Tante Dimity und das verborgene Grab
Actionfilmheldin? Raineys Energie scheint dich tatsächlich angesteckt zu haben, meine Liebe.«
»Moment mal«, protestierte Emma. »Schließ
lich ist Finch auch mein Dorf. Ich will einfach nicht, dass sich dieser Bürgerkrieg noch mehr ausweitet.«
»Okay«, sagte ich zweifelnd, »aber du wirst dir etwas anderes ausdenken müssen. Ein Verbrechen – selbst ein unwichtiges, harmloses Verbrechen wie dieser Einbruch – hat zu viele unvorhergesehene Konsequenzen.« Ich dachte an den Pfarrer, wie er in seiner dunklen Bibliothek saß, und an George Wetherheads ergebnislose Nachtwachen. Am meisten aber dachte ich an Christine Peacock, die sich nach ihrem Sohn sehnte und versuchte, ihn mit einem Plan nach Hause zu locken, der ihr bestimmt nicht eingefallen wäre, wenn sie nicht zufällig auf die Einbrecher gestoßen wäre. Ich fragte mich, ob Adrian jemals an die verborgenen Kosten gedacht hatte, die durch dieses Denkmal, das er seinem Ego setzen wollte, bereits entstanden waren.
»Wie wäre es denn damit?«, schlug Emma vor. »Ich frage Simon morgen, ob er Derek und mir das Schulhaus zeigt. So eine richtig gründliche Besichtigung, verstehst du?«
»Und was mache ich, während du in den Schränken suchst?«, fragte ich trocken.
Emma dachte einen Moment nach. »Du
nimmst Dr. Culvers Angebot wahr und lässt dir das Feld von Scrag End zeigen. Dort hältst du ihn und Katrina so lange fest, bis unsere Besichtigungstour beendet ist.«
Ich sah zum Laufstall hinüber und nickte.
»Gemeinsam müssten Rob, Will und ich es schaffen, dir Katrina eine Weile vom Hals zu halten.« Ich sah auf Emmas Aktenkoffer und lächelte grimmig. »Und Dr. Culver überlasse ich Francesca.«
18
WILL UND ROB sahen von ihren Wippen aus zu, wie ich die Tür zum Arbeitszimmer schloss und das blaue Tagebuch vom Bücherbord nahm.
Emma hatte sich verabschiedet, und Francesca war noch nicht zurück, also hatten die Jungen und ich das Cottage ganz für uns. Es schien eine gute Gelegenheit, Dimity einen Fingerzeig zum heiklen Thema Ehestiftung zu geben. Wenn ich mein Kindermädchen schon verlieren musste, dann wenigstens nicht an einen falschen, aufgeblasenen Angeber wie Adrian Culver.
Ich schubste beide Wippen an, ehe ich mich in den Sessel setzte, was den Jungen ein entzücktes Gurgeln entlockte. Eine Stunde mit meinen bambini war eine noch größere Wohltat für mich als eine Woche lang in den Genuss von Bills berühmten Rückenmassagen zu kommen. Wieder gab ich den Wippen einen Schubs, um meine Dankbarkeit zu zeigen, dann lehnte ich mich zurück und schlug das Buch auf. Noch ehe ich ein Wort sagen konnte, füllte sich die Seite mit Dimitys schwungvoller Schrift.
Was ist das für eine aufregende Zeit für dich , Lori ! Hexen und Gespenster und Außerirdische , oje . Ich weiß gar nicht , wo ich anfangen soll .
Und nun kommt noch die Versammlung dazu , und die Geburtstagsfeier und die Eröffnung des Tearooms , und alles am selben Tag . Du hast so viel , worauf du dich freuen kannst !
»So kann man es auch sehen«, sagte ich und stützte das Kinn auf die Hand.
Man muss es dir lassen , meine Liebe . Dein Timing ist außerordentlich . Ich habe schon viele Zusammenstöße zwischen Peggy Kitchen und Sally Pyne erlebt , aber was du jetzt sehen wirst , das wird wahrscheinlich der Höhepunkt ihrer Fehde . Wie gern wäre ich selbst dabei .
»Wenn dir ein Weg einfällt, wie wir unsere Plätze tauschen können, Dimity, würde ich mit Freuden …« Ich verstummte, als mir die Bedeutung von Dimitys Kommentar klar wurde.
»Moment mal«, sagte ich. »Peggy und Sally zogen doch erst nach Finch, nachdem du … dich verabschiedet hattest.« Ich fand diese niedliche Verharmlosung ihres Todes etwas albern, aber fuhr dennoch tapfer fort. »Wie kommt es, dass du ihre Fehde noch erlebt hast?«
Peggy und Sally kamen schon lange , ehe sie sich hier niederließen , nach Finch . Ich erinnere mich noch ganz genau an ihre Ankunft . Peggy und ihre Mutter wurden von Mr Harmer aufgenommen , dem Besitzer des Ladens auf dem Dorfplatz . Sally wohnte bei Mrs Shuttleworth , die damals den Tearoom hatte . Der kleine Billy Barlow kam ein paar Wochen später – er wohnte bei Mr Diston , dem Schmied – , und die Farnhams nahmen Jasper Taxman auf . Das Leben war nicht einfach – mit Lebensmittelkarten , den Schlangen vor den Geschäften und der Verdunklung , aber es ging nicht anders . Birmingham , Bristol und Plymouth wurden zu jener Zeit immer wieder bombardiert .
»Zu
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