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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Lori .
    Es sind im Grunde gute Menschen . Wenn sie erst einmal ihre Ängste überwunden haben , werden sie schon das Richtige tun , du wirst sehen . Und nun erzähle mir , was du über Kit Smith erfahren hast , seit wir das letzte Mal gesprochen haben .
    Ich schaute in den Flur. »Es tut mir leid, Dimity«, sagte ich so beiläufig wie möglich. »Aber ich muss Schluss machen. William ist schon wieder aufgestanden, am Ende muss ich ihn noch festbinden.«
    Dann geh und kümmere dich um deinen Schwiegervater . Aber komm bald wieder zurück .
    Ich schloss das blaue Tagebuch und starrte vor mich hin. Ich erinnerte mich daran, wie unangenehm es mir gewesen war, dass Kit meine sorgfältig geplanten Feiertage durcheinandergebracht hatte. Ich war der letzte Mensch auf der Welt, der sich über die Dorfbewohner mokieren durfte.
    Dafür ähnelte ich ihnen viel zu sehr.

13
    AM SONNTAGMORGEN SORGTE ich zu nächst dafür, dass Willis senior alles hatte, was er brauchte, dann setzte ich die Zwillinge in den Mercedes und fuhr zu Sankt Georg. Es war nun eine Woche her, seit Kit ohne ein Wort in mein Leben getreten war, und ich brauchte dringend geistigen Beistand.
    Die Kirche war ungewöhnlich gut besucht.
    Peggy Kitchen und Jasper Taxman saßen in der ersten Reihe, Mr Barlow ganz hinten, und die Peacocks nahmen eine halbe Reihe neben dem Taufbecken ein. Sally Pyne half Able Farnham zu seinem Platz am Gang, und Lilian Bunting hatte vor der Kanzel Platz genommen, wo sie ihrem Ehemann während seiner meist wenig inspirierten Predigt Mut zusprechen konnte.
    Kaum hatte ich Lilian entdeckt, ahnte ich, dass etwas Ungewöhnliches bevorstand. Eigentlich hätte sie die Gemeindemitglieder begrüßen sollen, die noch immer durch die Seitentür hineinströmten, aber sie saß bereits, mit dem Rü cken zu den Kirchgängern, und richtete an niemanden ein Wort. Ich fragte mich kurz, ob sie noch immer über die missgünstigen Kommentare der Dörfler bezüglich Kit verärgert war, musste mich dann jedoch um Will kümmern, der großes Interesse an meinem Gebetbuch zeigte.
    Der Innenraum von Sankt Georg wirkte prächtig. Ein beeindruckendes Arrangement silbern glänzender Farne umgab das normannische Taufbecken, und Christrosen schmückten den Altar. Ein paar Mistelzweige brachten sie noch mehr zur Geltung. Girlanden von Immergrün rankten sich um die Steinsäulen, und der aromatische Duft von Eibe und Zypresse hing in der Luft.
    Die viktorianische Weihnachtskrippe, deren Futterkrippe noch leer war, war auf einem Bett aus süß duftendem Heu aufgebaut, und als der Kirchenorganist die ersten Töne spielte, spürte ich einen Hauch des Seelenfriedens, den ich mir von den Feiertagen erhofft hatte. Als der Vikar die Kanzel bestieg, um seine Predigt zu halten, lehnte ich mich zurück. Die Zwillinge kuschelten sich an mich, und wie alle anderen freute ich mich auf ein wohltuendes Dösen. Theodore Bunting war aus einer rauen Londoner Gemeinde nach Finch gekommen und hatte niemals auch nur die geringsten Anstalten gemacht, die brisanten Themen anzusprechen, die in seiner alten Pfarrei vermutlich auf der Tagesordnung gestanden hatten. Seine Predigten waren in der Regel so aufregend wie Wiegenlieder.
    »An diesem vierten Sonntag im Advent«, begann er nun, »möchte ich zu euch von einem gewissen Besucher sprechen, der vor kurzem in unsere Gemeinde kam.«
    Die Köpfe, die sich schon aus alter Erfahrung gesenkt hatten, richteten sich wieder auf. Jeder wusste, wovon der Vikar sprach – die Neuigkeiten von Kits Auftauchen waren mittlerweile bis in die entferntesten Winkel des Dorfes gedrungen
    –, aber niemand hatte damit gerechnet, eine Predigt zu diesem Thema zu hören. Außerdem hatte die Stimme des Vikars einen eigentümlichen Klang. Er schien, was ungewöhnlich für ihn war, zornig.
    »Er war fremd in unserem Dorf«, fuhr der Vikar fort. »Ein armer Mann in Lumpen. Er war hungrig, aber er bat niemanden um Nahrung. Er war krank, aber er bat niemanden um Hilfe.
    Hätte er es getan, ich fürchte, er hätte nicht einmal einen Krumen Güte von uns bekommen.«
    Mr Barlow schnaubte vernehmlich, und diejenigen, die am Vorabend bei der Probe dabei gewesen waren, tauschten verlegene Blicke aus.
    Der Vikar beugte sich vor, und seine milden grauen Augen blitzten wie zwei aus der Scheide gezogene Schwerter, als er den Blick über seine Herde schweifen ließ. »Er war ein armer Mann und ein Fremder dazu und unserer Güte nicht wert. Die Armen sind, wie wir alle wissen, ein

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