Tango der Liebe
Vorhang beinahe bis zur Taille. Sie trug ein rotes trägerloses Kleid, das sich an ihre Rundungen schmiegte, um die Schenkel ausgestellt war und kurz oberhalb des Knies endete. Sie sah gnadenlos schön aus, und Gianni hielt sie im Arm.
Mit wenigen langen Schritten stürmte Antonio zu ihnen. „Ich habe absolut nichts dagegen, dass du dich amüsierst, Gianni, aber bitte nicht mit meiner Frau.“
Mit belustigt funkelnden Augen sah Emily ihm ins Gesicht und stellte verblüfft fest, dass es ihm todernst war. Betroffen ließ Gianni den Arm von ihren Schultern sinken und wich wortlos einen Schritt zurück.
Antonio erklärte ihr in schroffem Ton: „Ich habe gesagt, dass du höflich sein sollst. Aber ich habe nicht gesagt, dass du mit meinen Gästen flirten und unangenehm auffallen sollst. Was war denn überhaupt so witzig?“
„Du hättest in dem Moment dabei sein müssen, um es lustig zu finden. Aber ich habe verstanden und werde mich bemühen, stets lediglich höflich zu sein“, versprach Emily mit einem sanften Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte.
Den Rest des Abends wich er nicht von ihrer Seite, und später im Bett setzte er sein ganzes Geschick ein, um ihr eine leidenschaftliche Reaktion zu entlocken. Erst als sie erschöpft und befriedigt in seinen Armen lag, war auch er zufrieden.
Versonnen musterte er sie. Im Sturm der Leidenschaft war sie ihm stets hilflos ausgeliefert, und es gelang ihm immer wieder, sie in Ekstase zu versetzen. Sie gehörte ihm mit Haut und Haaren. Er hatte erreicht, was er wollte. Was bereitete ihm also ein solches Kopfzerbrechen? Etwa sein Gewissen?
Ganz bestimmt nicht, redete er sich entschieden ein, es muss irgendetwas anderes sein.
7. KAPITEL
Am folgenden Abend musterte Emily sich kritisch im Spiegel ihrer Kabine. Sie trug das einzige bodenlange Kleid in ihrem Reisegepäck. Es war ein blauer, mit Silberfäden durchschossener Neckholder, der den Rücken bis zur Taille frei ließ und auch einen recht gewagten Vorderausschnitt aufwies. Es umhüllte ihren Körper wie eine zweite Haut. Ein hoher Seitenschlitz sorgte für Bewegungsfreiheit.
Sie hatte das Kleid mit den Flitterwochen im Sinn gekauft. Aus Liebe zu Antonio und nur für seine Augen bestimmt.
Doch inzwischen hegte sie keine Illusionen mehr.
Seit der vergangenen Nacht wusste sie, was wahre Sinnlichkeit bedeutete. Denn er hatte sie zu unglaublichen Höhen des erotischen Entzückens geführt. Er war wahrlich ein wundervoller Liebhaber.
Und seit diesem Nachmittag wusste sie aus eigener Erfahrung, dass sie mit diesem Urteil nicht allein dastand …
Gegen Mittag war die illustre Gesellschaft von der Jacht vereint an Land gegangen, um den Grand Prix vom Balkon eines befreundeten Monegassen aus zu verfolgen.
Doch Antonio war schon bald in die Boxengasse entschwunden. Emily hatte gute Miene zum bösen Spiel gemacht.
Gelangweilt von den Rennwagen, die in recht großen Intervallen unten auf der Bahn vorbeirasten, ging sie nach dem Genuss einiger Gläser Champagner ins Haus, um sich die Beine zu vertreten. Sie stand gerade hinter einer dicken Säule und begutachtete eine Skulptur in einem Alkoven, als das Klicken von hohen Absätzen auf dem Marmorboden erklang. Dann ertönte eine Frauenstimme mit klarer englischer Aussprache, die unverkennbar Sally Harding gehörte.
„Emily tut mir echt leid. Antonio ist zwar steinreich, ein charmanter Kerl und großartig im Bett, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Aber mal ehrlich, der Mann ist nicht für die Ehe geschaffen. Sie für die Flitterwochen hierher zu bringen, mit einem Dutzend Gästen an Bord! Wie krass ist das denn! Das arme Ding scheint wirklich nett zu sein, wohlerzogen und viel zu gut für ihn. Ich wette, sie hat keine Ahnung, dass mindestens zwei Frauen an Bord sind, mit denen er eine Affäre hatte …“
Seitdem fühlte Emily sich zutiefst gedemütigt. Dass ein Mann eine Exgeliebte zu seinen Flitterwochen einlud, war Stoff für Albträume, aber gleich zwei oder mehr …
Sie schreckte aus ihren finsteren Gedanken auf, als Antonio die Kabine betrat und bewundernd verkündete: „Du siehst umwerfend aus.“
Widerstrebend drehte sie sich zu ihm um. „Danke.“
Er trug noch immer Kakihose und Poloshirt wie schon am Morgen, und er war in ausgelassener Feierlaune. Das Team, das er sponserte, hatte nämlich gewonnen und führte nun die Konstruktionsmeisterschaft an.
Er gewinnt ja sowieso in allem, dachte Emily düster.
„Aber du bist sehr früh dran.“ Er
Weitere Kostenlose Bücher