Tante Dimity und das verborgene Grab
Laufstall – er hatte schon genug angerichtet.
Wir luden alles in den Kofferraum, dann gingen wir ins Haus, um die Kinder zu holen. Als wir am Spiegel im Flur vorbeikamen, blieb Francesca stehen, um sich das Haar glatt zu streichen und den Kragen an ihrem Hemdblusenkleid zurechtzuzupfen. Sie hätte sich die Mühe sparen können. Selbst wenn sie in Latzhose und Kopftuch erschienen wäre, würde das an Adrians Verzauberung nichts ändern können. Sie war die ideale Ablenkung für ihn.
Derek und Emma hatten sich mit Simon für ein Uhr am Schulhaus verabredet. Als Francesca den Mercedes über die Buckelbrücke und auf den Dorfplatz steuerte, sahen wir, wie Derek Simon begrüßte, der gerade aus dem Minibus gestiegen war. Emma stand in der Nähe von Kitchen’s Emporium, wo sie uns unauffällig ein Zeichen zum Anhalten gab. Währenddessen turnte Rainey auf Jasper Taxmans Rednertribüne herum und rief uns heftig winkend zu: »Hier sind wir, Lori!«
Francesca parkte vor Bills Kanzlei, und ich sprang rasch aus dem Wagen, lief auf den Platz und traf in der Mitte auf Emma.
»Ich habe einen weiteren Passagier für euch«, sagte sie etwas erschöpft. Als sie weitersprach, senkte sie die Stimme, während Rainey um uns herumhüpfte. »Ich kann nicht riskieren, dass sie im Schulhaus etwas kaputtmacht.«
»Sie eignet sich wirklich besser für die Freilandhaltung«, stimmte ich zu.
»Darf ich mit dir nach Scrag End fahren, Lori?«, bettelte Rainey. Sie hatte Gartenkittel und Handschuhe ausgezogen, den Strohhut jedoch aufbehalten. Dessen breiter Rand ging langsam aus dem Leim, genau wie Emmas Nerven, wie ich feststellte. »Ich bin auch ganz brav, das versprech ich dir, und ich wollte schon immer Scrag End sehen, und Emma sagt, du hast WillunRob mitgebracht und …«
»Ja«, unterbrach ich sie. »Du kannst mitkommen.« Ich deutete mit einer Kopfbewegung auf den Mercedes. »Bitte Francesca, dass sie dich auf dem Vordersitz festschnallt.«
Jubelnd rannte Rainey los.
Emma tat einen erleichterten Seufzer. »Dieses Kind mag zwar im Garten eine wahre Freude sein, aber ansonsten ist sie eine ziemliche Nervensäge.«
»Ich weiß nicht, warum ich überhaupt noch nach Scrag End fahre«, sagte ich trocken. »Francesca und Rainey sind doch die perfekte schnelle Eingreiftruppe. Die beiden werden Adrian und Katrina stundenlang beschäftigen. Und du? Bist du ebenfalls bereit für deine Besichtigungstour?«
Emma nickte. »Derek hat seine Anweisungen bereits erhalten. Er sucht oben, ich unten.« Da Emma gut dreißig Zentimeter kleiner war als ihr Mann, schien mir das eine vernünftige Arbeitsteilung.
Francesca fuhr den Saint George’s Lane hinauf, an Pfarrhaus und Kirche vorbei und an dem Wäldchen, das hinter dem Kirchhof lag. Am Ende des Waldstücks bog sie nach rechts ab auf einen schmalen Feldweg.
Der Weg folgte dem Lauf des Flusses und schien die Grenze zwischen Wald und Ackerland zu bilden. Zu unserer Linken, auf der anderen Seite des Flusses, erstreckte sich ein großes Feld mit reifendem Korn bis zu einer Hügelkuppe hinauf, auf der sich unter einer Baumgruppe ein paar Gebäude duckten. Hodge Farm, dachte ich, wobei ich mich an die Worte des Pfarrers erinnerte.
Rechts von uns lag ein lichter Laubwald mit einem Hain bunter Feldblumen; zweifellos hatte Adrian hier seinen Strauß gepflückt. Ungefähr fünfzig Meter, nachdem wir vom Hauptweg abgebogen waren, öffnete sich der Wald und gab eine Lichtung frei.
»Ist es hier?«, fragte ich.
Francesca nickte.
»Der Pfarrer sagte mir, das Stück Land sei zu nichts zu gebrauchen«, sagte ich. »Ich glaube, ich verstehe, was er meint.«
»Es ist zu nichts nütze«, bestätigte Francesca, während sie den Mercedes abstellte. »Der untere Teil wird vom Fluss überschwemmt und der obere Teil ist nichts als eine Steinwüste.«
Davon konnte ich mich nun mit eigenen Augen überzeugen. Das Feld von Scrag End war wirklich ein trostloses Stück Land – eine schräge, unebene Wiese mit Büscheln aus scharfem Steppengras und dürftigen, stacheligen Sträuchern.
Eigentlich hatte ich mir mehr versprochen von einem Ort, der das ganze Dorf in Aufruhr versetzte – vielleicht eine geheimnisvolle, düstere Atmosphäre –, etwas, das einem das Gefühl gab, dass dieses Feld es wert sei, dass man darum kämpfte. Aber selbst Miranda Morrow hätte wahrscheinlich Schwierigkeiten, in der Aura von Scrag End etwas Geheimnisvolles zu entdecken.
Es strahlte ungefähr so viel Dramatik aus wie ein
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