Tango der Leidenschaft
den Augenblick, in dem sie sich ihren Gefühlen hatte stellen müssen.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte“, fuhr er mit heiserer Stimme fort. „Wie ich es machen sollte. Ich dachte, dass vielleicht ein Brief … aber wie sollte ich ihre Briefe überbieten? Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. Das bin ich nicht.“
Isobel hatte das Gefühl, als spräche er eine andere Sprache. „Rafael …?“
Er legte ihr den Finger auf den Mund. „Lass mich einfach reden. Ich muss reden.“
Sie nickte. Rafael zog seine Hand zurück, aber zuvor strich er ihr noch sacht mit dem Finger über die Wange. Es war, als müsste er sie berühren. Isobels Herz machte einen kleinen Sprung. Selbst jetzt hoffte sie noch …
„In der Nacht damals … da wollte ich mit dir reden. Und deshalb habe ich dich mit zu der milonga genommen. Ich dachte, das würde es mir leichter machen. Wenn wir miteinander tanzen, verständigen wir uns anscheinend auf eine andere Art … Aber bevor ich etwas sagen konnte, sprachst du darüber, wie du dich fühlst.“ Er sah sie an. „Um diese Ehe aufrechtzuerhalten, brauchst du Liebe.“
Isobel nickte leicht, wagte kaum zu atmen. Rafaels eindringlicher Blick hielt sie gefangen.
„Aber diese Liebe gibt es doch, Isobel.“ Er sagte es so leise, dass sie sich anstrengen musste, um es zu verstehen.
Rafael legte die Hand auf sein Herz, und Isobel konnte sehen, dass sie zitterte.
„Es gibt diese Liebe – hier drinnen. Damals, in dieser Nacht wollte ich es dir sagen, aber du warst so außer dir. Und dann wollte ich dich nicht mit meinen Gefühlen belasten, wo du doch nur noch fort wolltest von mir.“
Isobel schüttelte ungläubig den Kopf. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Aber … wie? Ich meine … wann?“
Rafael verzog das Gesicht und fuhr sich nervös mit der Hand durch das dunkle Haar. „Ich glaube, es passierte schon, als wir uns das erste Mal sahen. Aber da warst du eben nicht mehr als ein Teil meiner Zukunftsplanung. Erst als ich dich dann in Paris holen kam, befasste ich mich wirklich mit dir. Die Wahrheit ist, du gingst mir nicht mehr aus dem Kopf. Und als dann an jenem Abend Ana neben dir stand … es war, als sähe man einen Felsklumpen neben einem strahlenden Diamanten. Da wusste ich, dass ich in Schwierigkeiten war – auch wenn mir noch nicht so recht bewusst war, was da ablief. Ich konnte mir nicht eingestehen, dass alles, was ich je für Ana empfunden hatte, nichts war im Vergleich zu meinen Gefühlen zu dir.“
Er schüttelte den Kopf. „Es zerriss mir das Herz, als ich sah, dass ich dich so unglücklich machte. In dem Augenblick konnte ich meine Liebe zu dir nicht länger leugnen. Ich weiß, du willst fort. Aber vielleicht gibst du uns ja noch eine Chance, jetzt, wo ich dir gesagt habe, was du mir bedeutest.“
Isobel wurde fast schwindelig. „ Was bedeute ich dir denn?“
Ein Muskel zuckte an Rafaels Wange. „Alles“, sagte er leise. „Ohne dich hat alles keinen Sinn.“
Er zog etwas aus seiner Hosentasche. Es war ihr Ehevertrag. Er zerriss ihn und warf die Papierfetzen auf den Boden. „Das hier hat keine Bedeutung mehr für dich. Denn wenn du mich verlässt, will ich nichts haben, was mich an dich erinnert. Die estancia gehört dir – wie es eigentlich immer hätte sein sollen. Mein Vater wollte mir eins auswischen mit dieser Heirat. Da war dein Großvater das passende Bauernopfer.“
Er lächelte traurig. „Ich ahnte ja nicht, dass du mich in die Knie zwingen würdest.“ Sein Lächeln schwand. „Meine Erfahrungen mit Ana haben mich bitter und zynisch werden lassen. Niemand sollte mich mehr zum Narren halten.“ Er holte tief Luft. „Dabei habe ich sie gar nicht geliebt. Denn jetzt erst weiß ich, was Liebe ist. Sie steht vor mir – und bricht mir das Herz.“
Isobel holte tief Luft. Dann griff sie nach seiner Hand. Um sie herum herrschte Stille. Während Isobel Rafael ansah, kam ein tiefer Friede über sie und das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Sie führte seine Hand zu ihrem Herzen. „Mein Herz schlägt für dich, Rafael. Ich hatte nur nicht den Mut, es dir zu sagen. Ich sagte dir, dass ich Liebe brauche. Aber es ist deine Liebe, die ich brauche. Denn ich werde dich immer lieben.“
Die Tränen drohten ihr die Stimme zu rauben. „Ich habe auch dagegen angekämpft. Nachdem ich mir meine Liebe eingestanden hatte, wurde jede Sekunde zur Qual. Ich war überzeugt, du würdest mich nie lieben. Deshalb wollte ich auch so lange nicht
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