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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gebraucht.« Er ging im Wohnzimmer herum, bis er sich so schwer in einen Stuhl fallen ließ, wie sein leichtes Gerippe es zuließ.
    »Ich bin abgelenkt worden«, gab Tuthy zu.
    »Von dem Jungen?«
    »Eigentlich schon. Ein recht talentierter Bursche…«
    »Hören Sie zu, das hier bedeutet eine Menge Schwierigkeiten für mich. Ich habe garantiert, daß die Studie heute fertig ist. Wie stehe ich jetzt da.« Hockrum verzog frustriert das Gesicht. »Was, zur Hölle, tun sie mit diesem Jungen?«
    »Tatsächlich unterrichte ich ihn. Oder besser gesagt, er unterrichtet mich. Gerade jetzt bauen wir einen vierdimensionalen Kegel, einen Teil eines Lautsprechersystems. Der materielle Teil des Kegels ist dreidimensional, aber das Magnetfeld bildet eine vierdimensionale Erweiterung…«
    »Haben Sie je daran gedacht, wie das aussieht, Peter?« fragte Hockrum.
    »Es sieht auf dem Monitor sehr merkwürdig aus, das kann ich Ihnen garantieren…«
    »Ich rede von Ihnen und dem Jungen.«
    Tuthys heiterer, interessierter Ausdruck zerfiel langsam in eine lange, tief gezeichnete Bestürzung. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich weiß eine Menge über Sie, Peter. Woher Sie kommen, warum Sie gehen mußten… Es sieht einfach nicht gut aus.«
    Tuthys Gesicht lief purpurrot an.
    »Halten Sie ihn von hier fern«, riet Hockrum.
    Tuthy stand auf. »Ich will, daß Sie das Haus verlassen«, sagte er ruhig. »Unsere Verbindung ist hiermit zu Ende.«
    »Ich schwöre«, sagte Hockrum mit tiefer und kühler Stimme und starrte Tuthy unter seinen Brauen hervor an, »ich werde es den Eltern des Jungen sagen. Denken Sie etwa, sie wollen, daß ihr Kind bei einem alten – entschuldigen Sie den Ausdruck – Schwulen herumhängt?
    Ich werde es ihnen sagen, wenn Sie das Machbarkeitsurteil nicht erbringen. Ich denke, Sie können es bis zum Ende der Woche schaffen – zwei Tage. Oder nicht?«
    »Nein. Ich denke nicht«, sagte Tuthy. »Bitte gehen Sie jetzt.«
    »Ich weiß, Sie sind illegal. Es gibt keine Aufzeichnung über ihre Einreise ins Land. Mit den Problemen, die Sie in England hatten, sind Sie sicher kein erwünschter Ausländer. Ich werde es den Behörden melden. Sie werden abgeschoben werden.«
    »Ich habe keine Zeit, die Arbeit zu erledigen«, sagte Tuthy.
    »Nehmen Sie sich Zeit. Anstatt das Kind zu ›bilden‹.«
    »Hinaus!«
    »Zwei Tage, Peter.«
     
    Während des Abendessens erklärte Tuthy Lauren den Wortwechsel, den er mit Hockrum gehabt hatte. »Er denkt, ich treibe es mit Pal. Unsäglicher Bastard. Ich werde nie mehr für ihn arbeiten.«
    »Dann wenden wir uns am besten an einen Anwalt«, sagte Lauren. »Du bist sicher, du kannst ihn nicht… zufriedenstellen, seine Schwierigkeiten beheben?«
    »Ich könnte sein kleines Problem innerhalb von einigen Stunden für ihn lösen. Aber ich will ihn nicht mehr sehen oder noch einmal mit ihm sprechen.«
    »Er wird dir deine Ausrüstung wegnehmen.«
    Tuthy blinzelte und wedelte hilflos mit der Hand durch die Luft. »Dann müssen wir eben schnell arbeiten, nicht wahr? Ah, Lauren, du warst eine Närrin, mich hierher zu bringen. Du hättest mich verrotten lassen sollen.«
    »Sie haben alles ignoriert, was du für sie getan hast«, sagte Lauren bitter. »Du hast während des Krieges ihre Haut gerettet und dann… Sie hätten dich hinter Schloß und Riegel gebracht.« Sie starrte durch das Küchenfenster in den bewölkten Himmel und den Wald draußen.
    Der Kegel lag, gebadet von der morgendlichen Sonne, auf dem Tisch neben dem Fenster und war an den Minicomputer und das Tronklavier angeschlossen. Pal ordnete die von ihm komponierten Noten auf einem Notenständer vor dem Synthesizer an. »Es ist wie Bach«, sagte er, »aber ich werde es für sie besser spielen. Es hat eine Art Über-Rhythmus, den ich auf dem uben gelegenen Teil der Lautsprecher spiele.«
    »Warum tun wir das, Pal?« fragte Tuthy, als der Jungen sich an das Keyboard setzte.
    »Sie gehören eigentlich nicht hierher, nicht wahr Peter?« fragte Pal zurück. Tuthy starrte ihn an.
    »Ich meine, Miss Davies und Sie kommen gut zurecht – aber gehören Sie nun hierher?«
    »Wie kommst du darauf, ich gehörte nicht hierher?«
    »Ich habe einige Bücher in der Schulbibliothek gelesen. Über den Krieg und das alles. Ich habe ›Enigma‹ und ›Ultra‹ nachgeschlagen. Ich fand einen Typ namens Peter Thornton. Seine Fotos – er sieht aus wie Sie. Die Bücher machen ihn, wie es aussieht, zu einem Helden.«
    Tuthy lächelte matt.
    »Aber da war

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