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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sache Partei zu ergreifen, dann kann es schnell hässlich werden.«

7
    »SHEPHERD! WIE ZUM Teufel geht’s dir?
    Steckst wahrscheinlich mit beiden Armen in voll geschissenen Windeln, hm?«
    Dr. Stanford J. Finderman – » Nenn mich Stan « – war nicht das, was man sich unter einem typischen Akademiker vorstellte. Mein alter Chef sah nicht wie ein Gelehrter aus, sondern mit seinem stoppeligen Bürstenschnitt, seiner breiten Brust und Händen, die ein Nashorn erwürgen konnten, eher wie ein Hafenarbeiter. Seine offene Art und die ziemlich anschauliche Sprache verdankte er einigen Jahren in der Navy.
    »Bälger schon abgestillt?«, wollte Stan wissen.
    »Oder wirst du sie noch ins College begleiten?«
    »Den Jungen geht es gut, Stan«, erwiderte ich.
    Es war neun Uhr morgens, und ich fühlte mich wie neugeboren. Ich hatte sechs Stunden fest geschlafen, die Kinder gestillt und mich dann noch mal umgedreht, während Francesca sie badete und anzog. Meine wunderbare Kinderfrau hatte Croissants zum Frühstück gebacken nachdem ich ihr gezeigt hatte, wie man die Schlösser an den Küchenschränken öffnete –, und Bill war fröhlich pfeifend ins Büro geradelt. Nun stand ich im Arbeitszimmer und telefonierte mit Stan.
    »Hast du einen Augenblick Zeit? Ich brauche deine Hilfe.«
    »Jederzeit zu Diensten, Shepherd.« Stans Loyalität war ebenfalls ein Vermächtnis aus seiner Zeit in der Navy.
    »Ich versuche, Freunden einen Gefallen zu tun«, erklärte ich. »Kennen wir jemanden, der viktorianische Ephemera über Archäologie sammelt?«
    »Zu kaufen oder auszuleihen?«, wollte er wissen.
    »Ausleihen würde genügen«, sagte ich.
    »Hast du’s schon in der Britischen Bibliothek versucht?« Das war ein logischer Vorschlag. Ein dreihundert Jahre altes Gesetz verlangte, dass alle britischen Verlage der Bibliothek ein kostenloses Exemplar eines jeden Buches überließen.
    »Ich glaube nicht, dass es in diesem Falle helfen würde«, sagte ich. »Ich suche eine privat gedruckte Schrift, verfasst und herausgegeben von einem Amateur namens Cornelius Gladwell. Er war anglikanischer Pfarrer und ein rachsüchtiger Zeitgenosse. Ich glaube nicht, dass er sich groß mit Gesetzen aufgehalten hat.«
    »Ein Mann nach meinem Herzen«, sagte Stan.
    »Sprich weiter, Shepherd.«

    Stan kicherte schadenfroh, als ich ihm schilderte, wie Mr Gladwell beabsichtigt hatte, die Nachwelt an der Nase herumzuführen – Stan hatte eine Schwäche für Schlitzohren –, aber als ich ihm Lilians Beschreibung des Schriftstücks gab, wurde er wieder ernst.
    »Ich fürchte, viel weiß ich nicht darüber«, sagte ich, indem ich in das rote Spiralbuch blickte.
    »Meine Freunde beschreiben das Blatt als ›klein, das Papier mausgrau und dünn‹.«
    »In der Tat eine große Hilfe«, spottete Stan.
    »Hat es eine Überschrift?«
    »Der Titel lautet ›Enttäuschungen eines Forschers‹«, sagte ich, »und wir wissen, dass Mr Gladwell zehn nummerierte Exemplare druckte.«
    »Zehn Exemplare!«, rief Stan.
    »Richtig. Und eins davon müssten wir so bald wie möglich finden.«
    Stan stieß ein Grunzen aus und wurde still.
    Fast konnte ich ihn sehen, wie er sich in seinem Bürostuhl zurücklehnte, die Hemdsärmel aufgekrempelt, den Kragen offen, das rote Gesicht zur Decke gewandt, während er die gewaltige Datenbank in seinem Kopf nach Namen, Gesichtern und Sammelobjekten durchsuchte.
    »Bis jetzt fällt mir nichts ein«, brummte er endlich, »aber mach dir nicht in die Hose. Ich werfe mal die Netze aus, mal sehen, was ich fange.«
    »Wunderbar«, sagte ich. »Danke, Stan.«
    »Abwarten«, erwiderte er. »Und sonst? Können die Gören schon lesen?«
    Den Rest des Vormittags verbrachte ich am Telefon und erzählte sämtlichen Menschen, die ich in verschiedenen Museen und Bibliotheken Großbritanniens und der Vereinigten Staaten kannte, von meinem Anliegen. Und schließlich hatte ich mit Hilfe der Fachleute, die ich im Laufe der Jahre kennen gelernt hatte, etwa ein Dutzend Wissenschaftler auf diesem Gebiet kontaktiert, die mir versprachen, ihre Sammlungen für mich zu durchforsten.
    Zum Schluss rief ich Emma an und bat sie, in den Katalogen zu suchen, die über das Internet zugänglich sind. Außerdem flehte ich sie an, sich des Dschungels im Garten der Buntings anzunehmen. Sie versprach, beides zu tun, dabei hatte ich das Gefühl, der zweite Auftrag würde bei ihr Priorität genießen.
    »Ich habe viel Erfahrung mit dem Wiederbeleben alter Gärten«, versicherte sie

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