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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wußten, was die Behörden nicht erfahren sollten, deshalb tötete er sie. Doch er haßte sie ohnehin; deshalb hat das vielleicht nicht viel zu besagen. Falls Sperber und Cyrgon einander wirklich töten, und falls Zalasta während der Festlichkeiten plötzlich und unerwartet sein Leben läßt, könnte Scarpa der einzige Verbliebene sein, der Bhelliom tatsächlich in seinen Besitz bringt. Er hat eine ganze Armee in diesen Urwäldern, und wenn er obendrein noch über Bhelliom verfügt, könnte er seine wahnsinnigen Pläne verwirklichen. Er wird gegen Matherion marschieren, die Stadt einnehmen und die Regierung niedermetzeln. Dann krönt er sich selbst zum Kaiser. Ich persönlich setze allerdings dagegen. Also haltet um der Götter willen Euer Temperament im Zaum! Ihr seid für seine Pläne nicht von entscheidender Wichtigkeit, wohl aber für Zalastas Vorhaben – und die meinen. Wenn Ihr irgend etwas tut, das Scarpa in Rage bringt, wird er Euch so schnell umbringen, wie er Elron befahl, Eure Hofdame zu töten. Zalasta und ich sind der Meinung, daß Sperber Bhelliom gegen Euch austauschen wird – aber dazu müßt Ihr noch am Leben sein. Bringt diesen Wahnsinnigen nicht in Wut! Wenn er Euch tötet, ist es das Ende all unserer Pläne.«
    »Warum erzählt Ihr mir das, Krager? Da ist doch noch etwas, oder?«
    »Natürlich. Wenn die Sache für uns schiefgeht, möchte ich gern, daß Ihr bei der Verhandlung zu meinen Gunsten aussagt.«
    »Ich fürchte, daraus wird nichts mehr«, entgegnete Ehlana mit bissiger Ironie. »Ihr werdet nicht vor Gericht gestellt, Krager. Sperber hat Euch bereits Khalad überlassen, und Khalad hat etwas anderes mit Euch vor.« »Khalad?« fragte Krager.
    »Kuriks ältester Sohn. Er glaubt, daß Ihr am Tod seines Vaters beteiligt gewesen seid, und deshalb fühlt er sich verpflichtet, Euch zur Rechenschaft zu ziehen. Ich nehme an, Ihr könntet versuchen, es ihm auszureden – doch dann kann ich Euch nur raten, sehr, sehr schnell zu reden. Khalad ist kein Freund vieler Worte. Wahrscheinlich hängt Ihr schon vor einem Fleischerhaken, ehe Ihr den Mund aufgemacht habt.«
    Krager schwieg und stahl sich davon. Sein geschorener Schädel schimmerte bleich in der Dunkelheit. Ehlana mußte sich eingestehen, daß sie keinen großen Sieg errungen hatte, doch in ihrer Lage boten Siege jeglicher Art wenigstens ein bißchen Befriedigung. »Tun sie das wirklich?« Scarpas rauhe Stimme verriet Gier.
    »Es ist eine alte Sitte, Euer Liebden«, erwiderte Ehlana unterwürfig und hielt die Augen gesenkt, während sie auf dem schlammigen Pfad weiterritten. »Kaiser Sarabian beabsichtigt jedoch, damit Schluß zu machen.«
    »Diese alte Sitte wird nach meiner Krönung sofort wieder eingeführt!« Scarpas Augen glänzten. »Es ist die angemessene Form, einem Menschen den gebührenden Respekt zu erweisen.« In grotesker Nachahmung der kaiserlichen Robe hatte Scarpa sich einen alten Purpurumhang, speckig und glänzend vom vielen Tragen, theatralisch über eine Schulter geschlungen. Nun warf er sich bei jeder Erklärung in lächerliche Posen.
    »Wie es Euch beliebt, Freiherr Scarpa.« Es war mühsam, das gleiche immer wieder aufs neue durchzugehen, doch es hielt Scarpas Gedanken beschäftigt, und wenn seine Aufmerksamkeit voll auf die Zeremonien und Gebräuche am Kaiserhof von Matherion gerichtet war, dachte er sich keine neuen Grausamkeiten aus, mit denen er seinen Gefangenen das Leben unerträglich machen konnte.
    »Beschreib es noch mal!« befahl er. »Ich will ganz genau wissen, wie es getan werden muß, damit ich jene bestrafen kann, die es nicht richtig machen!«
    Ehlana seufzte. »Sobald sich der Kaiser nähert, knien die Hofleute nieder …«
»Auf beide Knie?«
»Ja, Euer Liebden.«
    »Großartig! Einfach großartig!« rief er verzückt. »Weiter! Mach weiter!«
    »Dann, während der Kaiser vorbeischreitet, beugen sie sich nach vorn, drücken ihre Handflächen auf den Boden und berühren mit der Stirn die Fliesen.«
    »Wunderbar!« Plötzlich kicherte er. Es war ein so hoher, fast jungmädchenhafter Laut, daß Ehlana unwillkürlich zusammenfuhr. Sie musterte ihn aus den Augenwinkeln. Sein Gesicht war zu einem Ausdruck grotesken Fanatismus verzerrt. Plötzlich weiteten sich seine Augen, und seine Miene verriet eine beinahe religiöse Ekstase. »Und die Tamuler, die sich als Herren der Welt betrachten, werden von mir beherrscht!« Mit klingender, bombastischer Stimme rief er: »Alle Macht wird mein sein! Die Herrschaft

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