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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Kerzenschein, und ich spürte eine innere Wärme. Aber es waren nicht die Flammen der Leidenschaft, sondern eine Wärme, die von etwas viel tiefer Gehendem genährt wurde – von echter Freundschaft.
    »Ich vertraue Ihnen, Julian«, sagte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. »Aber wenn Sie glauben, dass ich die Nacht auf einem Feldbett in einer Suppenküche verbringe, sind Sie mindestens ebenso naiv wie unerreichbar.«

18
    UNVERSCHÄMT REICH UND mit einem Willis verheiratet zu sein, beschert einem eine Menge Annehmlichkeiten. Eine der schönsten ist, dass ich jederzeit ein Zimmer im Flamborough Hotel bekommen kann. Nach kurzer Zeit, weit weniger, als wir gebraucht hätten, um die gefrorene Tundra zwischen Stepney und Mayfair zu durchqueren, fanden wir uns in den Weiten einer Drei-Zimmer-Suite wieder, die uns die famose Miss Kingsley zugeteilt hatte. Wir hatten uns in prächtige Bademäntel gehüllt, nippten an doppelten Brandys und saßen vor dem Kamin, um unsere Füße zu wärmen, die in den vom Hotel bereitgestellten Badeslippern steckten.
    »Ich spüre, wie meine Seele gerade erheblichen Schaden nimmt«, murmelte Julian schläfrig.
    »Ja«, murmelte ich. »Ist es nicht ein großartiges Gefühl?«
    Julian gluckste. »Es ist jedenfalls mal was anderes als Sankt Benedikt.«
    »Das ist der erste Teil Ihres Weihnachtsgeschenks«, verriet ich ihm. »Den Rest bekommen Sie, wenn ich ein paar Details geklärt habe.«

    Julian lümmelte sich in einen übergroßen Sessel. »Wenn ich nicht so müde wäre, würde mich diese Bemerkung sehr neugierig machen.«
    »Ich sage Ihnen mal, was mich neugierig macht.« Ich neigte den Kopf zur Seite und stellte dabei beiläufig fest, dass sich der Raum mit mir neigte. »Ist Ihnen aufgefallen, dass sich Vater Danos praktisch die Nase zugehalten hat, als er von Lady Havorford sprach.«
    »Vielleicht hat sie eine Allergie gegen priesterliche Gewänder«, überlegte Julian. »Da fällt mir ein – wo sind eigentlich unsere Sachen?«
    »Sie werden gerade gereinigt«, antwortete ich.
    »Morgen Früh hängen sie in Ihrem Schrank.«
    Julian machte es sich in seinem Sessel bequem.
    »Und wahrscheinlich ist das den gleichen Elfen zu verdanken, die auch schon unsere Schlafanzü ge bereitgelegt haben.«
    »In der Tat. Jetzt laden sie gerade mein Handy auf.«
    »Clevere Elfen«, murmelte Julian.
    Ein beunruhigender Gedanke kreuzte durch den bernsteinfarbenen Nebel in meinem Kopf.
    »Was machen wir, wenn Lady Havorford morgen Früh gar nicht zu Hause ist?«
    »Keine Bange«, entgegnete Julian. »Vater Raywood verriet mir, dass sie für ihren Brunch am 24. Dezember berühmt ist. Wo wir davon reden, ist Ihr Mann schon zurück?«
    »Mein Mann«, antwortete ich so besonnen, wie man nur wird, wenn man eine Sache überhaupt nicht fassen kann, »befindet sich in Island.« Kurz nach unserer Ankunft im Flamborough hatte ich Willis senior angerufen, der mich über Bills Reise in Kenntnis setzte. »Sein Flugzeug ist heute Morgen in Reykjavik gelandet, um aufzutanken, und hat wegen böiger Winde noch keine Starterlaubnis bekommen.«
    »Oh, Lori, das tut mir so leid.« Julian seufzte mitfühlend.
    Ich tat mir selber leid. Mein Traum vom perfekten Weihnachtsfest begann langsam zur Farce zu werden. Bill saß in Island fest, die Truthähne blieben unaufgetaut, die Geschenke unverpackt, der Baum ungeschmückt. Seltsamerweise fand ich das Ganze zum Kichern.
    »Ach ja«, sagte ich verträumt, »Island ist ja ganz in der Nähe des Nordpols. Vielleicht kann Bill beim Weihnachtsmann per Anhalter mitfahren.«
    »Keinen Brandy mehr für Sie, Mrs Shepherd.«
    Julian stellte sein Waterford-Glas auf dem Rosenholztisch neben seinem Sessel ab und gähnte herzhaft. »Und für mich auch nicht mehr. Wenn ich nicht sofort ins Bett gehe, schlafe ich auf der Stelle ein.«
    »Das wäre schade«, sagte ich. »Dann kriegen Sie nicht mit, dass die Betten hier noch bequemer sind als die Sessel.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben«, sagte Julian. »Aber ich bin bereit, es auszuprobieren.«
    Er richtete sich auf. »Gute Nacht, Lori.«
    »Gute Nacht, Julian.« Ich sah ihm hinterher, bis er in seinem Zimmer verschwunden war, dann trank ich meinen Brandy aus und ging ebenfalls schlafen.
    Trotz des Brandys und der weichen Bettwä sche fiel es mir schwer einzuschlafen. Nach dem Gespräch mit Willis senior hatte ich im Radcliffe angerufen, in der Hoffnung auf ein Weihnachtswunder, nämlich, dass Kit aus dem Koma erwacht sei. Aber

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