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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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können, selbst wenn sie nur neugierig waren.
    Cobb und Link hatten bitteren Streit über Selbstverteidigung. Bisher habe ich es fertiggebracht, neutral zu bleiben, aber meine Sympathien liegen momentan bei Cobb. Dennoch, mein Wunsch, am Leben zu bleiben, würde mich nicht davon abhalten, mich schrecklich schuldig zu fühlen, müßten wir auch nur einige Marsianer töten.
    Wir hatten in den letzten Tagen eine Reihe von Offenbarungen. Schiapaprelli hatte recht. Und Percival Lowell, der exzentrische Genius meines Heimatstaates – er war nicht ein solch fehlbarer Beobachter, wie wir alle es während des vergangenen Jahrhunderts angenommen hatten.
    Ich habe noch eine Stunde, bevor ich zum Lander zurückkehren muß, um mich zu meinen schlafenden Kameraden zu gesellen. Solange kann ich hier in der Kälte bleiben. Die Einsamkeit könnte mich jedoch früher bedrücken. Ich weiß nicht, warum ich hier rausgekommen bin; vielleicht nur, um meinen Kopf klar zu bekommen. Wir befanden uns alle in einer solch gezwungenen, straff kontrollierten, o so gut getarnten Panik. Ich mußte wissen, was ich von der ganzen Situation zu halten hatte – ohne Unterstützung von meinen Kameraden.
    Die Plateauwand und der Boden von Edom sind so öde. Mit Ausnahme der Abdrücke von Tausenden von Füßen um mich herum… Leer und leblos.
    Morgen früh werden wir die eingedrückten Steuerbordschlittenrampen abstützen und einen automatischen Notfallauslöser für die RATO-Einheit an dem Segler aufbauen. Seine Tragflächen waren bereits teilweise für eine Strukturinspektion ausgebreitet – vollendet, gerade bevor die Wintertruppen angriffen –, und wir hatten den Treibstofftransfer vom Lander zum Orbitbooster abgeschlossen. Wenn der Segler uns über den dritten Jetstrom hinaus gebracht hatte, hofften wir durch vorsichtiges Manövrieren in gerade der richtigen Position zu sein, um unsere kleine Kapsel zu starten. Ein paar Minuten feuern, und wir können an den Orbiter andocken, wenn Willy uns aufsammeln will.
    Wenn wir es nicht schaffen, werden diese Aufzeichnungen alles sein, was eines Tages erklären wird, warum wir es nicht zurück geschafft haben. Ich werde die Helmaufzeichnungen, angehäuft mit Flugtelemetrie und anderen Daten in computerannotiertem Wirrwarr, in den Lander-Telterm futtern und den Computer anweisen, alles auf Hardcopy-Glasdisks abzuspeichern.
    Der Staubsturm, der unsere Direktantenne sandgestrahlt und mich zu diesem Notbehelf gezwungen hatte, war vor zwei Tagen abgeflaut. Wir hatten unsere neueste Entdeckung noch nicht der Missionskontrolle berichtet. Immerhin ist das eine Angelegenheit von Minuten. Wir wollen keine Fehler machen und die Leute auf der Erde in Aufruhr bringen.
    So ist die Situation mit der Kommunikation. Wir können nicht länger direkt mit der Erde kommunizieren. Wir müssen mit dem Kapselradio vorlieb nehmen, bei dem Willy einen Sender hereinbekommen muß, um ihn zum Weitersenden zu verstärken, wann immer die Bedingungen gut genug sind. Im Augenblick sind die Bedingungen schrecklich. Der solare Sturm, der uns auf unseren Ikarusfersen hinaus gefolgt war und uns tief in Willys geräumigen Körper zwang, war immer noch aktiv. Der Effekt auf die Marsatmosphäre war überaus überraschend gewesen.
    Es gibt einen weiteren Kommunikator am Rumpf des Seglers, aber er ist von nur kurzer Reichweite und für nur wenig mehr als Telemetrie tauglich. Also haben wir sehr wirre Übertragungen, die ausgestrahlt werden, ziemlich klar zurückkommen und dann für ungefähr zwanzig Minuten einen kompletten Blackout haben, wenn Willy aus der Sichtlinie ist, hinter oder unter dem Mars.
    Wir sind vielleicht imstande, Willy mit dem Vermessungslaser, der an Signalübertragungen adaptiert werden könnte, zu treffen. Im Augenblick sparen wir uns das noch für die wirklich wichtige Kommunikation auf – für den Zeitpunkt des Startes und die ungefähre Höhe, kalkuliert nach dem Treibstoff, den wir nach der Explosion der Transferleitung noch übrig haben… war es drei Tage her? Als die Nacht kälter wurde, als die Ingenieure für möglich gehalten hatten und die Isolation der Spezialisten übertraf.
    Ich gehe jetzt wieder rein. Es gibt zu viel hier draußen. Zu dunkel. Keine Monde zu sehen.
     
    An der Tastatur. Unten für einen sinnvollen Monolog.
    Missionskommander Linker, Erster Pilot Cobb und ich selbst, Missionsspezialist Mercer, haben neunzig Prozent der örtlichen Untersuchungsarbeiten vollendet und sie mit Willys detaillierter

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