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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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besetzten Tiara im kunstvoll frisierten aschblonden Haar; Melidere prangte in einem lavendelfarbenen Gewand – Lavendel war offenbar ihre Lieblingsfarbe. Mirtai hatte sich mit voller Absicht nicht modisch gekleidet. Sie trug das ärmellose blaue Gewand, das sie sich für die Hochzeit ihrer Besitzerin angeschafft hatte, und diesmal verbarg sie ihre Waffen nicht. Erstaunlicherweise hatte Sephrenia sich zu diesem Anlaß für ein elenisches Gewand entschieden – ein schneeweißes natürlich –, und Vanion war offensichtlich ganz hingerissen von ihr. Die Ritter im Gefolge der Königin mußten, trotz Sperbers Einwände, auf ihr Geheiß Wams und enges Beinkleid tragen. Aber sie hatten ihre Rüstungen in Griffweite.
    Nachdem die Angehörigen des Kaiserhofs erschienen waren und sich auf den Barken umschauten, erfolgte eine Pause und schließlich ein elenischer Fanfarentusch. »Ich mußte den Musikern drohen, bevor sie sich bereit erklärt haben, den Kaiser auf anständige Weise zu begrüßen«, flüsterte der elegant gekleidete Stragen Sperber zu.
    »So?«
    »Sie beharrten eigensinnig darauf, daß der Kaiser mit diesem grauenvollen Getöse begrüßt werden müsse, das sie hier als Musik bezeichnen. Sie wurden erst einsichtiger, nachdem ich einem Trompeter das Wams ein bißchen mit meinem Degen aufgeschlitzt hatte.« Plötzlich riß Stragen erschrocken die Augen weit auf. »Um Gottes willen, Mann!« fuhr er einen Lakai an, der eine Platte mit dampfendem Rinderbraten auf einen Tisch stellte. »Paß auf die Kerzen auf!«
    »Er ist Tamuler, Stragen«, erklärte Sperber, als der Mann den Thalesier verständnislos anstarrte. »Ihr habt elenisch zu ihm gesprochen!«
    »Trichtert ihm Vorsicht ein, Sperber! Eine einzelne kleine Flamme an der falschen Stelle auf einer dieser Barken, und wir alle brutzeln bei lebendigem Leibe!«
    In diesem Augenblick erschienen der Kaiser und seine neun Gemahlinnen auf der Zugbrücke und schritten die mit einem roten Läufer belegten Stufen zur vordersten Barke herunter.
    Alle verbeugten sich vor dem Kaiser, doch keiner blickte ihn an. Unwillkürlich hatten sich aller Augen auf die strahlend lächelnde Kaiserin Elysoun von Valesien gerichtet. Sie hatte das elenische Kostüm ihrem kulturellen Geschmack angepaßt und das wirklich schöne scharlachrote Gewand derart ändern lassen, daß jene Reize, die Elenierinnen gewöhnlich sittsam verbargen und Valesianerinnen stolz zur Schau trugen, auf zwei Rüschenkissen aus schneeweißer Spitze gebettet, so daß sie in ihrer ganzen Fülle, beinahe herausfordernd, zu sehen waren.
    »Also das nenne ich wirklich modische Freiheit«, murmelte Stragen.
    »Allerdings.« Sperber schmunzelte und strich den Kragen seines schwarzen Samtwamses glatt. »Und alle starren sie an. Der arme Emban ist einem Schlaganfall nahe.«
    In einer formellen kleinen Zeremonie geleitete Königin Ehlana den Kaiser und seine Gemahlinnen über die Stege, welche die Barken miteinander verbanden. Kaiserin Elysoun hielt offensichtlich Ausschau nach jemandem, und als sie Berit ein Stück abseits auf der zweiten Barke stehen sah, änderte sie ihren Kurs und steuerte mit vollen Segeln – bildlich gesprochen natürlich – auf ihn zu. Ritter Berit wirkte zuerst besorgt, dann regelrecht verzweifelt, als Elysoun ihn an der Reling in die Enge trieb, ohne ihn auch nur mit einem Finger zu berühren.
    »Armer Berit«, murmelte Sperber mitfühlend. »Paßt auf ihn auf, Stragen. Ich bin nicht sicher, ob er schwimmen kann. Rettet ihn, falls er sich nicht mehr zu helfen weiß und in den Burggraben springt.«
    Nachdem der Kaiser herumgeführt worden war und alles begutachtet hatte, begann das Bankett. Sperber hatte die Ordensritter umsichtig unter die Gäste verteilt. Sie erwiesen sich jedoch nicht gerade als unterhaltsame Gesprächspartner, da sie sich fast ausschließlich auf die Kerzen und Lampions konzentrierten. »Gott helfe uns, wenn Wind aufkommt!« flüsterte Kalten Sperber zu.
    »Allerdings!« entgegnete der große Pandioner inbrünstig. »Äh – Kalten, alter Freund.«
    »Ja?«
    »Du sollst auf die Kerzen achten, nicht auf das Oberteil von Kaiserin Elysouns Gewand!«
    »Welches Oberteil?«
    »Was für eine unfeine Bemerkung! Konzentriere dich lieber auf deine Aufgaben!«
    »Wie sollen wir diese Herde aufgetakelter Schafe in die Burg treiben, wenn die Glocke schlägt?« Kalten rutschte unbehaglich auf seinem Sitz. Sein grünes Satinwams saß über seinem Bauch etwas eng.
    »Wenn wir es richtig

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