Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Vorlieben wissen.«
Zum Glück konnte man Tomara durchaus als Klatschweib bezeichnen, weshalb sie recht einfach für die Aufgabe zu begeistern war. Als sie an jenem Abend das Tablett mit dem Essen brachte, lächelte sie äußerst selbstgefällig.
Nalia faltete erwartungsvoll die Hände. »Du hast etwas in Erfahrung gebracht, nicht wahr?«
»Möglicherweise«, neckte die alte Frau sie, als sie sich zum Essen an den Kamin setzten.
Nalia küsste sie, womit sie früher immer ihre Amme dazu verführt hatte, ihr Geheimnisse anzuvertrauen. »Nun sag schon, mit wem hast du gesprochen?«
»Mit dem Hausdiener Eures Gemahls. Er hat mir erzählt, dass der König überhaupt keine lebendigen Kinder gezeugt hat! Nicht einmal uneheliche. Mehrere Bäuche sind zwar gewachsen, aber kein Kind hat überlebt.«
»Kein einziges? Wie traurig!«, rief Nalia und vergaß ihre Hoffnungen vorübergehend. »Kein Wunder, dass Korin so missmutig ist, wenn er zu mir kommt.«
»Ja, viel Pech«, murmelte Tomara, während sie mit spitzbübischem Blick an einer Scheibe Brot kaute.
»Da ist doch noch etwas, oder?«
»Na ja, eigentlich sollte ich es Euch nicht sagen …«
»Tomara, ich … ich befehle es dir!«
»Also, es ist nur ein Gerücht. Wenn es um so etwas geht, sind Soldaten schlimmer als alte Weiber, und abergläubisch obendrein.«
»Heraus damit!«, rief Nalia und widerstand dem Drang, sie zu kneifen.
»Nun, unter uns beiden, Herrin … Ich habe gehört, dass man in den Rängen munkelt, Korins Samen sei verflucht, weil sein Vater dessen Schwester den Thron geraubt habe. Aber Prinzessin Ariani war wahnsinnig wie ein Frühlingswiesel, und sie hatte keine Tochter. Das Mädchen war eine Totgeburt, oder vielleicht hat sie das Kind auch umgebracht. Wer weiß? Jedenfalls ist es nicht verwunderlich, dass sich ihr Sohn als übler Zeitgenosse erweist.«
»Ach, du treibst mich mit deinen Umschweifen noch in den Wahnsinn! Mir ist Prinz Tobin einerlei. Erzähl mir von Korin!«
»Es geht um die Prophezeiung. Gewiss habt Ihr davon gehört.«
»Du meinst die Prophezeiung von Afra? Deswegen sind der alte König und mein Gemahl verflucht?«
»Das möchten uns die Anhänger Illiors zumindest glauben machen.« Tomara schnaubte. »All die Dürren, die Ernteausfälle und die Seuchen – all das, weil keine ›Tochter des Thelátimos‹ auf dem Thron sitzt? Trotzdem ist diesen Frühling der Regen zurückgekehrt, oder?«
Nalia dachte darüber nach. »Aber König Erius ist tot. Vielleicht hat das den Fluch gebrochen.«
»Was jedoch nichts dazu beiträgt, die Forderung der Anhänger Illiors nach einer Königin zu stützen. Außerdem finde ich, es ist ein Grund mehr für diesen anderen Prinzen, beiseitezutreten. Korins Anspruch ist stärker, zumal er das Kind von Agnalains Erstgeborenem ist.«
»Aber was ist mit dem Fluch auf Korins Kindern?«, fragte Nalia ungeduldig.
Tomara beugte sich dicht zu ihr und flüsterte: »Es heißt, er habe bislang nur Ungetüme gezeugt, die starben, bevor sie den ersten Atemzug tun konnten.«
Trotz der anhaltenden Hitze des Tages schauderte Nalia. »Und seine andere Gemahlin starb bei der Geburt?«
Tomara spürte ihren Fehltritt sogleich. »Ach, Liebes! Sie war nicht von königlichem Blut. Nicht wie Ihr. Als der alte König starb, nahm er den Fluch mit ins Grab. Die Sonne scheint auf den neuen König herab – und auf Euch. Versteht doch, Ihr seid die Letzte! Da nur noch zwei Prinzen übrig sind, seid Ihr die Tochter des Thelátimos, und Eure Kinder besitzen den einzig wahren Anspruch. Ihr werdet die Mutter von Königinnen sein!«
Nalia nickte tapfer, doch Furcht verwandelte das Brot in ihrem Mund in Asche.
Ihre Blutung endete am sechsten Tag, und in der folgenden Nacht nahm Korin seine freudlosen Besuche wieder auf. Manchmal kam er betrunken und war kaum in der Lage, den Akt zu vollziehen.
Tomara brachte ihr weiterhin jene Kräuteraufgüsse, aber Nalia tat nur so, als trinke sie davon. In Wahrheit schüttete sie die Tees in den Nachtstuhl, wenn die Frau das Zimmer verließ.
Kapitel 21
Tamír blieb lange genug in Ero, um Kis Namenstag zu begehen. In diesem Jahr wurde es eine kleine Feier, an der nur die Gefährten und einige enge Freunde teilnahmen, mit reichlich Wein und Honigkuchen. Tamír trank mit den anderen und riss Witze mit ihnen, ertappte sich jedoch dabei, dass sie Ki mit anderen Augen betrachtete, als er die neuen Knappen aufzog, weil sie immerzu mit ihren Zöpfen spielten. Sie waren eigentlich
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