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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Tuthy.
    »Jetzt habe ich ein wichtiges Stück Arbeit für Sie…« Und Hockrum umriß ein weiteres Problem. Tuthy durchdachte es einige Minuten lang und schüttelte dann den Kopf.
    »Höchst schwierig, Irving. Pionierarbeit. Es braucht wenigstens einen Monat, nur um zu sehen, ob es überhaupt machbar ist.«
    »Das ist alles, was ich jetzt wissen muß – ob es machbar ist. Es hängt viel davon ab, Peter.« Hockrum verschränkte die Hände vor sich und sah sogar noch blasser und noch müder aus als bei seinem Eintreten in die Küche. »Sie lassen es mich bald wissen?«
    »Ich werde mich gleich dransetzen«, sagte Tuthy.
    »Protege?« fragte er und deutete auf Pal. Es lag ein spekulativer Ausdruck in seinem Gesicht, beinahe ein anzügliches Grinsen.
    »Nein, ein junger Freund. Er interessiert sich für Musik«, sagte Tuthy. »Tatsächlich ist er bei Mozart verdammt gut.«
    »Ich helfe ihm bei seinen Tesserakten«, behauptete Pal.
    »Ich hoffe, du störst Peters Arbeit nicht. Peters Arbeit ist sehr wichtig.«
    Pal schüttelte würdevoll den Kopf. »Gut«, sagte Hockrum und verließ mit dem Ordner unter dem Arm das Haus.
    Tuthy kehrte, gefolgt von Pal, in sein Büro zurück. Lauren versuchte in der Küche zu arbeiten. Sie saß mit einem Füllfederhalter und einem Block da, aber die Worte wollten nicht kommen. Hockrum bereitete ihr stets Sorgen. Sie stieg die Treppe hoch und stellte sich in die offene Tür des Büros. Das tat sie des öfteren; ihre Gegenwart störte Tuthy nicht, der unter allen möglichen widrigen Bedingungen arbeiten konnte.
    »Wer war der Mann?« fragte Pal Tuthy.
    »Ich arbeite für ihn«, sagte Tuthy. »Er ist bei einer großen Elektronikfirma beschäftigt. Er leiht mir den größten Teil der Ausrüstung, die ich benutze. Die Computer, die hochauflösenden Monitore. Er kommt mit Problemen zu mir und nimmt dann meine Lösungen mit zurück zu seinen Bossen und behauptet, er hätte die Arbeit gemacht.«
    »Das hört sich blöd an«, sagte Pal. »Welche Art von Problemen?«
    »Codes, Verschlüsselungen. Computersicherheit. Das war einmal mein Fachgebiet.«
    »Sie meinen, wie Zäune aufbauen oder sowas?« fragte Pal mit munter werdendem Gesicht. »Wir haben in der Schule einiges darüber gelernt.«
    »Viel komplizierter, fürchte ich«, sagte Tuthy grinsend. »Hast du je von dem deutschen ›Enigma‹ oder dem ›Ultra‹-Projekt gehört?«
    Pal schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich auch nicht gedacht. Laß uns nun eine andere Figur probieren.« Er rief eine weitere Routine des Vierraum-Programms auf und setzte Pal vor den Bildschirm. »Also, wie würde zum Beispiel eine Hyperkugel aussehen, wenn sie in unseren Raum eindringen würde?«
    Pal dachte einen Moment lang nach. »Ziemlich seltsam«, sagte er.
    »Nicht wirklich. Du hast die Visualisierungen beobachtet.«
    »Oh, in unseren Raum. Das ist leicht. Es sieht genau wie ein Ballon aus, der sich wie aus dem Nichts aufbläst und wieder zusammenschrumpft. Es ist schwerer zu erkennen, wie eine Hyperkugel aussieht, wenn sie real ist. Rinks von uns, meine ich.«
    »Rinks?« fragte Tuthy.
    »Sicher. Rinks und lechts. Uben und onten. Wie auch immer die Richtungen genannt werden.«
    Tuthy starrte den Jungen an. Niemand von ihnen hatte Lauren in der Tür bemerkt. »Die richtigen Termini sind ana und kata«, sagte Tuthy. »Wie sieht sie aus?«
    Pal gestikulierte, deutete zwei breite Flügel mit den Armen an. »Wie ein Ball und wie ein Hufeisen, was davon abhängt, von wo aus man sie betrachtet. Wie ein von Bienen gestochener Ballon, denke ich, aber überall glatt, nicht knotig.«
    Tuthy starrte noch immer, dann fragte er ruhig: »Du siehst sie tatsächlich?«
    »Sicher«, sagte Pal. »Ist das nicht, was Ihr Programm bewirken soll – solche Dinge sehen zu lassen?«
    Tuthy nickte ungläubig.
    »Kann ich jetzt das Tronklavier spielen?«
    Lauren wich von der Tür zurück. Sie spürte, daß sie etwas Bedeutsames belauscht hatte, es aber nicht verstand. Eine Stunde später kam Tuthy herunter und ließ Pal eine Telemann-Melodie auf dem Synthesizer spielen. Er setzte sich mit ihr an den Küchentisch. »Das Programm funktioniert«, sagte er. »Es funktioniert nicht bei mir, aber bei ihm. Ich habe ihm nur seitenverkehrte Schattenbilder gezeigt. Er hat es auf Anhieb kapiert und dann ist er weggegangen und hat Haydn gespielt. Er ist durch alle meine Noten durch. Das Kind ist ein Genie.«
    »Meinst du musikalisch?«
    Er sah sie direkt an und runzelte die Stirn. »Ja, ich

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