Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Pergament heraus und warf es Berit vor die Füße. Dann drehte er sich um und ging davon.
»Weißt du, Berit«, sagte Khalad beinahe sanft, »manchmal bist du sogar noch schroffer als Sperber.«
Berit grinste. »Ich weiß. Ich versuche schließlich, seinem Ruf Ehre zu machen.« Er bückte sich nach dem Pergament, brach das Siegel auf, nahm Ehlanas Haarsträhne heraus und las rasch die Botschaft.
»Nun?« fragte Khalad.
»Nichts, womit man etwas anfangen könnte. Krager schreibt, daß eine Karawanenroute nach Nordwesten führt. Wir sollen ihr folgen. Unterwegs erhalten wir weitere Anweisungen.«
»Meinst du, wir können den Zauber gefahrlos anwenden und mit Aphrael sprechen, wenn wir erst aus der Ortschaft sind?«
»Ich denke schon. Sie hätte es mir bestimmt gesagt, wenn ich ihn hier in Cynesga nicht benutzen dürfte.«
Khalad zuckte die Schultern. »Es bleibt uns sowieso nichts anderes übrig. Schließlich wissen wir nicht, ob Sperber bereits hier war, oder ob er jetzt hier ist, oder ob er noch hierher unterwegs ist. Und wir müssen ihm unbedingt die neuen Anweisungen mitteilen.« »Was meinst du? Sollten wir heute noch aufbrechen?«
»Nein. Es hätte wenig Sinn, in der Dunkelheit umherzuirren. Wir würden vielleicht den Pfad übersehen, und da draußen ist nichts als Wüste.«
»Ich werde nichts tun, was Berit auch nur in die geringste Gefahr bringen könnte«, weigerte Elysoun sich einige Tage später. »Ich mag ihn sehr!«
»Sie haben bereits vor längerer Zeit herausgefunden, daß er sich als Sperber ausgibt«, erinnerte Baroneß Melidere. »Er ist bereits in höchster Gefahr. Wenn Ihr Chacole von seinem Täuschungsmanöver erzählt, wird sie überzeugt sein, daß Ihr Euch auf ihre Seite geschlagen habt – und daß Ihr Zugang zu wichtigen Informationen habt.«
»Vielleicht solltet Ihr sie glauben lassen, daß Euer Gemahl vollkommen vernarrt in Euch ist, Kaiserin Elysoun«, fügte Patriarch Emban hinzu. »Laßt durchblicken, daß er Euch alles erzählt.« »Bist du vernarrt in mich, Sarabian?« fragte sie kokett. »Und wie, mein Schatz.« Er schmunzelte. »Ich bete dich an.«
»Oh, was für ein wundervolles Kompliment.« Sie lächelte glücklich.
Melidere blickte sie in Gedanken versunken an; dann sagte sie: »Ihr könnt euch später gegenseitig anhimmeln, Kinder. Wenn Ihr Chacole von Berits Tarnung erzählt, Elysoun, dann flechtet auch einen Hinweis auf eine Flotte von Kirchenschiffen im Golf von Dakonien ein. Stragen hat dieses Gerücht sorgfältig in die Welt gesetzt; deshalb sollten wir alles tun, daß die Geschichte glaubhaft ist. Nachdem Ihr ihnen von Berits Identitätswechsel erzählt habt, werden sie Euch auch die Geschichte über die Flotte glauben.« Sie blickte den Kaiser an. »Könnte Elysoun noch etwas verraten, ohne daß es uns schadet? Etwas, das die anderen nachprüfen können?« »Muß es was Wichtiges sein?«
»Eigentlich nicht. Hauptsache, es stimmt.« Melidere lächelte. »Man nehme zwei Portionen Wahrheit und eine Portion Lüge und tische es auf. Wenn die Mischung gut ist, werden sie die ganze Sache schlucken.«
Sie waren im ersten Tageslicht aufgebrochen. Als sie einen niedrigen Kamm überquerten und die endlose weiße Salzebene vor sich sahen, in der es kein Leben geben konnte, war die Sonne noch nicht aufgegangen. Die Zeit hatte, genau wie das Klima, jegliche Bedeutung verloren.
»Im Sommer möchte ich da nicht durchreiten müssen«, sagte Kalten. »Ich auch nicht«, pflichtete Sperber ihm bei.
»Der Pfad der Sklavenkarawanen biegt hier nach Norden ab«, bemerkte Bevier, »wahrscheinlich, um diese Ebene zu umgehen. Falls da draußen zufällig eine cynesganische Patrouille über uns stolpert, dürften wir einige Schwierigkeiten haben, sie zu überzeugen, daß wir zu dieser Karawane gehören, der wir gefolgt sind.« Kalten zuckte die Schultern. »Wir werden einfach behaupten, wir hätten uns verirrt. Überlasse mir das Reden, Bevier. Ich verirre mich ständig; deshalb werde ich es ihnen auch am überzeugendsten vorschwindeln können. – Wie weit ist es bis zur anderen Seite, Sperber?« »Nach meiner Karte etwa fünfundsiebzig Meilen.« »Zwei Tage, selbst bei einem Gewaltritt«, schätzte Kalten.
»Und nirgendwo Deckung«, fügte Bevier hinzu. »Da draußen könnte sich nicht einmal eine Spinne verstecken …« Er hielt inne. »Was ist das?« Er deutete auf ein blendendes Licht am gebirgigen Westhorizont.
Talen schaute blinzelnd auf das Leuchten. »Es könnte der
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