Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Schmerzen vor Alean zu verbergen. Das sanfte Mädchen mit den großen Rehaugen weinte nun fast ständig, so sehr machten ihr Schmerz und Angst und die Aussichtslosigkeit ihrer Lage zu schaffen.
    Ehlana riß ihre Gedanken in die Gegenwart zurück und schaute sich verstohlen um. Der Abend war nicht mehr fern. Der wolkenbedeckte Himmel verdunkelte sich allmählich, und die Zeit, die Ehlana jeden Tag am meisten fürchtete, rückte unaufhaltsam näher.
    Scarpa blickte voll Verachtung auf Keska, der wie eine welke Pflanze, der Erschöpfung nahe, in seinem Sattel zusammengesunken war. »Das ist weit genug!« rief er. »Schlagt das Lager auf und holt die Weibsen von den Pferden.« Seine harten Augen glänzten, als er Ehlana ins Gesicht blickte. »Es ist wieder Zeit, daß die schlampige Königin von Elenien um ihr Abendessen bettelt. Ich kann nur hoffen, daß sie es diesmal mit etwas größerer Überzeugungskraft und Hingabe tut. Es schmerzt mich, ihre Bitte abzuschlagen, wenn sie nicht demütig und unterwürfig genug dargebracht wird.«
    »Ehlana«, flüsterte Krager und tippte ihr auf die Schulter. Das Feuer war zur Glut niedergebrannt, und Ehlana konnte von der anderen Seite ihres behelfsmäßigen Lagers Schnarchen hören.
»Ja?« fragte sie knapp.
    »Nicht so laut!« Er trug immer noch das schwarze Lederwams der Peloi; sein geschorener Schädel setzte nur kärgliche Haarstoppeln an, und sein nach Wein riechender Atem war schier umwerfend. »Ich tue Euch einen Gefallen, also bringt mich nicht in Gefahr. Ich vermute, Euch ist inzwischen klar, daß Scarpa wahnsinnig ist.«
    »Ach, wirklich?« erwiderte sie spöttisch. »Wer hätte das gedacht!«
    »Bitte, macht es mir nicht noch schwerer. Offenbar habe ich mich einer kleinen Fehleinschätzung schuldig gemacht. Wäre mir bewußt gewesen, wie verrückt dieser halbstyrische Bastard ist, hätte ich mich nie bereit erklärt, bei diesem Abenteuer mitzumachen!«
    »Was ist das für eine seltsame Faszination, die Euch immer wieder zu Geisteskranken zieht, Krager?«
    Er zuckte die Schultern. »Möglicherweise mein eigener kleiner Wahnsinn, wer weiß? Scarpa bildet sich tatsächlich ein, er könne seinen Vater hintergehen, ja, sogar Cyrgon! Er glaubt nicht ernsthaft daran, daß Sperber Bhelliom hergeben wird, um Euch zurückzubekommen, und es ist ihm fast schon geglückt, auch die anderen davon zu überzeugen. Ich bin sicher, Ihr habt bemerkt, was er von Frauen hält.« »Das hat er oft genug bewiesen«, erwiderte sie verbittert. »Teilt er etwa Baron Harparins Vorliebe für Knaben?«
    »Scarpa liebt nichts und niemanden außer sich selbst. Er ist seine einzige Leidenschaft. Ich habe gesehen, mit welcher Sorgfalt er stundenlang seinen Bart pflegt. Das gibt ihm Muße, sich im Spiegel zu bewundern. Ihr hattet noch keine Gelegenheit, seine liebenswerte Persönlichkeit in ihrer vollen Entfaltung zu erleben. Die Aufgaben auf dieser Reise halten seinen Geist beschäftigt, wie er es zu nennen beliebt. Aber wartet, bis wir erst in Natayos sind! Dann werdet Ihr sehen, wie er seinem Wahn freien Lauf läßt. Im Vergleich mit ihm kommen mir Martel und Annias wie die Vernunft in Person vor. Ich kann es nicht riskieren, zu lange zu bleiben, also hört gut zu. Scarpa glaubt, daß Sperber Bhelliom zwar mitbringen wird, wenn er kommt, aber er ist überzeugt, daß er ihn nicht mitbringt, um ihn gegen Euch auszutauschen, sondern daß Euer Gemahl nur kommt, um gegen Cyrgon zu kämpfen. Und Scarpa ist sicher, daß sie sich in diesem Kampf gegenseitig vernichten werden.«
    »Sperber hat Bhelliom, Narr, und Bhelliom verspeist Götter zum Frühstück!« »Ich bin nicht hier, um mit Euch darüber zu streiten. Vielleicht würde Sperber als Sieger aus dem Kampf hervorgehen, vielleicht auch nicht. Aber das steht nicht zur Debatte. Entscheidend ist, daß Scarpa es glaubt. Und das tut er. Er hat sich eingeredet, daß Sperber und Cyrgon bis zur gegenseitigen Vernichtung kämpfen werden. Und was bleibt? Bhelliom! Scarpa glaubt, nach dem Kampf könne er Bhelliom wie einen Kieselstein vom Boden auflesen.« »Was ist mit Zalasta?«
    »Scarpa rechnet nicht damit, daß Zalasta noch existiert, wenn der Kampf erst vorüber ist, da bin ich sicher. Scarpa ist bereit, jeden zu töten, der ihm im Weg steht.«
»Er würde seinen eigenen Vater umbringen?«
    Krager zuckte die Schultern. »Blutsbande bedeuten Scarpa nichts. Vor längerer Zeit kam er auf den Gedanken, daß seine Mutter und seine Halbschwestern zu viel über ihn

Weitere Kostenlose Bücher