Tango der Liebe
„Diese Frauen interessieren sich nicht für die Rennwagen, sondern für die Fahrer. Man nennt sie auch ‚Boxenluder‘.“
„Ach so“, murmelte sie verlegen. Kein Wunder, dass Antonio ein begeisterter Formel-1-Fan war. Flotte Autos und flotte Frauen standen Schlange, ganz zu seinem Vergnügen.
Ihr hingegen missfiel der Schauplatz. Der Lärm war ohrenbetäubend, der beißende Gestank nach Öl und Benzin verschlug ihr den Atem, und sie bedachte Antonio mit einem verdrießlichen Blick.
Er stand neben einem schnittigen Rennwagen und unterhielt sich lebhaft mit dem Chefmechaniker über den Motor. In seinem Enthusiasmus wirkte er geradezu jungenhaft. In diesem Moment, als spürte er ihre Musterung, drehte er sich um, lächelte und eilte mit langen Schritten zu ihr. „Na? Was sagst du? Ist es nicht großartig hier?“
Trocken entgegnete Emily: „Lass es mich mal so ausdrücken: Hier ist es voll von Lärm, Benzingestank und testosterongesteuerten Männern, und wenn du nichts dagegen hast, gehe ich lieber zurück auf die Jacht.“
Er verzog das Gesicht. „Du hast recht. Es ist wohl nicht das Richtige für eine Lady. Miguel wird dich zurückbringen. Wir sehen uns dann später.“
Antonio stieg aus dem Helikopter und eilte die Stufen zum Unterdeck hinunter. Er fühlte sich großartig. Seine Leidenschaft für den Motorsport war befriedigt nach einem ganzen Tag in der Boxengasse. Das Team, das er sponserte, stand auf der Poleposition.
Und nun sollte Emily seine ganz andere Leidenschaft stillen …
Sie akzeptierte seine Einstellung zur Ehe ohne weiteren Widerspruch und verhielt sich seinen Freunden gegenüber wie eine perfekte Gastgeberin. Und in der Nacht … Sein Körper regte sich bei der Erinnerung an die letzten leidenschaftlichen Liebesspiele. Zuerst hatte sie sich kühl gegeben, doch in kürzester Zeit war sie entflammt, wie jedes Mal zuvor.
Ja, das Leben war nahezu perfekt. Er hoffte, sie in der Kabine anzutreffen, doch sie war nicht da.
Zehn Minuten später, frisch geduscht und in Shorts und Hemd, ging er an Deck und stieß auf Carlo, Tim und Miguel, die nebeneinander über die Reling gebeugt standen. „He, Jungs! Habt ihr Emily irgendwo gesehen?“
Miguel deutete zu einer kleinen Jacht, die etwa zweihundert Meter entfernt vor Anker lag. „Sie ist mit Gianni da drüben. Das Boot gehört offensichtlich Freunden von ihm. Die beiden veranstalten ein Wettschwimmen. Sie sind vor zwanzig Minuten angekommen.“
Mit einem Mal fühlte Antonio sich wie nach einem Schlag in den Magen. In blindem Zorn herrschte er Miguel an: „Du lässt meine Frau in Hafennähe herumschwimmen, wo ständig Bootsverkehr herrscht? Bist du völlig verrückt geworden? Hast du vergessen, dass du ihr Bodyguard bist?“
„Tut mir leid, Boss. Ich konnte sie nicht zurückhalten. Als ich an Deck gekommen bin, sind sie gerade von der Reling gesprungen.“
Antonios Brust schnürte sich zu. „Was? Sie ist dreißig Fuß in die Tiefe gesprungen?“ Er holte tief Luft. Abrupt wurde ihm bewusst, woher seine Wut rührte. Es war schiere Angst um ihr Wohlergehen und dazu ein Beschützerdrang, den er bisher nur gegenüber seiner Mutter und seiner Schwester kannte.
„Du brauchst dir aber keine Gedanken zu machen. Emily schwimmt wie ein Fisch. Wir drei können uns nicht mal einigen, wer von beiden gewonnen hat.“
„Deswegen warten wir hier, um ihren Rückweg zu verfolgen“, warf Carlo ein. „Wir haben eine kleine Wette laufen.“
Antonio traute seinen Ohren kaum. „Eure verdammte Wette könnt ihr vergessen. Sie werden nicht zurückschwimmen. Ich hole sie mit dem Beiboot.“
„Zu spät.“
Er blickte über das Wasser und sah gerade noch zwei Gestalten hineinspringen. Im Geiste malte er sich aus, was Emily alles zustoßen konnte – ein Wadenkrampf oder ein Boot, das sie überfuhr. Die Unfallgefahr war in seinen Augen gerade hier sehr hoch. Mit angehaltenem Atem beobachtete er, wie sich die beiden Gestalten näherten.
Emily schwamm vorzüglich, das musste auch er sich widerstrebend eingestehen. Kraftvoll und geschmeidig, in perfektem Kraulstil, glitt sie durch das Wasser.
Sie erreichte als Erste das Heck, griff nach der Leiter und rief überschwänglich: „Gewonnen!“ Gianni hielt sich mit einem Arm um ihre Taille fest. „Okay. Damit steht es eins zu eins.“
Atemlos und lachend hievten sie sich gemeinsam an Deck, und dann stand Emily in einem verdammt knappen schwarzen Bikini, strahlend vor Lebensfreude und Vitalität, viel zu
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