Tango mit dem Tod
Kelly über die Schulter zurück.
Der junge Mann hatte die Vorder-und Hintertür des BMW geöffnet. Vorsichtig legte Kelly Sam auf die Rückbank. Dann setzte sie sich hinter das Steuer, dankte dem Kellner, der ihr die Schlüssel reichte, und startete den Motor. Mit einem Blick zur Seite sah sie, dass Dougs Wagen noch immer auf dem Parkplatz stand. Sollte sie ihm eine Notiz hinter den Scheibenwischer stecken? Nein, dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Sam atmete nur noch röchelnd.
Doug O'Casey! Zum Teufel mit ihm! Wo hatte er gesteckt, als sie ihn wirklich mal dringend gebraucht hätte? Er war wieder mit einem seiner ominösen und endlosen Telefonanrufe beschäftigt gewesen, war einfach verschwunden und hatte sie darüber glatt vergessen. Aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich über ihn den Kopf zu zerbrechen.
Kelly legte den Gang ein und fuhr zur Ausfahrt des Parkplatzes. Einen Moment lang war sie unschlüssig, ob sie auf der Straße nach links oder nach rechts abbiegen solle. Ja, nach rechts, links ging es aus der Stadt hinaus. Sie bog ein und fand sich hinter einem Sonntagsfahrer wieder, der mit nervtötender Langsamkeit dahin schlich. Sie hupte mehrmals, aber der Fahrer vor ihr ließ sich davon nicht im Mindesten beeindrucken.
Es herrschte ziemlich starker Verkehr. Kelly schaute nervös in den Rückspiegel, ob sich auf der Überholspur endlich eine Lücke zeigte. Schließlich nutzte sie die erste Möglichkeit, um entschlossen Gas zu geben und den BMW nach links zu ziehen. Sie umklammerte das Steuer und beugte sich weit vor, um nur nicht die Wegweiser und das Hinweisschild auf die Tierklinik zu verpassen.
Und doch wäre sie fast vorbei gefahren. Sie bremste mit quietschenden Reifen. Hinter ihr ertönte ein wütendes Hupkonzert, und der Fahrer eines offenen Cabrios, das um sie herumkurvte, schrie ihr etwas zu, das sicherlich kein Kompliment war. Sie achtete gar nicht darauf und bog rasch nach rechts in die Einfahrt. Kelly hielt genau vor der Klinik an, wuchtete Sam von der Rückbank und stürmte mit ihm in die Eingangshalle.
Die Tierklinik war nur ein relativ kleines Gebäude. Die Wände der Eingangshalle waren hellblau gestrichen, mit aufgemalten Bildern von Hunden, Katzen und Vögeln. Hinter dem Empfangstisch saß eine junge Frau mit einer blauen Strähne in ihren dunklen Haaren. Sie telefonierte und kicherte wegen einer Bemerkung ihres Gesprächspartners.
„Augenblick", sagte sie zu Kelly, ohne sie anzuschauen. „Setzen Sie sich so lange dort drüben hin."
Kelly starrte sie ungläubig an. Wut stieg in ihr auf. Sie schaffte es irgendwie, Sam auf einem Arm zu balancieren und riss der Empfangsdame mit der freien Hand den Hörer vom Ohr.
„Sorry, aber mein Hund stirbt. Ich brauche sofort Hilfe. Nun machen Sie schon, beeilen Sie sich!"
„Oh mein Gott, du hast mich fast zu Tode erschreckt", keuchte Jane.
Doug starrte sie an. Er hielt es nicht für nötig, ihr zu sagen, dass ihr Schrei ihn mindestens ebenso erschreckt hatte. Er war sicher, dass er noch nie im Leben solche Angst empfunden hatte wie gerade eben.
„Wo ist Kelly?" fragte er mit heftig klopfendem Herzen.
„Sie ist mit Sam zum Tierarzt. Es geht ihr gut", stotterte Jane. „Aber Sam ist krank. Er hatte Schaum vor dem Maul, Doug. Und ich konnte nichts machen, da er mich nicht an sich heran ließ."
„Schaum vor dem Maul?"
„Er muss irgendetwas gefressen haben. Ich weiß nicht... einen toten Fisch, eine giftige Pflanze. Harry Sullivan hat Kelly zum Festland gefahren, damit sie Sam in die Tierklinik bringen kann."
„Wo ist das?" fragte Doug.
Sie gab ihm die Adresse. Er wollte hinauslaufen, drehte sich aber noch einmal um. Warum war die Tür offen?" fragte er barsch.
„Verdammt, Doug. Ich war gerade erst hereingekommen."
„Bleib drinnen und schließ gut ab. Hast du verstanden?"
„Ja, Sir", sagte sie.
Er hatte nicht die Zeit, sich für seine Ruppigkeit zu entschuldigen oder ihr den Verdacht zu erläutern, den er hatte. Sam konnte möglicherweise wirklich etwas gefressen haben, das ihm schlecht bekommen war. Aber daran glaubte Doug nicht. Er war überzeugt, dass Sam vergiftet worden war.
Er sah Jane noch einmal beschwörend an. „Verschließ die Türen sorgfältig, wenn ich weg bin." Dann rannte er zurück zur Pier, wo das Motorboot auf ihn wartete. Da Harry noch nicht zurück war, hatte er keine Wahl. Fluchend sprang er in das lahme, kleine Boot.
Als er die halbe Strecke zum Festland zurückgelegt hatte, fing der Motor abermals zu
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