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Tango der Liebe

Tango der Liebe

Titel: Tango der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Baird
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sarkastisch fort: „Es ist nicht gerade angenehm, wenn man feststellen muss, dass man von einer geliebten Person getäuscht wurde, oder? Das habe ich gestern Abend erlebt und dir heute Abend bewiesen.“
    Was sollte der Unsinn, dass er sich von einer geliebten Person getäuscht fühlte? Er hatte sie nie geliebt und fühlte sich nur vor den Kopf gestoßen, weil sie sich nicht als die erhoffte Mutter seiner Kinder erwies. Sie beabsichtigte keineswegs, auf seine Sticheleien einzugehen. Sich kühl, gelassen und gefasst geben, das war ihre Strategie. „Im Gegenteil. Es hat mich sehr erleichtert, den Brief zu lesen, obwohl der Inhalt widerwärtig ist. Bitte glaube mir, dass ich zutiefst bedaure, was deiner Schwester zugestoßen ist“, erklärte sie betont höflich. „Das arme Mädchen hatte allen Grund, todunglücklich zu sein.“
    „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“ „Nein. Ich habe sehr gründlich über alles nachgedacht. Hast du deinen Vater eigentlich oft gesehen?“ „Nein, aber was zum Teufel hat das eine mit dem anderen zu tun?“
    „Das wirst du schon sehen. Hat er deine Halbschwester wie sein eigenes Kind behandelt? War er viel älter als deine Mutter?“
    „Nein, er hat sie nicht wie seine eigene Tochter behandelt, und ja, er war dreißig Jahre älter.“ „Das könnte die Erklärung sein.“
    „Wofür? Dass dein Vater meine Schwester verführt hat? Mach gefälligst keine albernen Ausflüchte!“
    „Das tue ich auch nicht.“ Emily richtete sich kerzengerade auf. „Mein Vater hat diesen Brief nie geschrieben. Du hast dich geirrt.“
    Sein Gesicht wurde dunkel vor Zorn, und die Adern an seiner Stirn traten geradezu beängstigend stark hervor.
    „Aber du hattest trotzdem recht“, fuhr sie hastig fort. „Der Brief stammt tatsächlich von Charles Fairfax – meinem Großvater. Er muss damals schon über fünfzig gewesen sein, was die Sache in gewisser Hinsicht wohl noch schlimmer macht.“
    Fassungslos hakte Antonio nach: „Dein Großvater?“
    Ich habe mich geirrt, dachte Emily angesichts des blanken Entsetzens auf seinem Gesicht. Er war doch zu Gefühlen fähig, um die sie ihn allerdings nicht beneidete. „Ja. Jeder erstgeborene Sohn in der Familie wurde Charles getauft – bis auf meinen Bruder, der Thomas heißt. Mein Vater stand auf Kriegsfuß mit seinem Vater und hat deshalb mit der Familientradition gebrochen. Mein Großvater war nämlich durch und durch ein Weiberheld, ein Nichtsnutz und das schwarze Schaf der Familie. Er und meine Großmutter lebten viele Jahre lang getrennt, aber eine Scheidung kam nicht infrage, und so blieben sie beide in dem Haus wohnen, das zum Glück groß genug ist, um sich aus dem Weg zu gehen.“
    Antonio wirkte völlig verstört. „Ich kann nicht glauben, dass Suki …“
    „Es stimmt aber. Ich kenne seine Handschrift.“ Müde stand Emily auf. „Ich bin keine Psychologin, aber ich denke, dass deine Schwester wie auch deine Mutter einen Vaterersatz gesucht hat. Wer weiß?“ Sie zuckte die Achseln. „Es ist erstaunlich, wie sich gewisse Dinge auf manche Leute auswirken. Nimm zum Beispiel meinen Onkel Clive. Weißt du, warum er sich so auffällig kleidet? Er meint, dass mein Vater und Tom hin und wieder aufgerüttelt werden müssen, weil sie zu konservativ, verklemmt und spießig sind vor lauter Angst, wie mein Großvater zu werden. Vielleicht hat er ja recht. Ich weiß es nicht.“
    „Emily …“ Mit ernster Miene stand Antonio auf und griff nach ihr.
    Hastig wich sie zurück. Sie wollte nicht, dass er sie berührte, sie wollte die ganze leidliche Geschichte schleunigst beenden. „Aber ich weiß, dass es keinen Unterschied macht, ob es mein Großvater oder mein Vater war. Obwohl ich überrascht bin. Du bist normalerweise so gründlich bei deinen Sicherheitsvorkehrungen und Recherchen. Wieso ist dir nicht aufgefallen, dass in dem Brief steht: ‚selbst wenn ich ungebunden wäre, was ich nicht bin‘? Das hätte dir einen Hinweis geben sollen. Als der Brief geschrieben wurde, waren meine Eltern noch nicht mal verlobt.“
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Er griff erneut nach ihr, doch sie schüttelte seine Hand ab.
    „Es gibt nichts zu sagen.“ Sie blickte ihm direkt in das markante Gesicht. „Du hast dich geirrt, und trotzdem hast du recht – wie gewöhnlich. Letztendlich bist du immer der Gewinner.“
    „Nein, Emily.“ Er nahm sie bei den Schultern. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich deinen Vater mit

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