Tango mit dem Tod
kraus. „Ich war Polizist. Was ist daran denn so schlimm?"
„Du hast es mir verschwiegen."
„Du hast nie danach gefragt."
„Und", fügte sie anklagend hinzu, „du hast eine Lizenz als Privatdetektiv."
„Und?"
„Das hast du mir auch nicht gesagt."
„Du hast nicht gefragt."
„Wer zum Teufel käme auf die Idee, einen Tanzlehrer zu fragen, ob er auch noch Polizist oder Privatdetektiv ist?"
„Was spielt das denn für eine Rolle?"
Sie schüttelte traurig den Kopf. „Ich bin für dich keine Frau, sondern ein Fall."
„Kelly, ich habe niemals etwas vor dir verheimlicht. Du hast nie gefragt, und dieses Thema kam nie auf." Er zögerte. „Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, dass du das nicht wusstest. Deine Managerin wusste es. Und Mel Alton ebenfalls. Shannon O'Casey, die Frau meines Bruders und Chefin des Tanzstudios, hat es ihnen gesagt. Deshalb nahm ich an, du wüsstest es."
„Nun, dann war ich wohl die Einzige, die keine Ahnung hatte."
„Weißt du eigentlich, dass du schreist?"
„Ich schreie nicht!"
„Du weckst das Baby auf."
„Sam und ich gehen jetzt besser schlafen."
Zu ihrer Überraschung nickte Doug nur stumm. Er drehte sich um, öffnete die Tür und ging zurück in sein Zimmer. Leise zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
Sam winselte und klopfte mit seinem Stummelschwanz aufgeregt auf den Boden.
„Wir kommen auch ohne ihn aus", sagte Kelly zu Sam. Er hatte also überhaupt kein Interesse an dem Video. Oder an ihr. Er hatte nur Interesse an ihrem Fall. Er hatte den Job nur angenommen wegen dieser angeblichen Drohungen.
„Lass uns schlafen, Sam."
Sie zog sich aus und streifte sich eins von Serenas weiten T-Shirts über. Dann kroch sie ins Bett. Sie lag wach da und starrte an die Decke. Sam kuschelte sich auf das Fußende ihres Bettes.
„Du bist der beste Schutz für mich, Sam. Weißt du das? Und du bist mein Freund." Das war er tatsächlich. Aber er war nun mal kein Mann.
Sie konnte sich kaum erinnern, wann sie das letzte Mal so etwas wie eine Beziehung gehabt hatte. Der Richtige war ihr eben noch nicht begegnet. Sie ging nicht in Bars oder zum Bowling, um dort Leute kennen zu lernen. Und Sex hatte sie lange nicht gehabt ... sehr lange.
Sie seufzte, aber sie war noch nicht bereit, ihren Stolz zu überwinden und ihm zu verzeihen. Sie war hinters Licht geführt worden. Das tat weh.
Sie schloss die Augen und wünschte sich, die Tür würde sich öffnen und er würde hereinkommen. In ihrer Phantasie malte sich aus, dass er wortlos zu ihr kam, sie umarmen und sie lieben würde. Aber das würde er nicht tun. Nicht Doug O'Casey.
Sie konnte natürlich auch aufstehen und zu ihm gehen, aber lieber würde sie vor Verlangen sterben.
Doch dann öffnete sich die Tür tatsächlich. Ihr stockte vor Überraschung der Atem. Er hatte noch seine Anzughose an, aber kein Hemd. Sie konnte das Schimmern des Mondlichts auf seiner Brust und seinen Schultern sehen. Er kam herüber zu ihr und sah sie an.
Sam winselte leise und wedelte mit dem Schwanz. „Es ist ja alles gut, Sam", sagte Doug ruhig.
„Ist es das?" fragte Kelly.
„Hör mal, keine Verpflichtungen, keine Fragen, keine Erwartungen. Das waren doch deine eigenen Worte, oder nicht?"
„Ich ..."
„Du wolltest es so. Aber jetzt bin ich an der Reihe. Sam kann hier bleiben."
„Wie bitte?"
Sie war völlig überrascht, als er sich zu ihr beugte und sie hochhob, zusammen mit der Bettdecke.
„Du hast wirklich Nerven, Doug O'Casey", schnaufte Kelly. „Ich habe dich nicht gerufen."
„Ich hatte keine Lust zu warten, bis du es endlich tust."
„Da hättest du lange warten können."
„Sei still!"
„Wie?"
„Mach nicht solchen Lärm. Das Baby, du weckst das Baby auf."
„Wie ich schon sagte, du hast wirklich Nerven."
„Du nicht minder", antwortete er, als er sie in sein Zimmer trug. „Gute Nacht, Sam", flüsterte er und stieß die Tür mit dem Fuß zu. „Irgendwas einzuwenden?"
„Nein. Nicht, so lange die Dinge zwischen uns klar sind und jeder weiß, was er von dem anderen zu halten hat", meinte Kelly.
„Und das wissen wir?"
„Ich denke doch."
„Ich nicht", entgegnete Doug. „Ich fange an zu verstehen, dass ich dich offensichtlich so gut wie gar nicht kenne."
„Spielt das eine Rolle?"
„Nicht, wenn es das ist, was du willst."
Sie biss sich auf die Lippen und wollte protestieren, aber ihr Herz hämmerte vor Erregung. Sie konnte die Wärme seines Körpers spüren, seine Ausstrahlung und das Gefühl der Sicherheit in
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