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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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schwarzen Samtdecke, darauf lag eine Kristallkugel von der Größe meines Kopfes etwa.
    Über der Haustür hatte ich einen schwarzen, struppigen Reisigbesen bemerkt. Deshalb war ich nun auch nicht weiter überrascht, als eine schwarze Katze mit funkelnden Bernsteinaugen zur Begrüßung ihren Kopf an meinen Knöcheln rieb. Als ich mich bückte, um sie am Hals zu kraulen, fiel mein Blick auf einen Tisch, der in der Schräge unter der Treppe stand.
    »Wow«, sagte ich, wobei mir Francescas Bemerkung über die zusätzlichen Telefonanschlüsse wieder einfiel. »Das ist ja eine eindrucksvolle Anlage, die Sie da haben.«
    Miranda sah nachsichtig lächelnd auf ihre elektronischen Geräte, gegen die sich das Space Center in Houston wie die Anlage eines Amateurs ausnehmen musste. »Ohne die Anlage könnte ich meine Arbeit nicht machen«, erklärte sie sachlich. »Heute Nachmittag nehme ich Anrufe entgegen, während gleichzeitig EMails und Faxe aus und eingehen.«
    »Was für einen Beruf haben Sie denn?«, fragte ich. »Wenn Sie mir diese persönliche Frage gestatten.«
    Miranda schien amüsiert über meine diplomatische Vorsicht. »Dreimal dürfen Sie raten«, sagte sie. »Atomphysiker, Milchmädchen oder …
    Hexe.«
    Verlegen zog ich den Kopf ein. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie so genannt werden möchten.«
    Sie nickte bestätigend. »Manche Frauen sind da empfindlich. Ich aber nicht. Hexe, Zauberin, Seherin, Heilerin … mir ist es egal, wie die Menschen mich nennen, solange sie nur anrufen.«
    »Also sind Sie eine … eine Telefonhexe?«, fragte ich, wobei mir der Gedanke kam, wie der Pfarrer wohl reagieren würde, wenn ihm die nonkonformistischen Ansichten seiner Nachbarin zu Ohren kämen.
    »Im Moment schreibe ich gerade ein Buch«, erwiderte sie, »aber ich kann ja meine Getreuen nicht im Stich lassen, auch wenn ich mich hier in meinem ländlichen Versteck sehr wohl fühle.
    Ohne mich sind sie hilflos.« Sie legte das Headset auf den Tisch unter der Treppe. »Aber würden Sie sich jetzt bitte vorstellen, oder warten Sie darauf, dass ich Ihre Gedanken lese?« Sie hob die Hand, um meine Antwort abzuwehren. »Nein, warten Sie … warten Sie … ich bekomme gerade einen Hinweis … ja … jetzt weiß ich es. Sie hei
    ßen … Lori Shepherd !«
    Ich verschränkte die Arme und sah sie von der Seite an. »Ich nehme an, Sie haben mit Mr Wetherhead gesprochen?«
    »Er klopfte bei mir an, sowie Sie sich verabschiedet hatten«, sagte sie lachend. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Ich deutete auf das Headset auf dem Telefontisch. »Und Ihre Anrufe?«

    »Die Leute können aufs Band sprechen«, sagte sie. »Kommen Sie …«
    Eingezwängt zwischen all die obskuren Utensilien stand in schrägem Winkel zum Kamin ein pummeliges kleines Sofa, über das wohl ein Dutzend Umschlagtücher mit Paisleymuster drapiert war. Ich sank darauf – oder vielmehr versank darin –, während Miranda sich bückte, um im Kamin eine Reihe von Kerzen anzuzünden.
    Sie sah eher nach einer Bauerntochter als einer Hexe aus. Verglichen mit den anderen Dorfbewohnern war sie blutjung, schätzungsweise Mitte dreißig, also nicht viel älter als ich. Ihr frisches, rosiges Gesicht war leicht mit blassen Sommersprossen gesprenkelt. Sie ging barfüßig und trug ein loses blaues Baumwollkleid, das ihre Knöchel umspielte. Ihr rotblondes, sonnengebleichtes Haar war zu Zöpfen geflochten, die ihr bis zur Taille reichten.
    »Ein Sommerfeuer«, erklärte sie, als die Kerzen angezündet waren. »Lebende Flammen ohne übermäßige Wärme.« Sie schloss die Augen und streckte die Hände nach den Kerzen aus, die Handflächen nach oben, wie im stillen Gebet.
    »Keine Angst«, murmelte sie aus dem Mundwinkel, »ich verzaubere niemanden. Ich bedanke mich nur für das Geschenk des Lichtes. Ich bemühe mich, nichts als selbstverständlich hinzunehmen.«
    Sie ließ die Arme sinken, machte es sich in einem abgewetzten Sessel bequem und streckte die Beine auf einer rot gefransten Ottomane aus.
    »Ich wette, Sie fragen sich, warum ich mich so nahe am Pfarrhaus eingemietet habe.«
    »Es scheint schon ein kleines bisschen … herausfordernd«, gab ich zu.
    »Das sollte es auch sein«, sagte Miranda. »Ich habe das Briar Cottage gemietet, ohne es mir vorher anzusehen und ohne danach zu fragen, wer die Nachbarn sind. Deshalb gebe ich auch keine Teegesellschaften. Ich möchte nicht, dass der Pfarrer Angst kriegt, ich würde in seinen Gewässern fischen.« Sie stützte das Kinn in die

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