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Tannöd

Tannöd

Titel: Tannöd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schenkel
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gerechnet.
    Wissen Sie, der alte Danner hat
gerne Herumtreiber als Erntehelfer beschäftigt.
    Warum? Na, denen hat er halt
weniger gezahlt. Ist doch ganz einfach. Einer, der was auf dem
Kerbholz hat und der nicht gerne gemeldet ist bei der Polizei, dem
kann man auch weniger zahlen. So einer, der ist manchmal froh, wenn
er ein Dach über dem Kopf hat und was Warmes zum Essen. Und
der Danner war froh, weil er dann fast nichts hat zahlen
müssen. So war er halt, der alte Danner. Bauernschlau und
geizig.
    Solch einem Tagedieb und Streuner
hat der Alte auch schon mal den ganzen Hof gezeigt. Was ich nicht
verstehen kann. Herumgeführt hat er den. Wie ein Hahn ist er
stolziert, mit herausgestreckter Brust und aufrechtem Gang, als
hätte er einen Stock verschluckt.
    Mit diesen Vagabunden ist er durch
Haus und Hof. Alle Maschinen hat er ihnen gezeigt und man braucht
sich nicht wundern, wenn so einer nach ein paar Tagen verschwindet
und gleich noch was vom Hausstand mitgehen lässt.
    Ich hab meine Kammer immer
abgesperrt, wenn wieder so ein Galgenstrick auf dem Hof
war.
    Einmal war einer auf dem Hof. Karl
hat der glaube ich geheißen. Karl, da bin ich mir sicher.
Nachnamen hat keiner von diesen Brüdern gerne genannt. Kann
sich ein jeder selber denken, warum. Der Karl, der hat dem Alten
beim Holz machen im Wald geholfen.
    Gleich nach dem großen
Unwetter im Juli letzten Jahres war das.
    Die vom Sturm umgeknickten
Bäume habens rausgeholt. Keine leichte Arbeit. Ist schon so
mancher von einem Baum erschlagen worden oder hat ein Bein
verloren. Die Bäume liegen nach so einem Wetter oft kreuz und
quer. Manche stehen so unter Spannung, die »springen«
beim Fällen richtig. Nach einer knappen Woche war der Karl
weg. Spurlos verschwunden und ein paar Hühner, Kleider und
Schuhe waren auch gleich mit weg. Wie im Spätjahr einer hat
auf dem Hof einbrechen wollen, da hat's mir gereicht. Ich habe mir
eine neue Stelle gesucht.
    Was damals los war? Ich war an dem
Tag nicht auf dem Hof, die Barbara, dem Danner seine Tochter, hat
es mir am nächsten Tag erzählt. Ich war drüben bei
meiner Tante in Endlfeld. Einen Krankenbesuch machen. An einem
Sonntag war's, das muss sich einer mal vorstellen, an einem
Sonntag. Während gottesfürchtige Leut in der Kirche sind.
An dem Sonntag gleich nach dem Kirchgang bin ich zu meiner Tante.
Die Spangle-rin und ihre Familie, die sind nach der Kirche auf den
Friedhof und danach heim.
    Wie sie zur Haustüre rein
wollen, sehen sie, dass einer versucht hat, die Haustüre
aufzustemmen. Die Spuren von dem Einbruchsversuch konnte jeder
deutlich an der Holztüre sehen, da waren überall
Kratzspuren. Wie von einem Stemmeisen. Ein Wunder, dass der Lump
die Tür nicht aufgebrochen hat. Anscheinend ist der
gestört worden und hat Fersengeld gegeben. Nichts wie auf und
davon ist der. Gewundert hat mich so was ja nicht, hat doch jeder
von den Lumpen, die auf dem Hof gearbeitet haben, genau gewusst,
dass bei dem Danner was zu holen war.
    Nicht nur Hühner. Der hat
immer einen Batzen Geld im Haus gehabt. Das war ein offenes
Geheimnis. Das hat jeder, der auf dem Hof gearbeitet hat,
gewusst.
    Also, wie ich bereits gesagt habe,
mir hat es ab diesem Zeitpunkt auf dem Hof nicht mehr
getaugt.
    Ich hatte Angst, dass der
Einbrecher es noch mal probiert und womöglich diesmal bei
Nacht. Von solchen Sachen kann einer ja jeden Tag hören. Der
Hof, der liegt doch vollkommen alleine. Richtig einsam.
    Im Winter wollte ich darum unter
gar keinen Umständen mehr bei denen da draußen sein.
Dann dämmert es um halb vier und um vier Uhr ist es finster.
Da sieht und hört keiner was. So hab ich meine sieben Sachen
zusammengepackt und bin gegangen. Eine neue Stelle hab ich gleich
wieder gefunden.
    Wäre ich damals nicht von
dort weg, wer weiß, dann könnt es leicht sein, dass ich
jetzt auch tot wäre. Nein danke. Ich will schon noch eine Zeit
lang weiterleben, dafür leb ich viel zu gern.
    Auskommen hat man mit dem Danner
und seiner Familie schon können. Ich kenn schon die
Gerüchte. Ein Eigenbrötler war er. Sagen die Leute. Er
und seine ganze Familie.
    Mag schon sein, aber ich bin mit
denen zurechtgekommen. Ich habe meine Arbeit gemacht und an meinen
freien Tagen bin ich zum Tanzen oder habe meine Verwandtschaft
besucht.
    Arbeit ist Arbeit. Arbeiten muss
man überall. Die zahlen einem nicht fürs Faulenzen. Als
Magd musst hinlangen können und ich mach die Arbeit gern. Wenn
ich dann frei hab, schau ich, dass ich rauskomm.
    Belästigt

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