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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sie.«
    »Ich komme«, sagte ich und folgte ihm die Treppe hinauf. Im Foyer dankte ich den Priestern für ihre Hilfe. Julian stand bereits an der Tür, und ich ging zu ihm.
    Als er sie öffnete, wehte mir ein böiger Wind Schneeregen ins Gesicht und landete auf dem sauberen Boden. Der Schnee fiel wie ein Leichentuch vom schwarzen Himmel und trübte sogar das Licht der Sicherheitsscheinwerfer. Der Kirchhof und die Straße dahinter verwandelten sich in einen Strudel bedrohlicher Schatten. Ich schaute in die Dunkelheit, spürte, wie eisige Finger meine Kehle umschlossen, und blieb wie erstarrt in der Tür stehen.
    »Ich kann nicht«, sagte ich. Mein Herz pochte laut.

    »Was sagten Sie?«, fragte Julian. »Ich kann Sie nicht verstehen. Der Wind«
    »Ich kann da nicht raus.« Ich trat ins Foyer zurück. »Schließen Sie die Tür, Julian. Lassen Sie ihn nicht herein.« Ich hörte, wie sich meine Stimme angstvoll überschlug. Da war er, der heulende Wind. Julian drückte die Tür mit der Schulter zu. »Das ist ja furchtbar da draußen«, sagte er und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. »Ich habe Sankt Christophorus in Oxford gelassen, aber die U-Bahn – Lori, Sie zittern ja.«
    »Lassen Sie uns doch ins Pfarrhaus gehen«, schlug Vater Raywood vor, der mich besorgt gemustert hatte. »Wir brauchen nur die Straße
    …«
    »Ich kann nicht!«, schrie ich und rannte blindlings in die Kirche.

17
    »LORI?« JULIANS STIMME hallte durch die weihrauchgeschwängerte Luft. »Ich bin’s. Die anderen sind gegangen.«
    Ich antwortete nicht. Ich stand zitternd vor dem Standbild der Heiligen Jungfrau und versuchte vergeblich, mit Streichhölzern eine Kerze zu entzünden.
    »Lassen Sie mich das machen.« Julian tauchte neben mir auf, ein Schatten in der Finsternis. Ich stolperte zurück und ließ den angeketteten Streichholzhalter los, der nun wie ein Pendel vor dem schmiedeeisernen Kerzentisch hin und her schwang.
    Ein Streichholz flammte auf, hell wie ein Stern. Julian zündete eine Kerze an, dann eine zweite.
    »Zünden Sie alle an«, flüsterte ich eindringlich.
    »Aber die Spende«, wandte er verlegen ein.
    »Ich fürchte, ich habe nicht genug …«
    »Aber ich.« Ich legte Kits Reisetasche auf eine Bank, leerte den Inhalt meiner Schultertasche auf dem Mosaikboden aus und schnappte mir meine Geldbörse. »Ich habe genug.« Ich holte mehrere Scheine hervor und stopfte sie in den Schlitz des Opferstocks. Dass ich mir dabei die Knöchel am Eisen aufschlug, bemerkte ich gar nicht, bis Julian mich an den Handgelenken packte und an sich zog.
    Ich wehrte mich, bis ich fast nicht mehr konnte und mein Gesicht an seine Lederjacke drückte, als könne ich mich darin verkriechen und dem Geheul in meinem Kopf entkommen. Er beruhigte mich mit sanftem Gemurmel und verstärkte sachte seinen Griff, bis endlich alle Kraft aus mir entwichen war und ich mich gegen ihn lehnte und nur noch spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Der Duft von Weihrauch vermischte sich mit dem von warmem Leder.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Sie haben sich zu Hause unter solchen Druck gesetzt, ich hätte Sie niemals bitten dürfen, mit hierherzukommen.«
    Ich neigte meinen Kopf nach hinten und sah zu ihm auf. »Ich bin nicht gekommen, weil Sie mich gebeten haben, sondern weil ich musste.«
    Er sah mich erstaunt an. »Wieso …«
    »Weil …« Ich lehnte meine Stirn noch einmal an seine Brust, dann trat ich einen Schritt zurück und schaute über die leeren Kirchenbänke. »Weil Kit mich verfolgt. Ich kriege ihn nicht aus meinem Kopf heraus. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sein Gesicht. Wenn ich träume, träume ich von ihm.« Abwesend fuhr ich mit der Hand durch meine zersausten Locken. »Von Bill habe ich noch nie geträumt, von Kit träume ich jede Nacht.«
    Julian legte seine Hand auf meine Schulter. Er führte mich zu der Bank, auf die ich Kits Tasche gelegt hatte, setzte sich neben mich und beugte sich vor. Er stützte die Arme auf den Knien ab.
    »Erzählen Sie mir von Ihren Träumen.«
    »Ich soll Ihnen davon erzählen?« Ich brachte ein Geräusch zwischen Schluchzen und Lachen hervor. Ich hätte erwartet, dass Julian mich dafür tadeln würde, dass ich von jemand anderem als meinem Ehemann träumte, oder dass es ihn zumindest schockiert hätte. Stattdessen wollte er mehr davon wissen. »Es sind immer die gleichen Träume«, sagte ich. »Kit ist gesund und glücklich, er reitet auf einem großen Pferd über den Pfad hinter meinem Haus. Doch

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