert, dass Korin keine Anzeichen erkennen lässt, gegen den Thronräuber ins Feld zu ziehen.«
Moriel erwähnte Tobin nie namentlich. Offenbar herrschte hier böses Blut, und Tobin war nicht der einzige Gefährte, gegen den Moriel einen Groll hegte. »Wie geht es Fürst Lutha?«
»Er ist missmutig und treibt sich wie üblich mit Fürst Caliel herum. Heute Nacht habe ich sie wieder dabei ertappt, wie sie auf den Zinnen miteinander geflüstert haben. Ihnen gefällt nicht besonders, wie die Dinge derzeit stehen. Die beiden denken, ihr hättet König Korin in die Irre geführt.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Was ich von dir brauche, ist ein Beweis für Verrat. Ein handfester Beweis. Etwas Geringeres wird Korin nicht zum Handeln bewegen.«
Der Junge wirkte niedergeschlagen. »Alle haben sich zur Ruhe begeben. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Herr?«
»Nein, du kannst zu Bett gehen. Oh, und Moriel?«
Der Junge hielt inne. Sein blasses, hasenartiges Antlitz wirkte verunsichert. »Du erweist dich als ungemein wertvoll. Ich verlasse mich auf dich, das sollst du wissen.«
Moriels Züge hellten sich merklich auf. »Danke. Gute Nacht.«
Sieh an, dachte Niryn, während er ihm nachschaute. Anscheinend besitzt du ein Herz, das sich erringen lässt. Ich dachte, Orun hätte es dir längst zerquetscht. Wie überaus nützlich.
Niryn wandte sich wieder dem Genießen der Nacht zu. Der Himmel war klar, und die Sterne leuchteten so hell, dass sie das dunkle Firmament zu einem tiefen Indigoblau färbten.
Die Wachen, denen er begegnete, grüßten ihn voll Achtung. Viele von ihnen gehörten seiner eigenen Garde an, und jene, auf die dies nicht zutraf, waren so klug, ihm angemessene Höflichkeit entgegenzubringen. Niryn hatte die Gedankenwelt der verschiedenen Hauptleute abgetastet und in den meisten fruchtbaren Boden vorgefunden, bereits bestellt mit Zweifeln und Ängsten, die er sich zunutze machen konnte. Sogar bei Meister Porion hatte es sich als überraschend einfach erwiesen, in seinen Geist einzudringen. In seinem Fall erledigte sein stures Pflichtgefühl gegenüber Korin die Arbeit des Zauberers für ihn. Bei ihm bestand nicht die Notwendigkeit, sich einzumischen.
Kandin – Niryns eigener Meister – hatte ihn gelehrt, dass die größte Begabung von Zauberern vom Schlage Niryns darin bestand, in die Herzen geringerer Menschen zu blicken und die dort verborgenen Schwächen zu nutzen. Korins Makel hatten ihm eine offene Tür geboten, und das, obwohl der junge König eine innige Abneigung gegen den Zauberer hegte. Niryn hatte einfach abgewartet, einer günstigen Gelegenheit geharrt. Die ersten vorsichtigen Schritte hatte er im letzten Lebensjahr des alten Königs unternommen, als sich Korin bereits selbst durch Zweifel, Trunksucht und Langeweile in die Irre geführt hatte.
In den Tagen nach dem Tod des alten Königs, als sich der Prinz verloren und verunsichert fühlte, packte Niryn den Vorteil beim Schopf und zwängte sich so sicher in das Herz des Jungen, wie es ihm bei dessen Vater gelungen war.
Bei Erius hatte sich das Unterfangen weniger einfach gestaltet. Der König war ein ehrbarer und starker Mann gewesen. Beim ihm fand Niryn erst einen Halt, als der Wahnsinn begann, an seinem Verstand zu zehren.
Korin hingegen war von jeher schwach und voller Ängste gewesen. Niryn setzte zwar Magie bei dem Jungen ein, doch in letzter Zeit genügten bereits einige sorgsam gewählte Worte und geschickte Schmeichelei. Der Verrat seines geliebten Vetters hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt erfolgen können.
Während Niryn
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