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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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er in tausend Stücke zerbrechen, so fürchtete ich. Weil es so warm war, kaufte ich bei ihm ein Netz Zitronen, um Limonade zu machen, ehe ich zu Peggy Kitchens Warenhaus weiterging.
    Im Geschäftsraum zog sich eine lange hölzerne Theke eine Längsseite entlang; nahe der Ladentür thronte eine altertümliche Registrierkasse darauf. Ein vergitterter Schalter am anderen En-de stellte das Postamt dar. Die hohen Regale mit den tiefen Fächern waren mit den üblichen Le-bensmitteln gefüllt.
    Am hinteren Ende des Ladens jedoch befand sich eine schmale braune Tür, hinter der sich ein großes und vielfältiges Wunderland verbarg –

    Bill hatte es Xanadu getauft. Wenige Reisende hatten seine Geheimnisse erforscht und waren lebend wieder zurückgekommen, um darüber zu berichten, aber Peggy, so schien es, trug seine Landkarte aufs Handgelenk tätowiert. Aus den Tiefen dieses Reiches zauberte sie, je nach Wunsch: Sonnenhüte, Gummistiefel, geheimnisvolle Elixiere gegen Erkältungen, Angelruten, Sommersprossencreme, Kricketschläger, lila Nähgarn und jene Shrimps in Dosen, die der Pfarrer so schätzte. Ein Blick in die dunklen Ge-wölbe von Xanadu überzeugte mich, dass Peggys Warenhaus seiner Besitzerin sehr ähnlich war: eine Fassade der Normalität, hinter der sich das Unergründliche verbarg.
    Schlittenglöckchen bimmelten, als sich die Tür öffnete und eine Gruppe Dorfbewohner leise flüsternd den Laden verließ. Zweifellos hielt die Herrscherin von Finch hinter ihrer Theke Hof, indem sie den Auserwählten Kredit gewährte und den Verdammten ihre Post auszuhändigen ver-weigerte.
    Leise das Gebimmel verfluchend öffnete ich die Tür, um dann stehen zu bleiben und einen Blick die Theke entlang zu werfen. Peggy Kitchen war nirgends zu sehen. Stattdessen saß eine ungewöhnlich schweigsame Rainey Dawson im Schneidersitz auf der Theke, die Ellbogen auf den Knien, das spitze Kinn in die schmutzigen Hände gestützt, und sah unverwandt auf den Mann, der an Peggys Stelle hinter der Registrierkasse stand.
    Als ich die Tür schloss, sah Rainey mich an und zischte in einem Flüsterton, den man noch im nächsten Ort hören konnte: » Sag was zu ihm .«
    Ich lächelte den Mann hinter der Theke unsicher an. Er war mittleren Alters, mittelgroß und hatte braunes Haar, das an den Schläfen grau wurde. Seine braune Krawatte passte zu seinem braunen Anzug, der wiederum zu den braunen Augen hinter der braun geränderten Brille passte.
    Er war so unauffällig, dass er schon fast unsichtbar war, aber er stand aufrecht da und ließ sich von Raineys lautem Flüstern nicht aus der Ruhe bringen.
    »Mr Taxman?«, fragte ich. »Ich heiße Lori Shepherd, ich bin die Frau von Bill Willis. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    »Ganz meinerseits«, sagte Mr Taxman.
    Ich musterte Peggy Kitchens angeblichen Verehrer. »Wie ich sehe, kümmern Sie sich heute um Mrs Kitchens Geschäft?«
    »Richtig«, sagte Mr Taxman.
    »Was für einen schönen Tag wir heute wieder haben«, bemerkte ich. »Wenngleich ziemlich warm.«
    »So ist es«, stimmte Mr Taxman mir zu.
    »Aber genau das richtige Wetter, um Fenster zu putzen«, versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen.
    Mr Taxman nickte.
    Ich legte mein Netz mit Zitronen auf die Theke und machte einen neuen Anlauf. »Der Putz-fimmel scheint heute alle gepackt zu haben. Zum Beispiel Sally Pyne …« Ich hielt inne, aber Mr Taxman war offenbar immun gegen Stichworte.
    »Und die Peacocks«, fuhr ich unverdrossen fort.
    »Das muss ziemlich ärgerlich für Sie sein, überall stolpert man über Eimer und Putzlappen und …
    Pfützen«, endete ich etwas lahm.
    Das Große Steingesicht hatte keine Meinung.
    Rainey beugte sich zu mir vor und murmelte in lautem Bühnenflüstern: » Er sagt fast nie was .«
    »Rainey«, schalt ich, »wir sind hier nicht im Zoo, und Mr Taxman ist kein Tier im Käfig, al-so hör auf, ihn so zu behandeln.«
    Rainey sah artig nach oben. »Es tut mir Leid, Mr Taxman«, sagte sie. »Ich finde gar nicht, dass Sie wie ein Affe oder ein Elefant sind. Die sind viel lauter.«
    Ein vorsichtiges Lächeln erschien auf Mr Taxmans Gesicht. »Entschuldigung angenommen«, sagte er, dann sah er mich an. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Das Gesuch«, sagte ich. »Ich möchte es unterschreiben.«
    »Natürlich.« Gerade als Mr Taxman unter die Theke griff, verkündeten die Glöckchen die Ankunft von Adrian Culvers jungen Assistenten.
    Simon Blakely und Katrina Graham sahen genauso verdreckt aus wie Rainey.

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