Tango der Liebe
deinem Großvater verwechselt habe. Lass es mich irgendwie wiedergutmachen. Sag mir, was du willst, und es gehört dir.“
Sie wollte nur seine Liebe, aber die hatte er nicht zu geben. Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Du verstehst anscheinend nicht. Ob es nun mein Vater oder mein Großvater war, ist ganz egal. Nichts hat sich daran geändert, dass du mich geheiratet hast, um dich an einem Fairfax zu rächen. Du hast mein Vertrauen missbraucht. Kannst du mir das zurückgeben? Ich glaube nicht. Wenn du nichts dagegen hast, gehe ich jetzt ins Bett, und morgen früh möchte ich abreisen.“
Am nächsten Morgen, als Emily die Treppe herunterkam, wartete Antonio bereits und erklärte ohne Umschweife: „Der Helikopter ist schon da, und in Lima steht mein Jet für dich bereit und bringt dich hin, wohin du auch immer willst. Das Apartment in London gehört dir. Ich werde es nicht mehr benutzen. Was ‚Fairfax Engineering‘ angeht, hast du nichts mehr zu befürchten. Ich betrachte das Darlehen als getilgt.“
„Das ist sehr großzügig von dir.“ Sie forschte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen von Schwäche, nach einer Gefühlsregung, doch seine Augen wirkten kühl und hart.
„Wir werden uns sicher irgendwann wiedersehen müssen, aber hoffe nicht auf eine schnelle Scheidung. Dazu wird es in absehbarer Zeit nicht kommen. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst … ich muss meine Pferde versorgen. Ich erwarte, dass du weg bist, wenn ich zurückkomme.“
„Da kannst du dir ganz sicher sein. Was die Scheidung angeht, der Zeitpunkt ist mir egal. Nach diesem Fiasko habe ich es nicht eilig, wieder zu heiraten. Aber zu deiner Beruhigung: Ich will selbst bei einer Scheidung keinen Penny von deinem Geld. Ich will gar nichts von dir – abgesehen von einer schriftlichen Garantie, dass du keinerlei abträgliche Schritte gegen ‚Fairfax Engineering‘ unternimmst.“
„Die kannst du haben“, sagte er schroff, und damit machte er auf dem Absatz kehrt und ging hinaus.
Emily redete sich ein, dass es am besten so war, dass sie es so wollte, und sie sagte es sich immer wieder während des langen Fluges nach London.
Und dann weinte sie sich in den Schlaf in dem Bett, das sie einmal mit Antonio geteilt hatte.
In den folgenden Tagen bemühte sie sich, ihn zu vergessen, doch er beherrschte ihre Gedanken bei Tag und vor allem bei Nacht. Noch schreckte sie davor zurück, Helen und Tom in die Trennung einzuweihen, obwohl sie wusste, dass sie es nicht ewig hinauszögern konnte. Denn schon jetzt stellte Helen misstrauische Fragen nach Antonios Verbleib.
Emily musste sich früher oder später wohl oder übel damit abfinden, dass ihre Ehe endgültig gescheitert war.
Antonio zügelte den Hengst, als der Lärm eines Helikopters die morgendliche Stille zerriss.
Schon wieder Miguel …
Zwei Wochen zuvor war es zwischen ihnen zu einem heftigen Streit gekommen. Miguel hatte Antonio völlig betrunken angetroffen und ihm gründlich die Leviten gelesen.
Den heftigen Vorwürfen zufolge hatte Antonio seine wundervolle Frau vertrieben, holte sie aus lauter Feigheit nicht zurück und vernachlässigte seine Geschäfte ebenso wie die ohnehin nicht gerade zahlreichen Freunde.
Er hatte Miguel in die Wüste geschickt, aber zu trinken aufgehört und einige Telefonate geführt, um den Fortbestand seines Unternehmens zu sichern und alle wesentlichen Aufgaben an seine Geschäftsführer zu delegieren. Ihm lag nichts daran, sein altes Leben wieder aufzunehmen und ständig in der Weltgeschichte herumzugondeln. Eigentlich lag ihm an gar nichts – mit einer einzigen Ausnahme: Emily.
Er ritt zum Landeplatz hinüber, stieg aus dem Sattel und näherte sich dem Helikopter. Miguel blickte ihm mit gerunzelter Stirn entgegen. „Ich versuche seit gestern Morgen, dich zu kontaktieren.“
„Es freut mich auch, dich zu sehen, Miguel.“
„Wenigstens siehst du jetzt besser aus als beim letzten Mal.“ „Tja, viel frische Luft und kein Tropfen Alkohol“, meinte Antonio trocken. „Warum bist du hier?“ „Wegen Emily.“
„Was ist mit ihr?“
„Wir beschatten sie, wie du es angeordnet hast. Sie war bis vor zehn Tagen in deinem Apartment in London. Dann ist sie nach Caracas geflogen.“
„Caracas in Venezuela?“
„Ja. Nicht gerade der sicherste Ort der Welt.“
„Ist sie allein geflogen?“
Miguel nickte.
„Um Gottes willen, warum?“ Die Vorstellung, dass eine Frau wie Emily allein in Venezuela herumirrte, war Antonio
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