Tango der Leidenschaft
bitte um acht Uhr bereit.“
Immer noch ganz benommen von dem, was sie soeben erfahren hatte, beendete Isobel ihr Frühstück und ging hinaus in die Eingangshalle. Sie bemerkte, dass jemand die Post vor die Tür gelegt hatte und hob sie auf. Es war eine von den Boulevardzeitungen dabei, die Juanita so gerne las.
Als Isobel sie aufschlug, sprang ihr eine riesige Schlagzeile in die Augen, die verkündete, dass Ana Perez wieder in der Stadt war. Daneben sah man ein altes Foto von Rafael und Ana. Es war kurz nach ihrer Verlobung aufgenommen worden und zeigte die beiden Hand in Hand. Die andere Hand hielt Rafael vor Anas Gesicht, um sie vor den zudringlichen Paparazzi zu schützen. Wie jung er aussah und so voller Leben! Isobel konnte sich nicht erinnern, dass er jemals in ihrer Gegenwart diesen sanften Blick gehabt hätte.
Sie fühlte sich miserabel. Als die Haushälterin erschien, drückte Isobel ihr wortlos die Post in die Hand und verschwand, während Juanita sofort die Zeitung aufschlug und neugierig zu lesen begann.
„Ich glaube, Sie sind Tänzerin, nicht wahr?“
Isobel schenkte Rita, der Frau von Rafaels Geschäftspartner, ein schwaches Lächeln und versuchte, den leichten Kopfschmerz zu ignorieren. Hatte sie etwa ein Gläschen zu viel getrunken? „Na ja, nicht ganz. Obwohl ich, als ich in Paris lebte, Tango unterrichtete.“
„Mein Mann und ich waren gestern Abend bei einer Tangovorführung. Es war das Erotischste, was ich je gesehen habe. Wenn ich nur so tanzen könnte!“, schwärmte Rita.
Isobel erinnerte sich plötzlich an ihren Tango mit Rafael in Paris und wurde unwillkürlich rot. Hastig trank sie noch einen Schluck des köstlichen Merlots. Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte, wenn sie dauernd an ihrem Rotwein nippte. Aber sie musste sich beruhigen. Sie wollte nicht daran denken, was Rafael heute Nacht von ihr erwartete.
„Trink nicht so viel, Isobel. Ich möchte dich nicht aus dem Lokal tragen müssen“, sagte Rafael so leise, dass nur sie es hören konnte. Er lächelte dabei, aber ihr entging nicht sein warnender Blick. Und der weckte ihren Widerspruchsgeist. Trotzig griff sie wieder nach ihrem Glas und nahm einen noch größeren Schluck.
„Bei Gelegenheit tanzen Isobel und ich gerne Tango für Sie“, meinte er liebenswürdig an Rita gewandt. „Und wenn Sie länger bleiben, könnte sie Ihnen vielleicht Unterricht geben.“
„Aber … oh, nein. Das kann ich doch nicht erwarten …“, stotterte die Frau verlegen.
Sie tat Isobel leid. „Doch, doch, ich bringe Ihnen gerne die Grundschritte bei“, meinte sie mit ehrlicher Herzlichkeit. „Das ist überhaupt kein Problem. Bei der vielen Zeit, die ich habe, weiß ich sowieso nichts mit mir anzufangen.“
Die Frau blickte von Rafael zu Isobel. Ihr war der bittere Unterton nicht entgangen, der in Isobels Worten mitschwang. „Das wäre wunderbar, meine Liebe. Vielen Dank.“
Isobel trank wieder einen Schluck und freute sich insgeheim über Rafaels missbilligende Blicke. Sollte er doch schauen. Und überhaupt, für wen hielt sich dieser arrogante Typ eigentlich?
Ihr gegenüber saß Ritas Ehemann Bob. Er begann jetzt ein Gespräch mit ihr. Nach einiger Zeit merkte Isobel, dass sie immer größere Mühe hatte, die Worte klar auszusprechen. Auch konnte sie der Unterhaltung nicht mehr so recht folgen. Sie musste unbedingt an die frische Luft. Aber als sie aufstand, wurde ihr so schwindelig, dass sie auf ihren Stuhl zurücksank. Sofort spürte sie Rafaels Arm, der sie stützte. Er murmelte etwas Ähnliches wie … dass sie jetzt nach Hause müssten, …es sei ein langer Tag gewesen und so weiter. Dann führte er sie aus dem Restaurant.
Erst im Wagen wurde Isobel bewusst, wie wütend Rafael war. Aber der Alkohol verschaffte ihr eine angenehme Distanz zu ihm. Er wirkte wie ein Schutzschild gegen seinen Zorn. Bei dieser Vorstellung kicherte Isobel vergnügt vor sich hin. Und je zorniger seine Blicke wurden, desto lauter prustete sie los. Schließlich bog sie sich vor Lachen. Die Tränen strömten ihr über das Gesicht, und sie rang glucksend nach Luft.
Erst als Rafael die Türen öffnete und sie aus dem Wagen zerrte, merkte sie, dass sie schon zu Hause angekommen waren. Er nahm sie auf die Arme. Sofort wurde aus ihrem Lachen ein heftiger Schluckauf, und alles begann sich zu drehen. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder einen etwas klareren Kopf hatte.
Rafael blickte sie ziemlich finster an. Trotzdem tat es gut, sich an seine breite
Weitere Kostenlose Bücher