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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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irgendwas falsch daran wä re. Wir sind William alle sehr dankbar dafür, dass er eingesprungen ist.«
    »Wer spielt denn den Herodes?«, fragte ich, um ihm aus seiner Patsche zu helfen.
    »Jasper Taxman«, antwortete Mr Barlow mit einem breiten Grinsen. »Ich weiß nicht, was sich Mrs Bunting dabei gedacht hat.«
    Ich wusste es auch nicht. Man konnte sich schwerlich einen zurückhaltenderen Mann vorstellen als Jasper Taxman. Das Publikum würde sich zu einem übermenschlichen Verdrängungsakt durchringen müssen, um ihn als einen paranoiden Irren zu akzeptieren, der eine tödliche Jagd auf einen Neugeborenen inszenierte.
    »Able Farnham und George Wetherhead geben ganz passable Hirten ab«, räumte Mr Barlow ein. »Solange sie sich nicht rühren müssen.«
    Ich nickte verständnisvoll. Ein Hüftleiden zwang George Wetherhead dazu, sich mit der Hilfe eines dreizackigen Gehstocks fortzubewegen, und Mr Farnham war so gebrechlich, dass er kaum den Dorfplatz überqueren konnte, ohne zu stürzen. Mir schauderte bei dem Gedanken, was passieren konnte, wenn einer der Männer zu nahe an den Bühnenrand kam.
    »Und dann ist da noch Miranda Morrow«, sagte Mr Barlow nachdenklich. »Sie ist ein hübsches Ding, keine Frage, aber ich bezweifle, dass sie für die Rolle des Engels des Herrn die Richtige ist.«
    »Miranda Morrow spielt den Engel des Herrn?«, sagte ich erstaunt. Da Miranda als die Dorfhexe von Finch und praktizierende Heidin galt, verlieh ihre Besetzung dem Wort »ökumenisch« gewissermaßen einen ganz neuen Sinn.
    »Sie war die Einzige, die bereit war, Flügel zu basteln«, informierte mich Mr Barlow. »Aber jetzt gehen Sie besser rein.« Er deutete zum Schulzimmer. »Es geht gleich los.«

    Ich kraulte Buster noch kurz hinter den Ohren und ging durch die Garderobe in den Saal.
    Man hatte sich sehr bemüht, um den Raum in einen funktionierenden Theatersaal zu verwandeln. KlappStühle türmten sich an der Wand und warteten darauf, am großen Abend zum Einsatz zu kommen. Über dem Podium, auf dem einst der Schreibpult des Schullehrers gestanden hatte, war eine Bühne errichtet worden. Am anderen Ende des Raums waren die Ecken mit schweren grünen Vorhängen abgetrennt worden, wahrscheinlich, um Umkleidebereiche für Männer und Frauen zu schaffen.
    Der Lärmpegel erreichte fast ohrenbetäubende Dimensionen, da sowohl Schauspieler als auch Helfer sich intensiv ihren verschiedenen Aufgaben widmeten. Sally Pyne saß gebückt über ihrer Nähmaschine, Christine und Dick Peacock standen an einer riesigen Teemaschine und teilten Getränke aus. Jasper Taxman, Peggy Kitchens Verlobter, kniete neben einer Leinwand auf dem Boden und malte Szenen, die angeblich das Heilige Land darstellen sollten. Mr Taxmans Farbempfinden entsprach dem, was man von einem Buchhalter im Ruhestand erwarten würde. Die Hügel, die Bethlehem umgaben, leuchteten in einem Grünton, der an ein schlecht gesäubertes Aquarium erinnerte.

    Peggy Kitchen beugte sich über Mr Taxman und gab ihm wertvolle Ratschläge. Finchs ungekrönte Königin hatte ihre stattliche Figur in ein bemerkenswertes Tuch aus rotem Samt gehüllt, das vielleicht tatsächlich entfernt an einen Burnus erinnert hätte, hätte sie erwogen, die Vorhangringe aus den Schlaufen zu entfernen. Auf ihrem Haupt thronte ein glitzernder Turban, wie ihn die exotischen Filmhelden der Vierziger getragen hatten. Die untere Hälfte ihres Gesichts wurde von einem falschen Bart verdeckt. Ihre bizarre Erscheinung wurde noch durch das riesige, mit Strass besetzte Brillengestell betont, das sie wie üblich auf der Nase trug.
    Burt Hodges, ein Bauer aus der näheren Umgebung, kniete vor dem Stall und hämmerte an einer übergroßen Krippe herum, während seine Frau neben ihm saß und Piero, ihren vier Monate alten Sohn, stillte. Piero hatte sich die heiß begehrte Rolle des Erlösers geangelt. Dabei war ihm zugute gekommen, dass er zu klein war, um aus der Krippe zu klettern.
    Lilian Bunting saß auf einem der Klappstühle, mitten im Raum, das geöffnete Skript auf dem Schoß. Nell Harris war nirgendwo in Sicht, aber Bertie, ihr schokoladenbrauner Teddybär, saß auf einem Stuhl neben Lilian. Er trug ein schwarzes Barett, einen weißen Rollkragenpullover und Reithosen, offenbar ein winziger Regieassistent.
    Als Nell hinter dem grünen Vorhang in der Ecke des Raums auftauchte, hob Lilian den Kopf. Nells goldene Locken leuchteten wie ein Heiligenschein um ihr makelloses ovales Gesicht herum, und ihr

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