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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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mir, »und es juckt mich schon lange in den Fingern, dieser Wildnis dort zu Leibe zu rücken. Ich bin überzeugt, dass irgendwo eine Rosa hemisphaerica vergraben ist, und die Clematis cirrhosa könnte sich herrlich entwickeln, wenn sie Luft zum Atmen hätte. Und der Cotinus coggyria erst!
    Kannst du dir vorstellen, wie der sich an der Wand machen würde?«
    Ich ließ sie weiterschwärmen, obwohl ich nur die Hälfte verstand. Als sie fertig war, verlangten die Jungen ihr Mittagessen, und ich war drauf und dran, das Telefon zum Fenster hinauszufeuern.
    »Vorsicht«, warnte Francesca, als ich in die Küche trat und mir das Telefonohr rieb.
    Will und Rob saßen in ihren Wippen und fuchtelten mit den Ärmchen, als ob sie mich auf Francescas neueste Erfindung aufmerksam machen wollten. Ich sah auf den Boden und entdeckte eine lange Schnur, die sie an die Wippen gebunden hatte. Auf diese Weise konnte sie ihnen ab und zu einen beruhigenden Schubs von der anderen Seite der Küche her geben. Jetzt stand sie am Herd und rührte in einem Topf, aus dem es wieder wunderbar duftete.
    »Francesca, was für eine tolle Idee«, sagte ich und stieg vorsichtig über die Schnur. »Genau wie die Zirkustiere im Baum gestern.« Ich trat zu ihr an den Herd und schnupperte. »Unser Mittagessen, hoffe ich?«
    »Tomatensuppe mit Basilikum«, antwortete Francesca. »Ich dachte, das würde gut zu den Croissants passen, die vom Frühstück übrig sind.« Als sie nach dem Kochlöffel langte, fiel ihr bronzenes Medaillon aus dem Ausschnitt.
    »Das ist ein sehr außergewöhnlicher
    Schmuck«, sagte ich. Auf dem Medaillon war das Relief eines engelhaften Gesichtes, umrahmt von kurzen Locken, die den meinen nicht unähnlich waren, und aus dessen Schläfen zwei winzige Flügel wuchsen. »Soll das Merkur sein?«
    »Ja, es ist der geflügelte Kopf Merkurs.« Francesca ergriff das bronzene Medaillon. »Das nennt man eine Phalera. Es ist eine militärische Auszeichnung, wie römische Soldaten sie trugen.
    Mein Vater gab es mir, damit ich nicht vergesse, woher er kam.« Sie hob den Kochlöffel an die Lippen und stellte den Herd ab. » Finito . Wollen Sie die bambini vor oder nach dem Essen füttern?« Sie benutzte die italienischen Ausdrücke ganz unbekümmert und ohne die geringste Spur eines Akzents. Ich überlegte, dass sie vielleicht testen wollte, ob hier im Cottage dieselben Vorurteile herrschten, die man ihrem Vater im Dorf entgegengebracht hatte.

»Zuerst die bambini , ist mein Motto«, sagte ich, was sie mit einem amüsierten Lächeln quit-tierte.

    Francesca hatte bereits zwei Schälchen mit pürierten Kichererbsen und Reis vorbereitet, und die nächste halbe Stunde bemühten wir uns, so viel wie möglich davon in Wills und Robs Mund landen zu lassen. Meine kleinen Wunder-kinder aßen so viel, dass sie hinterher kaum noch Platz für Milch hatten und zufrieden wie zwei kleine rundbäuchige Buddhas schlummer-ten, während Francesca und ich uns zum Essen setzten.
    Über der aromatischen Suppe und den Croissants erzählte ich Francesca von meinen Plänen für den Nachmittag. »Ich weiß nicht, wie lange ich weg sein werde, und ich will für die nächste Mahlzeit der Jungen nicht wieder zu spät kommen wie gestern, deshalb … hätten Sie Lust mitzukommen? Ich weiß, es ist etwas mühsam, Will und Rob im Auto mitzunehmen, aber …«
    Francescas dunkle Augen leuchteten auf. »Ich bin schon oft mit acht Kindern zum Sleepy Hol-low Farm Park und zurück gefahren. Ich glaube, mit zwei Lämmchen wie Rob und Will werde ich auch noch fertig.«
    Ich sah auf meinen leeren Teller und dachte daran, wie viele mühsame Stunden ich damit verbracht hatte, die Jungen für den Hin- und Rückweg – von insgesamt zehn Kilometern – zu ihrer Taufe in St. George’s vorzubereiten. Damals kam ich mir sehr unzulänglich vor.
    »Aber trotzdem würde ich die Kinder nicht gern in Mrs Pynes Tearoom mitnehmen«, fügte Francesca hinzu. »Das würde die anderen Gäste vielleicht stören. Wenn es Ihnen recht ist, setze ich mich solange mit ihnen auf den Kirchhof.
    Wenn Sie fertig sind, treffen wir uns da.«
    Ich nickte. Die Friedhofsbesucher würden nichts dagegen haben, wenn die Jungen vom Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch machten. »Ich hole den Schlüssel vom Mercedes. Der Rücksitz vom Mini ist nicht groß genug für …«
    »Da fällt mir etwas ein …«, unterbrach mich Francesca. Sie griff in ihre Schürzentasche. »Den habe ich in einem alten Turnschuh ganz

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