Tango mit dem Tod
bezahlen. Sie zögerte kurz und sah sich noch einmal nach Doug um. Er war nirgends zu sehen ... und sie konnte nicht warten.
Sie lief zur Pier. „Ich muss sofort zur Insel, Harry, schnell!" rief sie ihm schon von weitem zu.
Er legte die Zeitung beiseite und sah sie überrascht an. „Sie allein? Aber die anderen ..."
„Harry!" Kelly packte ihn an der Schulter und sah ihn eindringlich an. „Mein Hund ist krank. Bringen Sie mich bitte sofort rüber zur Insel."
„Gut, kommen Sie", meinte Harry und beeilte sich, die Leinen los zu machen.
„Was hast du in Erfahrung gebracht?" fragte Doug seinen Bruder. „Kommst du eigentlich her?"
„Ja, ja, ich komme, Kleiner. Aber du bist vielleicht gefeuert."
„Gefeuert? Bei dem Video?"
„Nein, bei deinem eigentlichen Job, beim Tanzstudio."
„Warum denn das?"
„Ich musste einer Frau einen Strauß Rosen mitbringen. Sie arbeitet bei der Telefongesellschaft. Shannon fand das allerdings gar nicht witzig, aber ich habe zumindest einen Berg Unterlagen dafür bekommen."
„Shannon wird mich nicht feuern."
„Wenn du dich da nur nicht täuschst. Shannon würde auch mal gern solch einen Rosenstrauß bekommen."
„Was hast du herausgefunden?"
„Interessante Informationen. Erstens, dieser rätselhafte Anruf, den du für Kelly angenommen hast, kam aus einer Telefonzelle am Strand, wie du vermutet hast."
„Keine Überraschung."
Quinn fuhr fort. „Meine Freundin bei der Telefongesellschaft hat glücklicherweise gute Beziehungen zu Kollegen bei anderen Gesellschaften. Heute ist es nämlich nicht mehr so einfach, an Telefonlisten zu kommen. Es gibt zu viele verschiedene Gesellschaften. Und jeder hat heute ein Handy."
„Aber du hast trotzdem was herausgefunden?"
„Eine Menge ... dafür könnte ich ins Gefängnis kommen, wegen Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz."
„Quinn, verdammt noch mal, was hast du erfahren?"
Doug lief ungeduldig auf dem Parkplatz vor dem Restaurant auf und ab und wartete, dass sein Bruder endlich zur Sache kam. Aus den Augenwinkeln sah er, dass mehrere Grüppchen das Restaurant verließen. Er zog sich in eine Ecke in den Schatten eines Busches zurück, um beim Telefonieren nicht gestört zu werden.
„Also, was Ohio betrifft, da hat Lance Morton zweimal in Sandusky angerufen. Einmal den Anschluss seiner Mutter, die andere Nummer gehört einer alten Schulfreundin von ihm. Sie scheinen seit damals in Kontakt geblieben zu sein."
„Woher weißt du das?"
„Ich habe sie angerufen."
„Du hast sie angerufen?"
„Ich habe gesagt, ich sei Reporter und arbeite an einer Story über Lance Morton."
„Weiter."
„Sie waren mal sehr eng miteinander, aber er hat sie betrogen, und sie gab ihm den Laufpass. Er hat mehrmals versucht, wieder bei ihr zu landen, aber sie hat ihn abgewiesen. Jetzt ist sie sich nicht mehr sicher, ob sie richtig gehandelt hat. Sie glaubt, dass er mal eine ganz große Nummer werden wird."
„Okay, Lance hatte also Krach mit ihr."
„Nun, ich weiß nicht, ob das etwas zu bedeuten hat, aber sie hat mal in der Schülerzeitung eine Ratgeberkolumne geschrieben. Und sie hat gesagt, dass er, als sie sich mal gestritten haben, gewalttätig geworden ist."
„Wie gewalttätig?"
„Er hat sie zu Boden geworfen. Er wäre sogar beinahe verhaftet worden, aber sie hat dann auf eine Anzeige verzichtet."
„Und trotzdem sind sie immer noch befreundet?"
„Behauptet sie jedenfalls."
„Der Junge ist nicht ganz richtig im Kopf", meinte Doug.
„Vorsichtig. Du magst ihn nicht leiden können, aber das macht ihn noch längst nicht zum Serienkiller."
„Das weiß ich auch."
Er hörte das Geräusch startender Autos und Boote. Auf der Straße vor dem Restaurant sah er Mel Alton im Gespräch mit Marc Logan.
„Was hast du noch?" drängte Doug seinen Bruder.
„Ein paar interessante Informationen, die Liam Murphy in Kalifornien ausgegraben hat."
„Schieß los."
„Mel Alton.
„War er ebenfalls in Ohio?"
„Nein. Noch einmal, das muss nichts bedeuten, aber man munkelt, dass seine Ex-Frau ihn wieder vor Gericht bringen will."
„Wegen der Kinder?"
„Wohl eher, weil sie scharf auf sein Geld ist. Sie glaubt, ihr stünde mehr zu, weil sie ihn damals finanziell unterstützt hat. Sie behauptet, das habe sie um ihre eigene Karriere gebracht. Dann habe ich noch einen ganzen Stapel Telefonlisten von allen möglichen Leuten, die mir in diesem Zusammenhang einfielen. Ich wollte nicht, dass Liam sie dir in dein Hotel faxt, darum habe ich ihn
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