Tango der Liebe
heftigen Drang, sie mit einem Kuss zum Schweigen zu bringen. „Nicht allein, Emily“, entgegnete er beschwichtigend sanft und nahm sie am Arm.
Sie versuchte vergeblich, sich aus seinem Griff zu befreien.
„Du bist meine Ehefrau und teilst mein Bett. Darüber wird nicht verhandelt.“ Er nahm ihren Blick gefangen und entdeckte nicht nur Zorn und Kummer in den Tiefen ihrer Augen, sondern auch Angst. Betroffen ließ er ihren Arm los. „Du siehst erschöpft aus. Ich hole dir eine Schmerztablette, und dann lasse ich dich schlafen.“
In Gedanken versunken ging er zum Medizinschrank im Bad. Er war erfolgreich in allem, was er tat. Die Frauen pflegten ihm mit Bewunderung und Verlangen zu begegnen, aber niemals mit Furcht. Wie zum Teufel war es ihm trotzdem gelungen, seine Braut zu verängstigen?
Emily seufzte genüsslich im Schlaf. Sie träumte, dass eine starke Hand zärtlich ihre Brust massierte. Verlangend schmiegte sie sich mit dem Rücken an einen harten Männerkörper und reckte den Hals, als feste Lippen und eine warme Zunge ihren Nacken liebkosten. Sie verlor sich völlig in der wundersamen Welt dieser erotischen Empfindungen. Zärtliche Finger erregten sie, ihr Herzschlag beschleunigte sich immer mehr, und Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. Sie drehte sich um und klammerte sich an starke Schultern. Ein muskulöser Körper senkte sich auf ihren, ein kräftiger Schenkel spreizte ihre Beine …
Abrupt schlug sie die Augen auf. Es war gar kein Traum! Es war Antonio, der nun tatsächlich auf ihr lag. Sein schwarzes Haar glänzte in der Morgensonne, und seine glutvollen Augen schienen ihr bis in die Seele zu blicken und das Paradies zu versprechen. Es war zu spät, um ihm zu widerstehen. Sie wollte es auch gar nicht. Emily war bereits entflammt und drängte sich an ihn.
„Du willst mich?“, fragte er rau.
„Ja.“ Sie stöhnte. „Oh ja!“
Er drang kraftvoll in sie ein und bewegte sich sofort schnell und ungezügelt. Ihre Hüften hielt er fest, bis sich ihr Körper seinem Rhythmus anpasste, und in Sekundenschnelle erreichte Emily gemeinsam mit Antonio den Gipfel der Ekstase.
Später, als die wohligen Schauer verebbten, schämte sie sich ihrer bereitwilligen Kapitulation. Sie hob die Hände zu seiner Brust, um ihn von sich zu schieben, doch er hielt sie fest und strich ihr die Locken aus der Stirn.
„Geht es dir gut?“, wollte er wissen. „So gut, wie es mir nur gehen kann, solange ich dich am Hals habe.“
„Verdammt noch mal! Der Streit von gestern ist vorbei und vergessen. Die Personen, um die es dabei ging, sind lange tot. Jetzt geht es vorwärts.“
„Der einzige Ort, an den ich gehen will, ist weg von hier“, konterte Emily verbittert. Sie konnte nicht anders. Er hatte sie kaltblütig getäuscht, und sein überheblicher Ton ärgerte sie maßlos.
„Du kannst einfach nicht zugeben, dass du einen Mann wie mich willst, stimmt’s?“ Er küsste sie stürmisch, und dann wich er zurück und blickte ihr forschend in die Augen. „Dein Problem ist, dass du die Realität nicht sehen willst. Du willst eine Liebe voller Zärtlichkeit und Romantik wie im Märchen. Dabei weiß jeder vernünftige Mensch, dass so eine Liebe in Wirklichkeit nicht existiert.“
Er setzte sich auf und strich sich durch das zerzauste Haar. Ganz gelassen erklärte er: „Sexuelle Botenstoffe bringen zwei Menschen zusammen und veranlassen sie zu heiraten. Nach einem Jahr oder so ist das Feuer erloschen, aber für gewöhnlich ist dann ein Kind da, das die Verbindung zementiert. Ein Mann hat den Instinkt, Mutter und Kind zu beschützen, und meistens auch ein moralisches Pflichtgefühl, das den Fortbestand der Ehe sichert.“
Emily hatte ihm mit wachsender Verwunderung zugehört. „Glaubst du das wirklich?“
„Ja.“ Ungeachtet seiner Nacktheit stand er auf, streckte sich wie ein geschmeidiges Dschungeltier und grinste sie an. „Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass mir irgendwann nicht mehr nach deinem verführerischen Körper gelüstet.“
Sie schnappte sich das Laken und bedeckte sich hastig. „Du bist unmöglich!“
„Nichts ist unmöglich, wenn man sich bemüht, Emily.“ Die Belustigung schwand aus seinem Gesicht. „Aber an eine Ehe sollte man trotzdem nur realistische Erwartungen stellen.“
Er war sich seiner so sicher, und der bloße Anblick seines kraftvollen Körpers ließ sie schon wieder schwach werden. In diesem Moment erkannte sie, dass sie ihn trotz allem liebte, und zwar für immer.
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