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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Sind die Priester, die dort saufen, angeheitert, kommen sie für gewöhnlich auf die Idee, einen Gottesdienst zu halten. Im Tempel ist eine Glocke, die bestimmt zwanzig Tonnen oder mehr wiegt. Wenn es soweit ist, taumelt einer der betrunkenen Priester zu ihr, greift nach dem Vorschlaghammer, der stets dort bereitliegt, und schlägt damit ein paarmal auf die Glocke. Sie macht den gräßlichsten Lärm, den man sich nur vorstellen kann. Seeleute erzählen, daß sie die Glocke bis zu dreißig Meilen vor der Küste gehört haben. Da es einem betrunkenen Priester jederzeit einfallen kann, auf die Glocke einzuhämmern, achten die Matherioner längst nicht mehr darauf; sie wissen dann schon, daß die Priester sich wieder mal einen Spaß machen. Morgen aber wird das ganz anders sein. Sobald das Lagerhaus sich öffnet, wird die Glocke ihre Botschaft von Hoffnung und Freude hinausschallen. Die Meuchler, die jenen Leuten, mit denen wir ein Wörtchen reden wollen, fast schon an der Kehle sind, werden das Läuten als Aufforderung nehmen, sich an die Arbeit zu machen. Binnen einer Minute werden wir die gesamte Meute in sicherem Gewahrsam haben.«
    »Was ist, wenn sie sich wehren?«
    »Oh, es wird natürlich ein paar Verluste geben.« Caalador zuckte die Schultern. »Man kann kein Omelette machen, ohne Eier zu zerschlagen. Es sind mehrere Dutzend Personen, die wir festnehmen wollen; da können wir es uns doch leisten, ein paar zu verlieren, nicht wahr.«
    »Der Glockenschlag ist auch das Zeichen für Euch, Sperber«, fiel Stragen ein. »Sobald Ihr ihn hört, ist es Zeit, die Bankettgäste Eurer Gemahlin in die Burg zu bringen.«
    »Aber das könnt Ihr nicht tun, Majestät!« protestierte der Innenminister am nächsten Morgen schrill, als Tonnen von Wasser aus riesigen, über den Rasen der Schloßanlage verteilten Rohren in den Burggraben zu fließen begannen.
    »Ach?« fragte Ehlana unschuldsvoll. »Und warum nicht, Minister Kolata?«
    »Äh – nun – äh – der Graben hat keinen dichten Untergrund, Majestät. Das Wasser wird versickern.«
    »Aber das macht doch nichts, Minister Kolata. Es ist ja nur für eine Nacht. Ich bin sicher, daß der Wasserstand im Graben bis zum Ende des Festes hoch genug bleibt.«
    Kolatas Augen weiteten sich bestürzt, als in der Mitte des Grabens plötzlich Luft und schlammiges Wasser in die Höhe sprudelten.
    »Meine Güte!« rief Ehlana und blickte auf den gurgelnden Strudel, der sich an der Stelle bildete. »Dort unten muß es einen alten, vergessenen Keller gegeben haben.« Sie lachte silberhell. »Das wird die Ratten, die dort unten hausen, ziemlich überrascht haben, meint Ihr nicht auch, Exzellenz?«
    Kolatas Gesicht war kreidebleich geworden. »Äh – würdet Ihr mich bitte entschuldigen, Majestät?« bat er. Ohne auf die Antwort zu warten, drehte er sich um und eilte über den Rasen davon.
    »Laß ihn nicht entkommen, Sperber«, sagte Ehlana kühl. »Ich fürchte, Vanions Liste war nicht so vollständig, wie wir gehofft hatten. Wie wär's, wenn du den Innenminister in die Burg bittest, damit du ihm unsere anderen Vorbereitungen zeigen kannst?« Sie tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger aufs Kinn. »Und du könntest Ritter Kalten und Ritter Ulath bitten, sich euch anzuschließen, wenn du Seiner Exzellenz die Folterkammer zeigst. Kaiser Sarabians exzellenter Innenminister möchte Vanions Liste vielleicht noch ein paar Namen hinzufügen.«
    Es war der kühle Gleichmut in ihrer Stimme, der Sperber einen Schauder über den Rücken sandte.
    »Er fühlt sich allmählich gekränkter, als er sich anmerken läßt, Sperber«, sagte Vanion ernst, als die beiden Männer zuschauten, wie Khalads Arbeiter das riesige Tor der Schloßmauer ›dekorierten‹. »Er ist nicht dumm, und er weiß, daß wir ihm nicht alles sagen.«
    »Das läßt sich nicht ändern, Vanion. Er ist zu unberechenbar, als daß wir ihn in alle Einzelheiten einweihen dürften.«
    »Vielseitig wäre eine diplomatischere Formulierung.«
    »Mag sein. Aber wir kennen ihn nicht gut genug, Vanion, und wir sind Fremde hier in Tamuli. Vielleicht führt er ein Tagebuch, dem er alles anvertraut. Das könnte eine tamulische Sitte sein. Es wäre auch durchaus möglich, daß die Kammermaid, die jeden Morgen sein Bett macht, ungehindert Zugang zu dem ganzen Plan hat.«
    »Reine Mutmaßungen, Sperber.«
    »Diese Hinterhalte auf dem Land waren keine Mutmaßungen.«
    »Ihr verdächtigt doch nicht etwa den Kaiser?«
    »Von irgend jemandem muß der

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