Tante Dimity und der Kreis des Teufels
sein«, sagte er.
»Es ist sogar noch schlimmer. Es ist mit lauter toten Tieren dekoriert. Auf dem Schrank sitzt ein Affe, der jede Bewegung von mir beobachtet.«
»Warum bittest du nicht darum, dass sie entfernt werden?«, fragte Adam.
»Ich möchte Nicole nicht verletzen«, erwiderte ich. »Die Tiere waren Jareds Einfall, und sie betet ihn an.«
»Sag Nicole doch einfach, dass du allergisch gegen die Viecher bist«, schlug Adam vor. »Sag, dass du einen Hautausschlag bekommst, wenn sie nicht augenblicklich aus deinem Zimmer verschwinden.«
Ich trank meinen Kakao aus und tat einen tiefen Seufzer. »Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
»Weil du zu sehr mit deiner Arbeit beschäftigt warst. Wie kommst du damit voran? Hast du schon irgendwelche Schätze gehoben?«
»Einen. Er ist zwar nicht sehr wertvoll, aber für mich ist es dennoch ein Schatz. Wo ist das Buch, das du in der Tür gefunden hast?«
Adam holte Shuttleworth’ Vögel vom Schreibtisch und reichte es mir.
Während er sich wieder zu mir auf das Sofa setzte, schlug ich das Buch auf und zeigte ihm das Vorsatzblatt. »Ist es nicht wunderbar? Es ist das Schönste, was ich heute gefunden habe.«
Einen Augenblick war Adam so still, dass ich dachte, er hätte aufgehört zu atmen.
Langsam fuhr er mit der Fingerspitze über Claires Namen, dann über Edwards. Seine Hand ruhte auf der Seite, während er die Widmung immer wieder las. Dann klappte er das Buch zu, sah auf den Einband und sagte: »Er ist 1914 gefallen.«
»Ich weiß.« Ich dachte an die witzigen Verse in dem Buch. »Was für eine Verschwendung.
Aubrey Shuttleworth war ein bezaubernder Schriftsteller. Seine Bücher sind so … kultiviert.
Ich habe ihn mir nie in einem Schützengraben vorstellen können.«
»Er liebte das Moor«, sagte Adam leise. »Den Sommer pflegte er hier ganz in der Nähe zu verbringen. Er kannte jeden Vogel, jede Blume und jeden Fisch, der in jedem noch so kleinen Tümpel schwamm.«
Eine große Traurigkeit schien ihn erfasst zu haben. Unwillkürlich legte ich die Hand auf seinen Arm. »Es muss schwer sein, über Soldaten zu schreiben, ohne sich in Mitleid mit ihnen zu ergehen.«
»Berufsrisiko.« Er lächelte flüchtig, aber seine Augen blieben ernst.
»Adam …« Ich zögerte, dann sprach ich meinen Wunsch aus, ehe ich es mir anders überlegen konnte: »Wenn du bei deiner Arbeit mal eine oder zwei Stunden erübrigen kannst, würdest du mir auch das Moor zeigen?« Ich sah zum Fenster. »Das heißt, wenn sich der Nebel jemals auflösen sollte.«
»Das wird er.« Adams dunkle Augen blickten mich an. »Und nichts würde mir mehr Freude machen, als einen sonnigen Vormittag mit dir dort draußen zu verbringen.« Er legte das Buch auf den Tisch. »Hast du eine Ahnung, wer Claire war?«
»Nicht die geringste«, sagte ich. »Ich werde Nicole fragen. Sie scheint sehr viel über ihre Vorfahren zu wissen. Ich möchte auch erfahren, wer Edward war. Er muss ein ganz besonderer Freund gewesen sein, um Claire so ein hübsches Geschenk zu machen.«
»Vielleicht war er ein bisschen in sie verliebt.«
Adam veränderte seine Stellung und legte den Arm über die Sofalehne hinter mir. »Es tut mir leid, dass dein Zimmer so düster und schrecklich ist, Lori. Ich täte nichts lieber, als dich wieder in die Hütte mitzunehmen. Aber du musst wirklich hier bleiben, und wenn nur, um Claires restliche Bücher zu suchen.«
»Glaubst du denn, dass es noch mehr gibt?«
Meine Stimme war ein heiseres Flüstern geworden, und ich zitterte, nicht vor Kälte, sondern aus einer plötzlichen großen Sehnsucht heraus, die mich verwirrte und mir Angst machte. Ehe jedoch mehr passieren konnte, flog die Tür unter lautem Protestieren der Scharniere auf.
Ich hatte einen neuen Besucher, und dieser war äußerst wütend.
8
»WAS ZUM TEUFEL fällt Ihnen ein, Chase?«
Guy Manning kam mit wütendem Gesicht ins Zimmer gestürmt, hinter ihm, mit großen, ängstlichen Augen, Nicole.
Adam und ich fuhren auseinander wie zwei ertappte Teenager.
»Miss Shepherds Fahrzeug und die Straße, die dort hinführt, sind für Zivilisten gesperrt«, schnauzte Guy ihn an, »wie Ihnen sehr wohl bekannt sein dürfte.«
»Miss Shepherd hat einen Anspruch auf ihr persönliches Eigentum«, sagte Adam ruhig. »Wie Ihnen sehr wohl bekannt sein dürfte.«
»Miss Shepherds Eigentum wäre ihr zu gegebener Zeit zugestellt worden«, belehrte Guy ihn.
»Bis dahin …«
»Bis dahin«, unterbrach Adam ihn, »hätte sie
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