Tango in Tucson
es noch voller als vorher zu sein. "Der Laden sieht wunderbar aus."
"Findest du?"
"Unbedingt."
"Ich wollte dich überraschen", sagte sie und wunderte sich darüber, dass er gar nicht staunte. Es war fast so, als hätte er alles so erwartet, wie es war. Das enttäuschte sie.
"Das ist dir auch gelungen", versicherte er ihr.
"Gut. Es war allein meine Idee." Das klang vermessen, also erklärte sie es schnell. "Ich meine, ich habe recherchiert, geplant und alles. Meine Leute haben es dann durchgeführt. Ich habe eine Präsentation vorbereitet, die ich dir zeigen will. Wir können das gleich machen, wenn du mit in den Wohnwagen kommst."
"Das ist nicht nötig, Cassie. Du bist beschäftigt. Wir können alles morgen durchgehen. Ich bleibe heute im Rancho Gordo' und komme morgens her. Dann unterhalten wir uns."
"Morgen?"
"Ja. Beim Frühstück. Wie ich hörte, kocht jetzt nicht mehr Jasper, sondern jemand, der richtige Huevos Rancheros zubereiten kann."
"Um welche Zeit?"
"Ich weiß nicht. Wie wäre es mit neun?"
"In Ordnung." Cassie wunderte sich über Wade. Ihr ganzes Leben lang hatte er sie ständig kontrolliert, und nun vertraute er ihr plötzlich? Sie hatte Tausende von Dollars ausgegeben und ein Wellington-Café völlig verändert, ohne es mit dem Chef der Firma abzusprechen, und er war bereit, beim Frühstück darüber zu reden? Das verblüffte sie.
Plötzlich fiel sein Blick auf etwas, das hinter Cassies Schulter vor sich ging.
Cassie drehte sich um.
Jasper sagte gerade: "Und nun präsentiere ich Ihnen Miss Pepper, die geheimnisvolle Vogelfrau!" Eine Frau in einem purpurfarbenen Haremskostüm kam auf die Bühne, klatschte in die Hände, und orientalische Musik setzte ein.
Die Frau begann mit einem Bauchtanz.
Eine Bauchtänzerin? Cassie dachte, dass Jasper sich selbst übertroffen hatte.
Sie sah wieder Wade an und erwartete, dass er lachen würde. Stattdessen wirkte er fasziniert. Dabei hatte Cassie noch nie erlebt, dass Wade Interesse an irgendeiner Frau gezeigt hatte.
Pepper war hübsch. Sie hatte langes dunkles Haar und große Brüste, und sie tanzte mit Begeisterung. Nachdem sie sich ein paar Mal gedreht hatte, blieb sie stehen, steckte die Zeigefinger in den Mund und pfiff. Ein riesiger weißer Kakadu mit gelber Haube erschien, watschelte auf Pepper zu und turnte dann ihr Bein hoch. Sobald er ihren Arm erreicht hatte, fing Pepper wieder an, mit den Hüften zu schwingen.
Der Kakadu wirkte fast gelangweilt, als er bis zu ihrer Schulter hinaufstieg und an einem Band zog. Dadurch löste sich ein Schleier, der auf den Boden fiel.
Das Publikum jubelte. Pepper drehte sich weiter. Der Kakadu löste nach und nach fünf Schleier. Am Ende trug Pepper nur noch einen Bikini, der alles Wichtige bedeckte ... zumindest genug, damit Cassie nicht Gefahr lief, ihre Lizenz zu verlieren.
Pepper verbeugte sich, und der Vogel flog mit drei Schleiern im Schnabel über das Publikum. Ein Gast, auf dessen Schulter er schließlich landete, brachte ihn auf die Bühne zurück.
Als der Applaus verklungen war, wandte Cassie sich an Wade.
"Das Unterhaltungsprogramm ist heute etwas seltsam, aber das kriegen wir noch hin."
Wade hörte ihr kaum zu. "Wir unterhalten uns morgen, Cassie. Ich muss diese Frau kennen lernen." Er ging zur Bühne.
"Okay." Cassie war immer noch verblüfft darüber, wie entspannt ihr Bruder war. Eigentlich war das gut, aber es kam ihr verkehrt vor.
Sie sah sich nach Max um, um ihm zu erzählen, was geschehen war. Er half gerade dem Barkeeper, aber wie immer merkte er auch jetzt, dass sie ihn ansah, und blickte auf.
Sie steuerte auf ihn zu, da sie seine Nähe brauchte.
Er reichte einer Kellnerin einen Drink, ohne dabei Cassie aus den Augen zu lassen. Dann kam er um die Bar herum. Cassies Herz klopfte wie wild. Sie konnte kaum sprechen.
Max wirkte, als hätte er sie gern umarmt, aber dann beherrschte er sich. "Das war dein Bruder, mit dem du dich da unterhalten hast", sagte er. "Wie lief es?"
"Er hat sich gefreut. Jedenfalls hat er sich nicht aufgeregt. Ich weiß nicht genau, was er denkt. Eigentlich wirkte er nicht überrascht. Ich treffe ihn um neun zum Frühstück. Dann erfahre ich mehr."
"Bestimmt gefällt es ihm, was du hier gemacht hast. Wieso auch nicht?
Wahrscheinlich hat er mehr Vertrauen in dich, als du ahnst."
"Vielleicht." Cassie fand das schwer zu glauben.
"Bist du glücklich?"
War sie das? Sie war so nervös gewesen, dass sie darüber nicht nachgedacht hatte. "Ich denke schon."
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