Tante Dimity und das verborgene Grab
Kinder für eine ganze Kricketmannschaft. Legen Sie die Zeitschriften aus, und warten Sie ab.« Sie bückte sich, um das Bündel in den Karton neben dem Laufstall zu legen.
Ich hatte Francesca jede mögliche Gelegenheit gegeben, mir zu erzählen, was zwischen ihr und Adrian vorgefallen war – wenn überhaupt etwas vorgefallen war –, nachdem ich sie am Abend zuvor vor dem Schulhaus abgesetzt hatte, aber sie war so verschlossen, dass es einen verrückt machen konnte.
Lange nachdem Bill und ich zu Bett gegangen waren, war sie zum Cottage zurückgekommen.
Am Morgen hatte sie ihre Arbeit mit der üblichen Umsicht getan und entschlossen den Mund gehalten. Bis jetzt hatte ich der Versuchung widerstanden, ihr die Schere an die Gurgel zu setzen und sie zum Reden zu bringen, aber meine Geduld war am Ende. Schließlich schuldete ich es meinen Söhnen, so sagte ich mir, zu wissen, ob ihr Kindermädchen noch lange zur Verfügung stehen würde oder nicht.
Ich nahm wahllos eine der Zeitschriften in die Hand. »Sie haben mir in einer Woche mehr beigebracht als die so genannten Experten in neun Monaten.«
»Ich habe Ihnen nichts beigebracht, was Sie nicht schon wussten«, sagte Francesca. »Sie mussten sich nur ein wenig entspannen und Ihren natürlichen Fähigkeiten die Gelegenheit geben, zutage zu treten. Junge Mütter brauchen ab und zu eine Pause. Früher konnte man die Kinder mal bei der Oma oder einer Tante lassen, aber heute ist das nicht mehr so einfach.«
»Die Großmütter der Jungen sind tot«, sagte ich, »und ich würde meine Babys eher in ein Becken mit Piranhas setzen, als sie Bills Tanten anzuvertrauen. Aber ich verstehe, was Sie meinen.«
Ich klappte die Zeitschrift zu. »Es war aber eine seltsame Pause. Die meisten Menschen würden das Wochenende am Strand verbringen. Ich bin herumgerannt und habe versucht, einen Einbrecher zu fangen. Und selbst das habe ich nicht geschafft.«
»Sie geben aber nicht auf, oder?«, fragte Francesca.
Ich zuckte die Schultern. »Ich bin am Ende mit meinem Latein. Sally Pyne war es nicht. Katrina Graham war es nicht. Adrian war es ganz sicher nicht, und Ihre Schwester auch nicht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wer das Schriftstück noch hätte stehlen können.«
»Irgendetwas wird sich finden, das Sie in die richtige Richtung weist.« Francesca lächelte gelassen und sah zum Fenster hinaus. »Manchmal kommt die Antwort erst, wenn man aufgehört hat, zu fragen.«
Ich verglich die ruhige, selbstsichere Gestalt auf der Fensterbank mit der verzweifelten, aufgelösten Frau, die ich am Tag zuvor im Stall vorgefunden hatte. Sprach sie von dem Einbruch, oder hatte sie ein weitaus interessanteres Rätsel gelöst?
»Wissen Sie«, sagte ich und wickelte mir ein Stück Bindfaden um den Finger, »wenn Sie aus irgendeinem Grund gehen müssten, würden wir jetzt ganz gut klarkommen.«
Francescas Lächeln wurde noch strahlender.
»So bald werde ich nirgends hingehen müssen, Lori.«
Verwirrt sah ich auf. »Haben Sie Adrian von dem Grab des Petronius erzählt?«
Francesca lachte leise. »Das musste ich gar nicht. Er hatte bereits erraten, dass es dort auf dem Hügel eine Villa gegeben haben muss. Die Lage passte genau ins Profil, sagt er, und wo eine Villa war, da ist fast immer auch ein Grab.«
»Und hat er zugestimmt, das Geheimnis nicht preiszugeben?«
»Man bekommt nicht jede Ausgrabungsstätte in Großbritannien finanziert, meint er.« Francesca zwinkerte mit den dunklen Augen. »Besonders, wenn man keinen Antrag dafür stellt.«
Francesca hatte das gewisse innere Leuchten einer Frau, die die Liebe ihres Lebens gefunden hat. Ich konnte absolut nicht verstehen, warum sie weiterhin als Kindermädchen arbeiten wollte, statt mit dem Mann ihrer Träume fortan die Sonnenuntergänge zu genießen.
»Warum um Himmels willen bleiben Sie dann noch da?«, fragte ich.
Francesca spielte mit einem Stück Bindfaden.
»Ich brauche Zeit, um Verschiedenes wieder gutzumachen – in Bezug auf Annunzia. Und ich bin altmodisch. Ich halte etwas von einer langen Verlobungszeit.«
Mir war, als hörte ich durch den strömenden Regen hindurch himmlische Trompeten. Glücklich lächelnd sah ich zum Fenster hinaus, als gerade ein Lieferwagen in die Einfahrt bog.
Stans Schriftstück war angekommen. Ich gab dem durchnässten Boten ein großzügiges Trinkgeld, dann öffnete ich im Wohnzimmer den wattierten Umschlag. Er enthielt ein kurzes Schreiben von Stan, in dem er nochmals hervorhob, dass der
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