Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Lederstiefel und einen dunkelgrauen Kapuzenpullover aus feinster Angorawolle.
    »Mrs Somerville?«, sagte Julian.
    »Ja«, antwortete die Frau mit einer angenehm belegten Stimme. »Ich bin Anne Somerville.
    Kommen Sie wegen dem Samen?«
    Julian sah sie entgeistert an. »Wie bitte?«
    »Der Rübsamen«, sagte Anne Somerville. »Ich erwarte eine Lieferung …« Sie brach mitten im Satz ab und starrte ungläubig auf die Tasche, die Julian bei sich trug. » Kit … «, hauchte sie und fiel ohne weitere Vorwarnung ohnmächtig in die starken Arme ihres frischgebackenen Ehemanns.

7
    CHARLES SOMERVILLE LEGTE seine Frau ganz sanft auf das kleine Sofa, das im Wohnzimmer des Farmhauses stand. Im Kamin prasselte ein Feuer und warf ein flackerndes Licht auf die eichengetäfelten Wände und die juwelenfarbigen Perser, die auf dem Teppichboden lagen. Der scharfe Geruch von Kiefernholz vermischte sich mit dem milden Geruch von Holzrauch. Auf einem Sideboard aus dunkler Eiche stand ein Dekantiergefäß aus geschliffenem Glas, inmitten eines Kranzes aus immergrünen Zweigen, und zwischen den beiden Fenstern ragte ein Weihnachtsbaum mit blitzenden Kugeln und vielen kleinen weißen Kerzen auf. Ein paar Stränge Lametta liefen wie kleine Wasserfälle an ihm herab.
    Branwell und Charlotte lagen mit aufgerichteten Ohren nebeneinander auf dem Teppich vor dem Kamin und betrachteten aufmerksam ihre Herrin. Julian und ich saßen in Samtsesseln, getrennt durch einen niedrigen Tisch aus Nussbaumholz, und kamen uns ziemlich nutzlos vor.
    »Es tut mir so leid«, sagte Julian und rang die Hände. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie so heftig reagieren würde.«

    »Das ist nicht verwunderlich«, entgegnete Charles und strich seiner Frau über die Stirn.
    »Kit hat ihr das Leben gerettet.«
    »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir wirklich den Gleichen meinen.« Julian deutete auf die Reisetasche zu seinen Füßen. »Diese Tasche gehört einem Mann, der sich Smitty nennt.«
    »Sein Name lautet Kit Smith. Er hat hier gearbeitet.« Charles sah über die Schulter zu Julian hinüber. »Ist er tot?«
    »Nein«, antwortete Julian.
    »Hast du gehört, Darling?« Charles wandte sich wieder seiner Frau zu. »Kit geht es gut.«
    Annes Augenlider flatterten. »Kit?«, murmelte sie.
    »Kit ist okay«, wiederholte ihr Mann.
    Anne atmete tief ein und drückte die Hand an die Stirn. Mit Hilfe ihres Mannes schwang sie die Beine über den Rand des Sofas und richtete sich auf.
    »Brandy«, sagte Charles und ging zum Sideboard, um ihr ein Glas aus dem funkelnden Dekantiergefäß einzuschenken.
    Anne strich sich das dunkle Haar aus dem Gesicht und sah Julian beunruhigt an. »Es geht Kit nicht gut, stimmt’s?«, fragte sie tonlos.
    Julian nickte. »Leider ja, er ist sehr, sehr krank.«

    »Ich wusste es«, sagte Anne. »Als er nicht zur Hochzeit erschien …«
    »Hier, Darling, trink einen Schluck.« Charles setzte sich neben seine Frau und reichte ihr das Glas mit Brandy.
    Sie nippte an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, wartete kurz, bis sie wieder zu Atem gekommen war, und sagte abrupt: »Erzählen Sie mir, was mit Kit geschehen ist.«
    Während Julian und ich unsere Geschichten erzählten, spiegelten sich die verschiedensten Emotionen in Annes Gesicht wider. Zunächst blitzten ihre grünen Augen zornig, dann weiteten sie sich vor Schrecken, und schließlich füllten sie sich mit Tränen, die sie unwirsch mit dem Handrücken abwischte. Als wir geendet hatten, starrte sie schweigend ins Feuer. Schließlich wandte sie sich an mich.
    »Danke, dass Sie Kit geholfen haben«, sagte sie. »Ich habe leider keine Ahnung, warum er zu Ihrem Cottage gekommen ist. Während seines Aufenthalts auf Blackthorne hat er eine Dimity Westwood niemals erwähnt.«
    Julian holte den Lederbeutel aus seiner Jackentasche und breitete den Inhalt auf dem Nussbaumtisch aus. »Hat er vielleicht mal von diesen Orden gesprochen? Er trug sie bei sich, als er zu Loris Haus ging.«

    Anne umklammerte ihr Glas. »Ich habe sie noch nie gesehen. Aber ich wundere mich nicht darüber, dass er sie aufbewahrt hat. Ein weiteres Symptom seiner Krankheit.«
    »Seiner Krankheit?«, sagte ich.
    »Krankheit, Manie, Besessenheit …« Anne zuckte mit den Schultern. »Ich kenne mich mit den wissenschaftlichen Bezeichnungen nicht so aus.«
    »Können Sie die anderen Symptome beschreiben?«, bat Julian.
    »Ich kann etwas viel Besseres.« Anne warf ihrem Mann einen Blick zu, woraufhin er sich erhob und das Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher