Tango Vitale
glücklich zusammenleben möchte, sollten die positiven und die negativen Gefühle füreinander bei jedem mindestens im Verhältnis von 5:1 stehen.
Um das zu erreichen, müssen wir uns um eine Grundhaltung bemühen, die den Partner respektiert und seine Bedürfnisse wahrnimmt. Was nicht heißt, dass Sie sich nicht auch mal heftig streiten dürfen. Sie sollten nur unbedingt darauf achten, dabei die vier besonders gefährlichen Liebeskiller zu vermeiden: Herabsetzung, Kritik, |186| Verteidigungshaltung und Blockade der Wünsche des Partners. Falls Ihnen das doch einmal passiert – schließlich sind wir keine Engel –, dann hilft Ihnen die Gottman’sche 5:1-Formel immerhin, das wieder auszubügeln: Mit fünf liebevollen Handlungen oder verbalen Zuwendungen können Sie den einen negativen Eindruck meist wieder aufheben. Also etwa ein Blumenstrauß, ein Kompliment, ein Kuss, eine Nackenmassage und ein Lieblingsessen gegen eine kränkende Bemerkung.
Freundlichkeit gegenüber Unbekannten
Natürlich lohnt es sich, nett zu jemandem zu sein, mit dem man häufig zu tun hat, seien es die Kollegen, der Partner oder die Nachbarn. Ebenso ist es klug, Menschen liebenswürdig zu behandeln, von denen wir etwas wollen oder von denen wir zumindest teilweise abhängig sind. Etwa gegenüber dem Beamten, der über die Baugenehmigung unseres Wintergartens entscheidet, oder der Klassenlehrerin unseres Kindes.
Weniger selbstverständlich ist es, dass wir zu Personen freundlich sind, die wir nicht kennen und die wir wahrscheinlich auch in Zukunft nicht mehr treffen. So plauderte beispielsweise das Supermodel Claudia Schiffer zu Beginn ihrer Karriere in der Klatschpresse unbedacht aus: »Taxifahrern gebe ich kein Trinkgeld. Die sehe ich ja doch nie wieder.« Auf diese Weise hat sie sicher ein paar Dollar gespart, doch nachahmenswert ist solches Verhalten nicht. Möglicherweise verpasst man nämlich dadurch eine schicksalhafte Chance.
Zugegeben, es passiert wohl eher selten, dass für Freundlichkeit gleich in großem Stil etwas zurückkommt, wie etwa in dem Film
Zwei Millionen Dollar Trinkgeld
mit Nicolas Cage in der Hauptrolle: Die Kellnerin Yvonne bedient in einem Restaurant den Polizisten Charlie besonders freundlich. Leider hat er kein Trinkgeld parat, nur ein Lotterielos |187| in der Tasche. Er verspricht ihr deshalb die Hälfte seines Lottogewinns. Prompt gewinnt er tags darauf vier Millionen Dollar und entschließt sich, den Gewinn mit Yvonne zu teilen. Kino eben. Vielleicht denken Sie deshalb: »Zu Fremden freundlich zu sein ist ja eine nette Anregung, aber wieso sollte das mein Schicksal beeinflussen?« Dafür gibt es zwar keine Garantie, aber es ist jederzeit möglich, wie die folgende Geschichte zeigt.
Die Buchhändlerin Silke hätte nicht gedacht, dass Freundlichkeit eines Tages ihr Leben verändern würde. Von der Frankfurter Buchmesse fuhr sie mit dem Zug zurück nach Hamburg. Sie saß nur mit einer älteren Dame im Abteil. Die wirkte deprimiert und wischte sich immer wieder mit einem Taschentuch über die Augen. Silke überlegte kurz, sich hinter ihrer Zeitung zu verschanzen, doch dann sprach sie die Dame an: »Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen helfen? Soll ich Ihnen vielleicht ein Glas Wasser aus dem Speisewagen holen?« Die Mitreisende bedankte sich und schien froh, mit jemandem sprechen zu können. Silke erfuhr, dass sie aus Süddeutschland kam und nach Sylt zu ihrer krebskranken Freundin fuhr, die nicht mehr lange zu leben hatte. Teilnahmsvoll hörte Silke zu. Offenbar fand sie auch die passenden tröstlichen Worte, denn bevor Silke ausstieg, sagte die Dame: »Es hat mir so gut getan, mit Ihnen zu sprechen. Bitte geben Sie mir doch Ihre Adresse, ich möchte Ihnen gerne ein kleines Dankeschön schicken.« Ein paar Tage später kam bei Silke eine Schachtel Pralinen an. In der Folge blieben die beiden Frauen miteinander in Kontakt.
Im Frühjahr besuchte Silke auf dem Weg in den Urlaub ihre Zugbekanntschaft im Süden und lernte dort deren Sohn Sebastian kennen – mit dem sie nun seit zwei Jahren verheiratet ist. »Wäre ich nicht über meinen Schatten gesprungen und freundlich gewesen, hätte ich mein Glück verpasst«, sagt Silke.
|188| Jeden Tag eine gute Tat
Ich hoffe, Sie sind inzwischen überzeugt, dass man mit Freundlichkeit das Schicksal in allen Lebensbereichen beeinflussen kann. Dann geht es darum, diese Erkenntnis auch umzusetzen. Vielleicht zählen Sie zu den glücklichen Menschen, denen
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