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Tannöd

Tannöd

Titel: Tannöd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schenkel
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worden bin ich vom
Danner nie. Ich hätte mir aber auch zu helfen gewusst, das
können Sie mir schon glauben. Gefallen lassen tu ich mir
nichts. Wie das Verhältnis zwischen dem Danner und seiner
Tochter, der Spanglerin, war? Da höre ich schon, worauf Sie
rauswollen. Also ich kann nichts sagen, ich hab mich aber auch
nicht darum gekümmert und so lange war ich auch nicht auf dem
Hof, nur vom Frühjahr zum Spätjahr. Ob die Spanglerin bei
ihrem Vater im Schlafzimmer geschlafen hat, wie hier einige
behaupten? So was kann ich nicht beschwören.
    Die Leute reden ja viel. Ich kann
nur sagen, was ich gesehen habe. Und gesehen habe ich die zwei nur
einmal im Stadel. Und das nicht gewiss. Da bin ich rein und die
sind im Heu gelegen. Grad wie ich in den Stadel hinein bin, ist die
Barbara aufgesprungen. Gar nicht gesehen hätt ich's, wenn sie
nicht hochgesprungen wäre.
    Ich hab so getan, als ob ich
nichts bemerkt hätte, und ich hab ja auch nichts gesehen.
Nichts genaues zumindest.
    Wissen Sie, das ist doch nicht
meine Sach. Bin ich der Pfarrer oder ein Richter? Was geht das mich
an? Der Barbara war das Ganze ziemlich peinlich und sie hat gesagt,
wenn sie gewusst hätte, dass ich noch mal in den Stadel gehe,
wäre sie nicht rausgegangen.
    Ob ich glaub, dass die Kinder von
ihrem Vater sind? Na, Sie fragen vielleicht Sachen!
    Wenn ich ehrlich bin, ich glaub
das schon, aber wissen kann ich das natürlich nicht. Ich bin
ja nicht dabei gewesen. Aber mit eigenen Ohren habe ich
gehört, wie der Danner zu dem Karl, dem Vagabunden, gesagt
hat, seine Tochter, die braucht keinen Mann. Die hat ja ihn. Weil
der Karl nach dem Mann der Spanglerin gefragt hat. Wo denn der sei?
Vielleicht hat sich der was ausgerechnet bei der Barbara. Da
wäre der aber schön auf die Nase gefallen.
    Sauber ausgeschaut hat sie, ja die
Barbara, aber eine Stolze war sie auch. Die ist ganz nach ihrem
Vater. Die Tannöderin, die Mutter von der Spanglerin, die war
sehr wortkarg.
    Manche sagen mürrisch. Stimmt
aber nicht. Verhärmt und vom Leben enttäuscht war die.
Sie hat sich nur um die Enkel gekümmert und gekocht hat
sie.
    Am Abend ist sie immer in der
Stube gesessen und hat ihr Gebetbuch in der Hand gehalten. Das war
so ein ganz altes, schon ganz und gar abgegriffen. Mit dem in der
Hand ist sie immer dagesessen und hat vor sich
hingemurmelt.
    Nur einmal, da hat die alte
Dannerin mir erzählt, dass der Mann von ihrer Tochter ein
rechter Hallodri war und nach Amerika ausgewandert ist. Das Geld
dafür hat er vom alten Danner
bekommen.   
    Ich weiß noch, wie
verwundert ich darüber war, dass die Alte mir das erzählt
hat, weil die doch sonst immer fast nichts gesagt hat.
    Dagesessen ist sie und zu reden
hats angefangen. Am Anfang hab ich gar nicht gemerkt, dass die mit
mir spricht. So leise hats geredet, glaubt habe ich, die betet, und
in die Augen schauen hats einem auch nicht können beim
Reden. 
    Außer zu ihren Enkeln. Denen
war sie eine recht liebevolle Großmutter. Die waren ihre
einzige Freude, glaube ich. Die Marianne und der Josef. Ein
schönes Leben hat die mit ihrem Mann bestimmt nicht gehabt,
das kann man schon sagen. Die war um einiges älter als er und
geheiratet hat der die bestimmt nur wegen dem Hof. Den hat
nämlich die Alte gehabt und der Danner, der ist eingeheiratet.
Manchmal glaube ich, sie hat sich vor ihm gefürchtet, denn
einer kann doch nicht sein ganzes Leben den Mund halten. Die muss
sich vor ihrem Mann gefürchtet haben, so grantig wie der immer
war. An manchen Tagen hat der kein gutes Wort für seine Frau
übrig gehabt. Angeschnauzt hat der die, und sie, immer
gekuscht hats. Nicht einmal hat die die Stimme gegen ihn erhoben,
nicht einmal. Selbst wie er ihr damals das Essen über den
Boden geschleudert hat, bloß weil ihm ihre »ewige
Beterei« auf die Nerven gegangen ist. Mit seinem Arm hat er
den Tiegel vom Tisch gefegt, dass das Essen quer durch den Raum gespritzt ist.
Dagestanden ist sie, die Dannerin, und hat ohne ein Wort alles
aufgewischt. Wie ein geprügelter Hund ist die dagestanden. Die
Barbara hat ihr dabei zugesehen. Ich hätt mir das nicht
gefallen lassen.
    Sie wollen jetzt bestimmt auch
noch die Geschichte mit dem Hauer hören. Hab ich Recht? Hab
ich mir doch gleich gedacht, dass ich Sie richtig einschätze.
Tja, der Hauer, das ist der nächste Nachbar. Dem sein Hof, den
kann man sehen, wenn man aus dem Dachfenster schaut. Ja, da
können sie rüberschauen zum Anwesen vom Hauer.
Drüben auf der anderen Seite von den

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