Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer. Ich wollte einen zweiten Blick auf seine Habseligkeiten werfen, während ich auf die Jungen aufpasste.
    Ich hätte es wissen müssen – kaum hatte ich die Sachen ausgepackt, schnappte sich Will den Becher, Rob machte sich mit dem Suppenlöffel auf und davon, und Reginald, mein rosafarbener Flanellhase, stolperte über das aufgeschlagene Gebetbuch.
    Nachdem ich meine Engel mit zwei Plüschelefanten bestochen hatte, packte ich alles wieder in die Reisetasche, zog den Reißverschluss zu und stellte sie auf den Couchtisch. Es schien ratsam, zu warten, bis die Zwillinge ihr Schläfchen machten, bevor ich einen weiteren Versuch unternahm.
    »Hm«, brummte Willis senior. Er hatte das Gebetbuch an sich genommen und blätterte darin herum. Reginald saß auf der Rückenlehne seines Sessels, sodass es aussah, als schaue auch er in das Buch. »Interessant.«
    »Was denn?« Ich stand auf und ging zu Willis senior hinüber. »Was ist so interessant?«
    Er deutete auf das Eselsohr in der oberen Ecke einer Seite. »Das muss nichts zu bedeuten haben, andererseits …«
    Ich setzte mich auf die Armlehne. »Was steht auf der Seite?«
    » Gebete für das Fest des Heiligen Michael und aller Engel «, sagte Willis senior und überflog die Seite. Dann las er laut vor: »›Da entbrannte im Himmel ein Kampf. Michael und seine Engel erhoben sich, um gegen den Drachen zu kämpfen
    … und der Drachen wurde auf die Erde gestürzt
    … darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen.‹« Er blätterte weiter, bis er eine weitere Seite mit einem Eselsohr fand. Die Beerdigung der Toten , stand dort.

    »›Der Mensch, von der Frau geboren, verweilt nur kurze Zeit auf Erden‹«, las er vor. »›Und ist voller Elend … mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben …«‹ Als er die Seite umdrehte, sah ich, dass jemand mit winziger Handschrift etwas zwischen zwei Gebete eingetragen hatte.
    »Was steht dort?«, fragte ich.
    Willis senior musste sich dicht über das Buch beugen, um die Handschrift lesen zu können.
    »›Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen …
    muss ich auch wandeln in finsterer Schlucht …‹«
    »›Ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir.‹« Ich hatte Psalm 23 für eine Theateraufführung in der Highschool auswendig gelernt und nie mehr vergessen. »Sind noch andere Stellen markiert?«
    Willis senior suchte das ganze Buch nach Eselsohren oder der winzigen Handschrift ab, fand aber nichts weiter.
    Ich nahm das Gebetbuch und legte es neben die Reisetasche.
    »›Da entbrannte ein Kampf im Himmel …‹«, sagte ich nachdenklich.
    »›… und der Drachen wurde auf die Erde gestürzt‹«, ergänzte Willis senior.
    »Gebetbuch … Gebete«, murmelte ich. Plötzlich hatte ich eine Vision von Kit. Er stand vor dem Gedenkfenster in der Kirche, wo ihn Anne Somerville das erste Mal gesehen hatte. Ich erinnerte mich an die Worte auf dem Fenster so leicht wie an die des 23. Psalms. »›Die Einwohner dieses Dorfes waren den Piloten zutiefst verbunden … sie warteten auf ihre Rückkehr‹«, ich schlug mit der Hand auf das Gebetbuch, »› und beteten für sie ‹.« Ich drehte mich zu Willis senior um. » Das hat Kit auf dem Rollfeld getan. Er hat für die Seelen der Piloten gebetet, die nicht vom Kampf mit dem Drachen zurückkehrten.«
    »Lori«, sagte mein Schwiegervater geduldig.
    »Du urteilst, bevor du die Fakten kennst. Wir wissen doch nicht, ob es Mr Smith persönlich war, der die Seiten markiert und Psalm 23 zu den Gebeten hinzugefügt hat.«
    Aber ich hatte schon das Telefon in der Hand.
    »Ich muss Julian anrufen«, informierte ich Willis senior. »Ich muss ihm sagen, dass Kit nicht nach Phantomen Ausschau gehalten hat, sondern für ganz reale Menschen gebetet hat.« Ich rief die Auskunft an und fragte nach der Nummer von Sankt Benedikt. Dann legte ich auf und schüttelte verwundert den Kopf.
    »Und?«, fragte Willis senior. »Willst du Vater Bright nun doch nicht anrufen?«

    »Ich kann nicht«, antwortete ich. »Man hat seinen Anschluss abgeschaltet.« Ich ergriff das Gebetbuch mit beiden Händen und sah ihn flehend an.
    »Geh«, sagte er und winkte mit einer makellos manikürten Hand. »Aber du musst mir versprechen, bis vier wieder zurück zu sein. Die Proben für das Krippenspiel beginnen um fünf.«
    »Ich bin pünktlich.« Ich gab den Jungen einen Kuss und schnappte mir Schultertasche und Kaschmirmantel. Bevor ich das Haus verließ, fiel mir

Weitere Kostenlose Bücher