Tamuli 3 - Das Verborgene Land
ebenfalls zu vergnügen.« Elysoun blickte die arjunische Kaiserin abschätzend an. Torellia war ein schlankes Mädchen Mitte zwanzig und wie alle Arjunerinnen, sehr unterwürfig, was Chacole offenbar ausnutzte.
»Niemand beschränkt Cieronnas Bewegungsfreiheit«, sagte Chacole.
»Cieronna ist die erste Gemahlin«, erinnerte Elysoun sie, »und die älteste. Wenn schon aus keinem anderen, sollten wir sie allein aus diesem Grund respektieren.« »Ich denke nicht daran, für eine alternde tamulische Matrone die Dienerin zu spielen«, brauste Chacole auf.
»Sie will Euch gar nicht als Dienerin, Chacole«, versicherte Elysoun ihr. »Sie hat bereits mehr Dienstboten, als sie zählen kann – es sei denn, Liatris hat deren Anzahl wieder ein wenig verringert. Cieronna will nur eines von ganzem Herzen – eine prächtigere Krone, als wir anderen sie haben, und das Recht, bei einer feierlichen Prozession uns voraus an der Spitze zu schreiten. Es braucht nicht viel, sie glücklich zu machen. Sie ist nicht gerade die Klügste.« Torellia kicherte. »Da kommt Gahenas!« zischte Chacole.
Die bis zum Kinn in kratzige Wolle gewandete teganische Kaiserin mit den abstehenden Ohren näherte sich ihnen mit mißbilligendem Gesicht – eine Miene, die sie jedesmal aufsetzte, wenn ihr Blick auch nur flüchtig auf die knapp bekleidete Elysoun fiel. »Meine Damen«, grüßte sie mit steifem Nicken.
»Schließt Euch uns an, Gahenas«, forderte Chacole sie auf. »Wir unterhalten uns über Politik.«
Gahenas' Froschaugen leuchteten auf. Teganer lebten und starben für Politik. »Chacole und Torellia wollen eine Bittschrift bei unserem Gemahl einreichen«, erklärte Elysoun. Sie hob die Arme, gähnte herzhaft und reckte sich, so daß ihr nackter Busen sich Gahenas entgegenstreckte. Die teganische Kaiserin wandte rasch den Blick ab.
»Verzeiht, meine Damen«, entschuldigte sich Elysoun, »aber ich bin in der vergangenen Nacht nicht zum Schlafen gekommen.«
»Sind vierundzwanzig Stunden am Tag nicht viel zu wenig für Eure zahlreichen Aktivitäten?« fragte Gahenas spitz.
»Das ist lediglich eine Sache der Planung, Gahenas.« Elysoun zuckte die Schultern. »Man kann alles mögliche schaffen, wenn man seine Zeit nur richtig einteilt. Warum reden wir nicht von etwas anderem, meine Liebe? Ihr mögt mich nicht, und mir ist das völlig egal.
Wir werden einander nie verstehen. Warum sollten wir da mit einem fruchtlosen Versuch unsere Zeit vergeuden?«
»Ihr könnt Euch in der kaiserlichen Schloßanlage frei bewegen, nicht wahr, Elysoun?« fragte Chacole nachdenklich.
Elysoun täuschte neuerliches Gähnen vor, um ihr Lächeln zu verbergen. Chacole war endlich zur Sache gekommen. Elysoun hatte sich bereits gefragt, wie lange sie dazu noch brauchen würde. »Ich kann mehr oder weniger kommen und gehen, wie ich will«, antwortete sie. »Ich nehme an, daß alle Spitzel es leid geworden sind, mich zu überwachen.« »Dürfte ich Euch um einen Gefallen bitten?« »Aber natürlich, gern, Liebste. Was kann ich für Euch tun?«
»Cieronna kann mich nicht ausstehen, und ihre Spione folgen mir auf Schritt und Tritt. Und ich befasse mich derzeit mit einer Sache, von der sie lieber nicht erfahren sollte.«
»Aber Chacole! Soll das heißen, Ihr habt Euch endlich entschlossen, mit Euren Vergnügungen ein bißchen weiterzugehen?«
Die cynesganische Kaiserin blickte sie verständnislos an. Offenbar wußte sie wirklich nicht, was Elysoun damit andeutete.
»Nur keine Scheu, Liebes«, sagte Elysoun und lächelte verschmitzt. »Wir haben doch alle unsere kleinen Vergnügungen hier im Kaiserinnenflügel – sogar Gahenas.« »Ich ganz gewiß nicht!« wehrte die Teganerin entrüstet ab.
»Ach, wirklich, Gahenas? Ich habe Euren neuen Pagen gesehen. Er ist einfach zum Anbeißen! Wer ist denn Euer neuer Liebhaber, Chacole? Ein strammer junger Gardeleutnant? Soll ich ihn für euch ins Schloß schmuggeln?« »Nichts dergleichen, Elysoun.«
»Natürlich nicht!« sagte Elysoun sarkastisch. »Also gut, Chacole. Ich bringe Eure Liebesbriefe hin und her – wenn Ihr sicher seid, daß Ihr mir in der Nähe Eures Liebsten traut. Aber warum wollt Ihr Euch diese Mühe machen, teure Schwester? Gahenas hat doch diesen süßen jungen Pagen, und ich bin sicher, sie hat ihm so allerlei beigebracht – nicht wahr, Gahenas?« Spöttisch zog sie eine Braue hoch. »Verratet mir doch, Liebste, war er noch unberührt? Ehe Ihr ihn in die Finger bekamt, meine ich?«
Gahenas ergriff
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