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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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abgewetzte Bettdecken und uralte Fotoapparate aufgehoben hatte – alles Dinge, die nicht mehr zu gebrauchen waren, die sie aber auch nicht wegzuwerfen vermochte. Von der Leiter, die man aus der Bodenluke herauszog, warf ich einen Blick nach unten zu den Kindern. Francesca war vermutlich immer noch mit der Verfolgung Adrians beschäftigt, um Reginald aus seiner Gewalt zu befreien, Bill war noch im Büro.
    Es wäre gefährlich gewesen, die Kinder die steile Leiter hinaufzutragen, also ließ ich sie unten, wo sie sicher in ihren Wippen saßen und wo ich sie sehen konnte.
    Ich glaubte den Koffer zu kennen, von dem Dimity gesprochen hatte. Kurz nachdem ich in das Cottage zog, hatte ich ihn durchgesehen und ihn dann an seinen Platz unter dem Dach zurückgestellt. Wenn ich mich richtig entsann, war er mit eleganten alten Kleidern gefüllt, allerdings eher im Stil der Schwestern Pym als dem eines burschikosen Mädchens wie Rainey.
    Ich kroch zum Koffer und setzte mich im Schneidersitz davor. Er war mit tannengrünem Leder überzogen und hatte Messingschnallen, das Schild über der Schließe trug Dimitys Initialen. Ich hob den Deckel und nahm das obere Fach heraus, das mit Glacéhandschuhen, Seidenschals und Leinentaschentüchern gefüllt war.
    Staub wirbelte auf, als ich den flachen Kasten vorsichtig auf den Boden stellte, und am Balken über mir kroch eine Spinne, die nachsehen wollte, wer der Störenfried war. Ich murmelte eine Entschuldigung, sah in das Innere des Koffers und hielt die Luft an.
    »Ach …«, flüsterte ich ungläubig und nahm einen kleinen Tiger von dem Kleiderstapel. »Oh, Dimity …«
    Ich blickte in die schwarzen Knopfaugen und merkte, wie ein Gefühl der Liebe mich überflutete. Er war perfekt. Schmutzige Kinderhände würden seinen braunen Streifen nichts anhaben können, ebenso wenig wie wenn er achtlos auf die Erde geworfen wurde oder wenn seine kleine Besitzerin, die sich mehr durch sprühende Energie als durch Anmut auszeichnete, über ihn stolperte. Er war fröhlich, furchtlos und fast unverwüstlich – und das musste er auch sein.
    Ich berührte seine gestickten Schnurrbarthaare und fragte mich einen Augenblick, wie er wohl hieß. Dann drückte ich ihn an mich und flüsterte der Spinne zu: »Rainey wird es wissen.«

    Als Bill am Abend nach Hause kam, war ich dabei, Möhren für unser Abendessen zu raspeln.
    Das verführerische Aroma von Brathähnchen mit Rosmarin hatte ihn an die Küchentür gelockt, und dort stand er nun und betrachtete mich nachdenklich.
    »Du bist in guter Stimmung«, bemerkte er zufrieden wie jemand, der ein schwieriges Problem gelöst hat. »Ist die Versammlung abgeblasen worden?«
    »Nein.« Ich legte die Reibe hin, drückte den Rest der Möhre in Robs kleine Faust und machte den Salat an.
    Bill schnippte mit den Fingern. »Ich weiß! Du hast einen Flug nach Boston gebucht.«
    »Sei nicht lächerlich«, sagte ich. »Schließlich muss ich Sonntag eine Rede halten.«
    Bill trat neben mich und legte mir besorgt eine Hand auf die Stirn. »Kein Fieber, aber ich schlage vor, du legst dich trotzdem hin und lässt Francesca das Essen fertig machen. Wo ist sie?«
    »Ich habe sie auf ihr Zimmer geschickt.«
    Bill hielt mit einem scharfen Geräusch die Luft an. »Ich wusste mir keinen anderen Rat, ich hatte Angst, sie zündet mir sonst aus Versehen das Haus an. Seit sie von ihrem Besuch bei Adrian zurück ist, ist sie völlig geistesabwesend.«
    In gespielter Bestürzung ließ sich Bill gegen die Spüle sinken. »Francesca hat Adrian besucht?
    Freiwillig? Ist die ganze Welt seit heute Mittag verrückt geworden, oder habt ihr beide euch an der Sherryflasche gütlich getan?«
    »Wasch dir die Hände«, befahl ich. »Ich erzähle dir alles beim Essen.«

    Francesca war so gedankenversunken von Scrag End zurückgekommen, dass sie Rob sein TShirt verkehrt herum anzog und Wills Söckchen in die Toilette fallen ließ.
    »Und als ich sie herausfischte«, sagte ich, indem ich Bill die Schüssel mit den neuen Kartoffeln reichte, »hörte ich, wie sie ihrem Spiegelbild erzählte: ›Adrian meint es gut.‹ Da habe ich sie in ihr Zimmer geschoben und die Tür hinter ihr zugemacht.«

    »Hat sie Reginald zurückgebracht?«, fragte Bill, während er sich mit Kartoffeln bediente.
    »O ja«, sagte ich. »Aber nicht ohne zuvor Adrian des Diebstahls zu bezichtigen, der Unehrlichkeit und einer schamlosen Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen zweier unschuldiger Kinder. Kannst du dir ihren

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