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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Wetherhead zögerte. »Na ja, genau gesagt war es Montag früh, ich sah ihn genau um acht Minuten nach Mitternacht.«
    Seine Augen leuchteten. Er lächelte glücklich und drehte und verknäulte sein Taschentuch, kaum fähig, seine Aufregung zu verbergen. Bruder Florins Gespenst war womöglich das spannendste Erlebnis, das er je hatte. Konnte ich es übers Herz bringen, diese überwältigende Erscheinung als einen gewöhnlichen Einbrecher abzutun? Ich öffnete das rote Notizbuch und beschloss, erst einmal mitzuspielen.
    »Bruder Florin erscheint immer nach Mitternacht«, erklärte ich mit Überzeugung. Ich nahm meinen Kugelschreiber. »Wo waren Sie, als Sie ihn sahen?«
    »Im Zimmer nebenan«, sagte Mr Wetherhead.
    »Das ist mein Schlafzimmer. Ich konnte nicht schlafen, weil es so heiß war, also stand ich auf, um das Fenster zu öffnen, da sah ich ihn. Er stieg aus dem Nebel auf und ging zweimal um das Pfarrhaus.« Mr Wetherhead gestikulierte mit den Händen in der Luft, um Bruder Florins unwirkliche Besichtigungstour zu untermalen. »Er glitt dahin, schwankte nach links und nach rechts, seine Arme waren über dem Bauch gefaltet, und die Hände steckten in den Ärmeln seiner Kutte.«
    »Er trug eine Kutte?«
    »Die Kutte seines Ordens, mit einer Kapuze«, erklärte Mr Wetherhead. »Deshalb konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Aber seine Gestalt erinnerte ein wenig an Paddington Bär.«
    Ich kritzelte Paddington Bär in einer Kutte in mein Notizbuch. »Und was passierte, nachdem er das Pfarrhaus umrundet hatte?«
    »Er verschwand.« Der kleine Mann blinzelte aufgeregt. »Eben war er noch da, und im nächsten Moment war er wie vom Erdboden verschluckt. Einfach so. Da wusste ich, dass er nicht von dieser Welt war.« Mr Wetherhead lächelte verlegen. »Anfangs hatte ich noch gedacht, es könnte ein Einbrecher sein.«
    »Aber das halten Sie nicht mehr für möglich?«
    »Nein, bestimmt nicht.« Mr Wetherhead lachte in sich hinein. »Wenn im Pfarrhaus eingebrochen worden wäre, dann wäre die Polizei längst da gewesen und ich wüsste es, wo ich doch direkt nebenan wohne.«
    Ich spürte, dass ich Kopfschmerzen bekam.
    »Ich blieb in dieser Nacht noch zwei Stunden am Fenster«, fuhr Mr Wetherhead fort, »und ich habe auch seitdem jede Nacht nach ihm Ausschau gehalten, aber er ist nicht wieder erschienen. Ist das immer so?«
    »Das ist ganz normal«, erwiderte ich mit Überzeugung. »Manchmal vergehen Jahre, ehe Bruder Florin sich wieder zeigt. Mrs Morrow hatte Recht, dass Sie Glück hatten, ihn zu sehen. Sie wohnt auf der anderen Seite vom Pfarrhaus, nicht wahr?« Ich nahm mir vor, auch der Gespensterexpertin von Finch einen Besuch abzustatten.
    Der kleine Mann antwortete nicht sofort. Er drehte wieder die Tasse in den Händen, ehe er zögernd sagte: »Mrs Morrows Geschäfte erfordern es aber, dass sie vertrauliche Dinge für sich behält.«
    »Ihr Geheimnis ist bei mir sicher«, versprach ich ihm.
    »Sie wissen, wie die Menschen sind«, fuhr er fort. »Ich hätte es nicht gern, wenn in Kitchen’s Emporium oder im Pub über mich diskutiert würde.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich verständnisvoll.
    »Und ich gebe Ihnen mein Versprechen, dass ich weder in Mrs Kitchens Warenhaus noch im Pub Bruder Florin auch nur mit einem Wort erwähnen werde.«

    Ich hielt mein Wort. Weder in Peacocks Pub noch in Peggys Laden ließ ich ein Wort über Bruder Florin verlauten, aber während Bill und Francesca die Zwillinge nach dem Mittagessen hinlegten, führte ich eine lange Unterhaltung mit Dimity.
    »Stimmt es?«, fragte ich, über das blaue Tagebuch gebeugt, die Tür fest geschlossen. »Gibt es wirklich einen Bruder Florin?«
    Ich glaube nicht . Lass mich mal nachdenken
    … Es gibt einen Bruder Glorin in der Pricknash Abbey in der Nähe von Gloucester , aber den kennt noch niemand – er hält sich noch immer an sein Schweigegelübde . Und dann gibt es da Bruder Florian in der Craswall Priory in der Marsch – was für ein verlassener Posten für so eine gesellige Persönlichkeit . Schade , dass die beiden nicht tauschen können . Vielleicht schlage ich es ihnen vor …
    »Aber Bruder Florin, Dimity?«, erinnerte ich sie sanft.
    Nein , einen Bruder Florin kenne ich nicht . Ich kann dir jedoch versichern , dass die Buntings das Pfarrhaus ganz für sich allein haben .
    »Also flunkert Mrs Morrow, wenn sie Gespenster gesehen haben will«, sagte ich nachdenklich.

    Sie wäre nicht die Erste . Die vielen Kriegsopfer von 1914 bis 1918

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