Tamuli 3 - Das Verborgene Land
würdest du mir bitte helfen?« flüsterte Bevier.
»Ich komme.« Sperber schwamm zu dem Cyriniker hinüber. Dann holten sie gemeinsam den Strick ein, den Bevier durch den Tunnel hinter sich hergezogen hatte. Am anderen Ende des Strickes waren ihre zusammengebundenen Kettenhemden und Schwerter befestigt. »Einen Moment!« warnte Bevier, als der Strick sich plötzlich straffte. »Er ist irgendwo hängengeblieben.« Er nahm ein paar tiefe Atemzüge, tauchte und hangelte sich unter Wasser zurück.
Sperber wartete. Unwillkürlich hielt er ebenfalls den Atem an. Dann kam der Strick frei, und Sperber zog ihn rasch zu sich. Bevier schoß an die Wasseroberfläche und stieß den Atem aus.
»Bist du sicher, daß du nicht von Fischen abstammst?« fragte Sperber.
Bevier lachte. »Oh, ich habe schon immer eine kräftige Lunge gehabt. Meinst du, wir sollten unsere Schwerter herausholen?«
»Fragen wir Aphrael«, entschied Sperber und schaute sich um. »Ich sehe hier nirgendwo eine Möglichkeit, aus dem Wasser zu steigen.«
»Was jetzt?« fragte Talen die Göttin. »Wir schwimmen hier am Grund eines Brunnens herum!« Er blickte die glatten Seiten des Brunnenschachts hinauf. »Da oben sind ein paar Ausbuchtungen, aber ich sehe keine Möglichkeit, wie wir zu ihnen gelangen könnten.« »Hast du es mitgebracht, Mirtai?« erkundigte sich Aphrael.
Die Riesin nickte. »Entschuldigt mich für einen Moment«, bat sie; dann sank sie unter die Wasseroberfläche und zog ihren Kittel über den Kopf. »Was tut sie da?« Talen spähte durch das klare Wasser.
»Sie zieht sich aus«, antwortete Aphrael. »Und sie braucht deine Hilfe nicht. Also halte deine Augen im Zaum.«
»Du läufst die ganze Zeit nackt herum! Warum macht es dir da was aus, wenn wir zusehen, wie Mirtai sich entkleidet?« beklagte er sich.
»Das ist etwas ganz anderes!« erwiderte sie von oben herab. »Also, tu schon, was ich dir gesagt habe!«
Talen strampelte im Wasser herum, bis sein Rücken Mirtai zugewandt war. »Ich werde sie nie verstehen!« brummelte er.
»O doch, das wirst du, Talen«, versicherte sie ihm in geheimnisvollem Tonfall. »Aber jetzt noch nicht. In ein paar Jahren werde ich dir das alles erklären.«
Mirtai tauchte wieder auf und hielt das zusammengerollte Seil in die Höhe, das sie sich unter ihrem Kittel über die Schulter geschlungen hatte. »Ich brauche etwas, worauf ich stehen kann, Aphrael«, sagte sie und hob den Enterhaken, der an einem Ende des Seils befestigt war. »Ich kann den Haken nicht werfen, solange ich im Wasser keinen festen Boden unter den Füßen habe.«
»Also dann, meine Herren«, mahnte Aphrael sittsam. »Blickt nach vorn!«
Sperbers Lächeln blieb in der Dunkelheit verborgen. Talen hatte recht. Aphrael schien sich ihrer eigenen Blöße kaum bewußt zu sein, doch Mirtais Nacktheit war etwas völlig anderes für sie. Er hörte, wie Wasser von der glatten Haut der bronzefarbenen Riesin rann, als sie sich erhob, um unmittelbar auf der Wasseroberfläche zu stehen, wie er vermutete.
Dann vernahm er das Pfeifen des Enterhakens, als Mirtai ihn in immer weiteren Kreisen schwang. Dann verstummte das Pfeifen für einen endlos scheinenden Augenblick. Das Klirren von Stahl auf Stein war von hoch oben zu vernehmen, gefolgt von einem Scharren, als die Hakenspitzen sich eingruben. »Guter Wurf«, lobte Aphrael.
»Zufall«, entgegnete Mirtai. »Normalerweise brauche ich zwei oder drei Würfe.« Sperber spürte flüchtig eine Hand auf der Schulter. »Da!« sagte Mirtai und drückte ihm das Seil in die Hand. »Haltet es, bis ich mich angezogen habe. Dann klettern wir hinauf und suchen Eure Gemahlin.«
»Was, in aller Welt, tust du da, Bergsten?«
Der Patriarch von Emsat fuhr heftig zusammen. Er riß den Kopf herum und starrte den Gott an, der soeben lautlos hinter ihn getreten war.
»Ihr sollt euch doch beeilen, oder habt ihr das vergessen?« rügte Setras ihn. »Aphrael will, daß am Morgen alle an Ort und Stelle sind!«
»Wir sind auf einige von Klæls Soldaten gestoßen, Gott Setras«, grollte Ritter Heldin. »Sie befinden sich in jener Höhle.« Er zeigte auf die gerade noch erkennbare Öffnung auf der gegenüberliegenden Seite der Klamm.
»Warum seid ihr nicht gegen diese Ungeheuer vorgegangen? Ich habe euch doch gesagt, wie ihr es anstellen müßt!«
»Wir haben eine Laterne hineingestellt, aber innerhalb der Höhle befindet sich eine Tür, Setras-Gott«, erklärte Atana Maris.
»Dann öffnet sie, teure Dame!« forderte
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