Tango der Liebe
unerträglich.
„Sie nimmt an einer Expedition teil, die von Jake und Delia Hardington geleitet wird – du weißt schon, den Schatzsuchern. Anscheinend ist Emily seit Studienzeiten mit ihnen befreundet. Sie hoffen, ein Piratenschiff zu finden, das angeblich vor dreihundert Jahren vor Las Rocas von der französischen Marine versenkt wurde. Emily ist als Meeresarchäologin an Bord geholt worden.“
„Du willst mir im Ernst erzählen, dass sie mit einem Haufen Schatzjägern nach einem Piratenschiff sucht?“
Miguel nickte. „Es ist wahr, so seltsam es auch klingt.“
„Gar nicht so seltsam. Eigentlich sieht es ihr ähnlich, so eine Dummheit zu begehen. Warum zum Teufel habt ihr sie nicht davon abgehalten?“
„Du hast mir gesagt, dass ich sie nur beschatten und dich informieren soll, wenn ich es für nötig halte. Ich habe versucht dich anzurufen, als sie London verlassen hat, aber du warst ja nicht zu erreichen. Ich dachte mir, dass es nun mal ihr Beruf und nicht weiter gefährlich ist, und habe meinen Mann in Venezuela auf sie angesetzt. Das Schiff hat vor acht Tagen Segel gesetzt. Momentan liegt es vor einem Riff. Nebenbei bemerkt ist es nicht gerade einfach, die Spur von Schatzsuchern zu verfolgen. Die tun sehr geheimnisvoll und pflegen ohne Vorwarnung den Anker zu lichten.“
„Und warum bist du jetzt hier?“
„Weil gestern eine Sturmwarnung ausgegeben wurde. Ein Orkan zieht über die Karibik, und die Schatzsucher sind nicht weit von der vorausgesagten Route entfernt. Ich dachte, das solltest du wissen. Ich habe ein Schnellboot angeheu…“
Ungeduldig warf Antonio ein: „Wir brechen in fünf Minuten auf.“
Emily stand an der Reling und beobachtete besorgt, wie das Dingi der Taucher durch den schweren Wellengang pflügte und schließlich längsseits ging. Das Wetter verschlechterte sich von Minute zu Minute. Eine steife Brise wehte, sturzflutartige Regenfälle durchnässten Emily bis auf die Haut, und das Schiff schlingerte so heftig, dass ihr übel wurde. Das allein war schon besorgniserregend, denn sie litt eigentlich nie an Seekrankheit.
Alle nötigen Tätigkeiten an Bord wurden in Höchstgeschwindigkeit ausgeführt, da allergrößte Gefahr bestand, auf das Riff aufzulaufen. Der Motor wurde gestartet, der Anker gelichtet und das Schiff gewendet, um es auf das offene Meer zu steuern.
Plötzlich, scheinbar aus dem Nichts, tauchten zwei venezolanische Marinefregatten auf und näherten sich ihnen mit Höchstgeschwindigkeit. Über Megafon ertönte der Befehl, die Maschinen unverzüglich zu stoppen. Wenig später kam eine Truppe bewaffneter Matrosen an Bord. Das Schiff wurde beschlagnahmt, die Besatzung unter Arrest gestellt. Jake forderte eine Erklärung, stieß aber auf eine Mauer des Schweigens.
Die Dunkelheit senkte sich herab, als das Schiff auf einem Liegeplatz vertäut wurde – nicht in einem Handelshafen, sondern einem Marinestützpunkt.
Emily, lediglich in T-Shirt und Shorts bekleidet und völlig durchnässt, bekam allmählich Angst, denn sie wurde zusammen mit der restlichen Besatzung von Bord geführt.
Im Dämmerlicht tauchte eine hochgewachsene Gestalt auf. Die Mariner traten zurück, und Emily stand der Mund offen vor Verblüffung, denn es war Antonio, der da schnurstracks auf sie zukam.
Seine Augen wirkten eingesunken und schienen wie Kohlen zu glühen in einem Gesicht, das deutlich blasser und schmaler wirkte als früher.
„Jetzt reicht es mir endgültig!“ Er packte sie heftig an den Schultern und zog sie an sich. „Willst du mich in den Wahnsinn treiben?“
Sie spürte die Wärme seines Körpers und erschauerte auf vertraute Weise, obwohl die Hitze, die von ihm ausstrahlte, vermutlich auf Zorn statt auf Leidenschaft basierte.
„Wie kannst du nur mitten in einem Orkan nach einem verdammten alten Piratenschiff suchen! Ich habe mehr als genug von deinen Abenteuern. Jetzt ist endgültig Schluss damit! Du kommst mit mir. Du bist eine Gefahr für dich selbst, wenn man dich allein aus dem Haus lässt. Und ich will nicht für deinen Tod verantwortlich sein. Verdammt, nicht mal Miguel hat es geschafft, dich im Auge zu behalten.“
Jake Hardington trat zu ihnen und baute sich vor Antonio auf. „Emily, belästigt dich dieser Mann?“
„Wie können Sie es wagen, meine Frau auf Ihre blödsinnige Exkursion mitzunehmen?“, herrschte Antonio ihn an. „Ich hätte Sie nicht nur festnehmen, sondern erschießen lassen sollen!“
Verblüfft wollte Jake von ihr wissen: „Du bist
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