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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Ylara. Es war seltsam, daß sowohl Xanetia als auch Cedon in die Vergangenheit gegriffen und diesen archaischen Namen genannt hatten – und noch seltsamer war, daß er Sephrenias Herz so tief berührte.
    Ylara war keine große Ortschaft gewesen, nicht einmal nach styrischen Maßstäben. Styriker hatten sich bereits seit langer Zeit bemüht, die Feindseligkeit der Elenier von sich abzulenken, indem sie sich als die Ärmsten der Armen ausgaben, in armseligen Hütten hausten und Kleidung aus gröbstem, selbstgewebtem Leinen oder selbstgesponnener Wolle trugen. Doch dieses Ylara mit seiner einen Straße, in der man stets im Schlamm versank, mit seinen Hütten aus Lehm und Rutengeflecht war ihr Zuhause gewesen. Sephrenia erinnerte sich an die Liebe und Zärtlichkeit, die sie dort erlebt und die ihre Krönung mit der Geburt ihrer Schwester erreicht hatte. In diesem Augenblick hatte Sephrenia gleichermaßen Erfüllung und Lebenszweck gefunden.
    Das Andenken an dieses kleine, armselige Dorf und seine Wärme und allumfassende Liebe hatte ihr in schlimmen Zeiten Trost geschenkt. Ylara, strahlend in ihrem Gedächtnis, war immer eine Zuflucht gewesen, in die sie sich zurückziehen konnte, wenn sie die Welt und all ihre Grausamkeit nicht mehr ertragen konnte.
    Doch damit war es nun vorbei. Zalastas Niedertracht hatte ihre kostbarste Erinnerung für alle Zeit beschmutzt und geschändet. Jeder Gedanke an Ylara wurde jetzt von Zalastas Gesicht verdrängt, das Sephrenia nun so sah, wie es wahrhaftig war: eine Maske aus Falschheit, Lüsternheit und schändlichstem Haß auf die Kindgöttin, die Sephrenias ein und alles war.
    Die Erinnerung hatte Ylara am Leben erhalten; die Aufdeckung von Zalastas tückischer Falschheit hatte es nun für immer zerstört.
    Sephrenia schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
    Sperber und Vanion fanden Prinzessin Danae, wie sie in einem großen Sessel in einem verdunkelten Gemach ihren düsteren Gedanken nachhing. »Nein«, entgegnete sie entschieden auf die inständige Bitte der beiden Männer. »Ich werde mich nicht einmischen!«
    »Aphrael«, flehte Vanion sie mit Tränen in den Augen an, »es bringt sie um.«
    »Dann stirbt sie eben. Ich kann ihr nicht helfen. Sie muß es ganz allein schaffen. Ich liebe sie viel zu sehr, um sie gerade jetzt in dieser tiefen persönlichen Krise zu verzärteln. Es würde die Bedeutung dieses Leidens mindern – eines Leidens, das sie braucht, um wieder zu sich selbst zu finden.«
    »Du hast doch nichts dagegen, wenn wir ihr zu helfen versuchen?« fragte Sperber verärgert.
    »Ihr könnt versuchen, was ihr wollt – solange du nicht Bhelliom benutzt, Sperber.«
    »Du bist ein sehr grausames kleines Mädchen, ist dir das klar? Ich hatte nicht die Absicht, ein Ungeheuer großzuziehen.«
    »Du wirst mich nicht umstimmen, indem du mich beschimpfst, Sperber. Und versuch ja nicht, mich zu hintergehen! Ihr könnt Sephrenias Hand halten, ihr Blumen schenken, sie küssen und trösten und gut zureden, wenn ihr wollt, aber Bhelliom bleibt, wo er ist! Und jetzt geht und laßt mich allein! Ich bin auch nicht glücklich darüber.« Sie zog die Knie an und legte die Arme heftig um den arg mitgenommenen Rollo, und tiefer Schmerz sprach aus ihren dunklen, glänzenden Augen.
    »Zalasta treibt schon sehr lange ein böses Spiel mit uns, nicht wahr, Anarae?« fragte Bevier am nächsten Morgen, als die Gefährten sich wieder einmal im blauen Wohngemach eingefunden hatten. Alle trugen jetzt bequemere Kleidung, und der lange Tisch an der hinteren Wand diente als Frühstücksbüfett. Königin Ehlana wußte, daß Mahlzeiten nicht unbedingt Zeit für wichtige Besprechungen rauben mußten. Beviers blaues Wams war an der Brust offen: er lümmelte mit ausgestreckten Beinen lässig in seinem Sessel. »Wenn Zalasta für diesen Schatten und die Wolke verantwortlich war, läßt es darauf schließen, daß er irgendwas mit dem Zemochischen Krieg zu tun gehabt hat, nicht wahr?«
    Xanetia nickte. »Zalastas Machenschaften währen seit Jahrhunderten, Herr Ritter. Seine Leidenschaft für Sephrenia reicht bis in seine Kindheit zurück – wie auch sein Haß auf Aphrael, deren Geburt all seine Hoffnung zerstörte. Nur zu gut wußte er, daß die Kindgöttin ihn mit einem einzigen Gedanken auslöschen könnte, würde er sie unmittelbar angreifen. Ebenso wußte er, daß seine Lüste schändlich waren, und daß kein Gott ihn in seinem Kampf gegen Aphrael unterstützen würde. Er grübelte lange darüber nach und

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