Tango der Leidenschaft
mit dir schlafen. Es war meine letzte Verteidigung.“
Ungläubig zog er sie an sich. „Tu me quiero?“
„Si“, antwortete sie und holte zitternd Luft. „Te quiero mucho.“
Rafael nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie, als wäre es das erste Mal.
Isobel schmeckte das Salz ihrer Tränen. Als Rafael schließlich den Kopf hob, wischte er ihr mit den Daumen über die feuchten Wangen. „Das ist jetzt aber das letzte Mal, dass ich dich weinen sehe“, meinte er.
Isobel lächelte. Sie wünschte sich nichts anderes, als dass er sie bis in alle Ewigkeit küsste.
Doch dann hörten sie plötzlich ein Geräusch ganz in der Nähe. Beide drehten sich um und sahen die Haushälterin, die mit einem entschuldigenden Blick eine heruntergefallene Laterne am Aussichtsturm aufhob. Isobel konnte mindestens noch zwei andere Gestalten entdecken.
Sie sah Rafael fragend an. „Was ist hier los?“
Er lächelte. Gerührt spürte sie, dass er immer noch ein wenig nervös war. „Deshalb hab ich dich hergeführt.“
Er kniete sich vor ihr hin und nahm ihre Hand. „Eines sollst du wissen: Wenn ich dich frei hätte wählen können, hätte ich dich hierher gebracht, wäre vor dir niedergekniet und hätte dich gebeten, mich zu heiraten. Nicht wegen eines alten Vertrags, sondern weil ich dich liebe und du mich liebst. Also, Isobel Miller, willst du mich heute Abend und hier heiraten und mich glücklicher machen, als ich es je für möglich gehalten hätte?“
Isobel blickte für einen Moment zum Himmel und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Vergebens. Also sah sie ihren Ehemann an, weinte und lächelte und nickte und brachte endlich ein etwas gepresstes Ja hervor. „Ja, ich will dich heiraten!“
Rafael stand auf und führte sie in den kleinen, von Kerzen erleuchteten Aussichtsturm. Dort stand die Haushälterin neben Miguel Cortez, dem Pfleger der Polopferde und einem Priester.
Und dort, im Beisein der beiden Zeugen, wurden sie noch einmal in einer einfachen Zeremonie von dem Ortspfarrer getraut. Der stieg danach auf sein Fahrrad und folgte ihnen zur estancia , wo alle bis in die frühen Morgenstunden feierten.
EPILOG
Vier Jahre später, Isobel Romero Tanzstudio, La Boca
„Schau mal, da ist dein padre !“
Rafael stand an der Tür. Er verzog entschuldigend das Gesicht, und seine Lippen formten lautlos Tut mir leid, als ihre dreijährige Tochter aus der Reihe der Tänzer sprang und sich in seine Arme stürzte.
Er fing Beatriz auf und gab ihr einen so herzhaften Kuss, dass sie vergnügt giggelte. Dann schloss er leise die Glastür, damit Isobel weiter unterrichten konnte.
Beatriz legte ihre kleinen Händchen an sein Gesicht, sodass er sie ansehen musste. Sie strahlte vor lauter Freude, und ihre braunen Augen funkelten verführerisch. „Gerade eben habe ich gefühlt, wie das Baby getreten hat. Ganz fest. Er wird bald kommen.“
Rafael zog amüsiert die Brauen hoch. „Oh, dann glaubst du also, dass es ein Er wird?“
„Dummer papito . Natürlich wird es ein Er. Wir haben doch schon ein Mädchen – mich .“
Rafael lächelte. Gegen diese Logik war er machtlos. Während er seine Tochter fest an sich drückte, betrachtete er liebevoll seine bildschöne, hochschwangere Frau.
Isobel schenkte ihm ein etwas gequältes Lächeln und verdrehte die Augen. Aber er erwiderte ungerührt ihren Blick. Schau du nur. Ich bleibe hier . Sie protestierte nämlich hin und wieder gegen seine übergroße Fürsorge. Doch Rafael hatte nicht vor, daran etwas zu ändern.
Einen Monat später wurde Beatriz’ Vorhersage wahr – da wurde nämlich ihr kleiner Bruder Luis geboren.
– ENDE –
Weitere Kostenlose Bücher