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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Francesca dann, ich müsse wieder ins Dorf, sei aber rechtzeitig zum Abendessen wieder da. Ich beugte mich zu Will hinab, um ihn auf die Schläfe zu küssen, dann pflanzte ich einen Kuss auf Robs Pausbäckchen und brach auf, um mir Mrs Morrow einmal näher anzusehen.

    Briar Cottage lag hinter einer dornigen Hecke, die so hoch war, dass ich nicht darüber hinweg blicken konnte, und so dicht, dass selbst ein halb verhungertes Kaninchen nur mit Mühe hätte hindurchgelangen können. Die Scharniere an dem hohen hölzernen Gartentor quietschten durchdringend, als ich es öffnete. Dann war es still, bis auf das Zwitschern der Vögel und Raineys Stimme im benachbarten Pfarrgarten – ich fürchtete um Emmas Ohren, wenn das Mädchen bis zum Abend so weiterquasselte. Einen Augenblick stand ich da und musterte Mrs Morrows Haus.
    An den meisten Häusern in Finch war in den sechziger Jahren im Zuge der Modernisierung das alte Strohdach gegen Schiefer ausgetauscht worden, aber das Dach von Briar Cottage war noch so struppig wie an dem Tag, als es gedeckt worden war. Das überhängende Reet war für die zwei Fenster im ersten Stock gekürzt worden, an denen, genau wie an den Fenstern im Erdgeschoss, ordentlich gestärkte Gardinen aus Baumwollstoff hingen.
    Briar Cottage war aus dem gleichen honigfarbenen Stein gebaut wie die anderen Häuser in Finch, und es war sehr klein, nicht einmal halb so groß wie das Schulmeisterhaus. Seine Wände waren schief und leicht nach außen gewölbt, als ob es schon angefangen hätte, sich zu setzen, als die Royalisten durch das Dorf geritten waren, ein Vorgang, der bis heute noch nicht ganz abgeschlossen war. Auf mich übte das kleine Haus einen unerklärlichen Reiz aus.
    Als ich dem Weg durch den Vorgarten zur Tür folgte, sagte ich mir erneut, dass Mrs Morrow, egal, wie unehrlich oder verschroben sie sein mochte, eine wertvolle Zeugin sein könnte.
    Es tat nichts zur Sache, dass sie unschuldige Opfer wie Mr Wetherhead hinters Licht führte.
    Wenn sie seine Geschichte bestätigen – oder, besser noch, ihr etwas hinzufügen – könnte, wä
    re ich meinem Ziel, den Einbrecher mit der Statur von Paddington Bär zu identifizieren, einen Schritt näher.
    Ich klopfte an, wartete, und klopfte abermals.
    Gerade als ich die Hand zum dritten und letzten Versuch hob, wurde die Tür von einer großen, gertenschlanken Frau mit lebhaften grünen Augen aufgerissen.
    »Aber Schätzchen, ich hab es dir doch schon tausend Mal gesagt«, rief sie, » keinen Sex , ehe wir Vollmond haben !«

14
    EIN PAAR SEKUNDEN der Fassungslosigkeit stand ich da, bis ich begriff, dass die Frau weder fantasierte noch mich mit ihrem Ratschlag meinte, sondern in das dünne gebogene Mundstück ihres Headsets sprach, das sie am Kopf trug.
    »Nein, nein und nochmals nein!«, fuhr sie fort und winkte mir einzutreten. »Es stärkt deine Kräfte nicht – es nimmt sie dir! Gib mir mal Keith, ja?«
    Ich schloss die Tür und wartete höflich darauf, dass sie ihr Gespräch beendete.
    »Miranda weiß es wirklich am besten, Keith, Schätzchen. Versucht es nächsten Monat wieder und gebt mir Bescheid. Tschüss, Herzchen. Und grüß Wormwood von mir. Keith’ Katze«, erklärte sie, während sie ihr Headset abnahm. »Ein schrecklicher Name für so ein armes Tier, finden Sie nicht auch? Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie sie ihn nennt.« Sie streckte mir die Hand hin.
    »Miranda Morrow, zu Diensten. Sammeln Sie für das neue Kirchendach, oder kommen Sie wegen einer Konsultation? Oder« – sie zog die Augenbrauen hoch – »gehören Sie zu uns?«
    »Ich, äh …« Ich war so damit beschäftigt, meine Umgebung anzustarren, dass ich Mirandas Frage nur mit halbem Ohr gehört hatte.
    Sie folgte meinem erstaunten Blick, der durch das voll gestopfte niedrige Zimmer schweifte.
    »Sieht nicht direkt nach Mein schönes Heim aus, was?«
    »Nnein …«, gab ich zu. Mein schönes Hexenhaus wäre der Sache näher gekommen.
    Im offenen Kamin stand ein dreibeiniger Hexenkessel, auf dem Kaminsims darüber, einem einzigen dicken Holzbalken, lagen Tarotkarten, Wünschelruten, geschliffene Kristalle und kleine Häufchen polierter Steine. Die Wände waren mit astrologischen Karten dekoriert, auf die ausgeblichenen roten Fußbodenfliesen waren mit Kreide kabbalistische Symbole gemalt, und die zum Trocknen aufgehängten Kräuterbündel, die von der Decke baumelten, füllten den Raum mit einem würzigen Duft.
    Zwischen den Fenstern stand ein Tischchen mit einer

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