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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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mir den Boden unter den Füßen weg. Ein Schwindelgefühl überkam mich, und dann veränderte sich mein Bewusstsein. Der blaue Himmel schien sich zu kräuseln wie eine Wasserfläche, über die der Wind weht, Farben wirbelten durcheinander, und die Welt schien sich langsamer zu drehen.
    Der kalte Wind wurde zu einer sanften Brise, das vertrocknete Gras war plötzlich grün und saftig, und ringsumher blühte Heidekraut und überzog die Hügel mit luftigen, lavendelfarbenen Wolken.
    Die Luft duftete süß und war warm von der Sonne des Hochsommers und erfüllt vom Lachen längst verstummter Stimmen.
    »Du darfst nicht weggehen«, murmelte ich.
    »Du darfst mich niemals verlassen.«
    Wieder schwankte ich, meine Knie drohten zu versagen, und als Adam dieses Mal die Hand ausstreckte, um mich zu halten, warf ich mich in seine Arme und küsste ihn.
    Es war kein unschuldiger Kuss. Es war jene Art von Kuss, die zu Weiterem führt, aber ich empfand keine Spur von Scham dabei. Ich war trunken vor Lust, als schmeckte ich den süßen, schweren Trank der Liebe zum ersten Mal. Ich grub die Finger in seine Haare, wölbte den Rü cken nach hinten und presste mich an ihn – ich hatte eine unendliche Sehnsucht danach, noch einmal jede Rundung dieses Körpers zu spüren, der mich gewärmt hatte.
    Plötzlich packte Adam mich fest bei den Schultern und schob mich weg. »Lori«, brachte er mühsam heraus. »Hör auf. Das geht nicht.«
    Ernüchtert trat ich zurück. »Natürlich. Nicht hier. Man könnte uns sehen. Komm.« Ich ging den Hügel hinunter, auf die Steinmuster zu.
    »Wo willst du hin?«, rief Adam.
    »Zu unserem Platz.« Ich drehte mich zu ihm um. »Wir nehmen die Abkürzung.«
    Langsam, mit besorgtem Blick, kam Adam näher, wobei er die Augen nicht von meinem Gesicht abwandte. »Lori«, sagte er leise, »woher kennst du die Abkürzung?«
    »Sei nicht albern«, sagte ich lächelnd. »Du hast sie mir doch selbst gezeigt.«
    Adam schüttelte den Kopf. »Wir sind noch nie hier gewesen, Lori. Nicht wir beide. Nicht zusammen.«

    »Aber ich …« Die sanfte Brise wurde zu einem schneidenden Wind. »Ich erinnere mich doch …«
    Adam nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. »Nein.«
    Das saftige Gras verdorrte, und der Lavendelton auf den Hügeln wurde wieder zu Braun. Ich trat einen Schritt zurück und sah verwirrt um mich. »Aber ich erinnere mich doch. Nicht nur die Abkürzung, nicht nur die Terrassentür …«
    Ein scharfer Schmerz fuhr mir durch den Kopf, und ich brach mit einem Stöhnen zusammen.
    »Ich wusste auch, wo mein Zimmer war. Ich bin in den richtigen Korridor eingebogen, noch bevor Nicole mir sagte, wohin ich gehen musste.
    Ich bin vor ihr her zu meinem Zimmer gegangen.« Ich drückte die geballten Fäuste gegen die Schläfen. »Ich wusste, dass die toten Tiere nicht in das Zimmer gehörten. Das Zimmer war ein Gefängnis. Josiah ließ die Stäbe am Fenster anbringen, um mich … um Claire …« Adam ließ sich auf die Knie fallen, und ich sah ihn angsterfüllt an. »Ich habe gewusst, dass die Bücher ihr gehörten, noch ehe ich die versteckten Nachrichten darin fand. Und ich habe vom Teufelskreis geträumt. O Adam«, wimmerte ich, »was ist los mit mir?«
    »Ich weiß es nicht.« Sein Griff wurde fester.

    »Aber ich bin hier bei dir, Lori. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.«
    Durch den Nebel von Schmerz war es mir, als sähe ich in den Maschen seines blauen Pullovers die Schleifen und Bögen einer königsblauen Schrift, die das entschlossene, ernste Versprechen wiederholten: Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.
    Ich vergrub das Gesicht in seinem Pullover und flüsterte: »Dimity …«

16
    AUF DEM RÜCKWEG nach Wyrdhurst fehlte nicht viel, und Adam hätte mich tragen müssen.
    Mühsam schwankte ich dahin, und mein Kopf war noch immer umnebelt von Erinnerungen, die nicht mir gehörten.
    Adam stellte keine Fragen und verlangte keine Erklärungen. Er folgte einfach meinen gestammelten Wünschen, indem er mich in sein klappriges Auto setzte, das blaue Tagebuch aus dem Schrank nahm und Wyrdhurst Hall mit mir verließ.
    Je weiter wir fuhren, desto klarer wurden meine Gedanken. Als wir das Cottage erreicht hatten, war der Schmerz in meinem Kopf abgeklungen, und die seltsamen Erinnerungen waren nur noch konturlose Schatten.
    Adam führte mich durch die pfauenblaue Tür, half mir aus meiner Jacke und setzte mich in den Ledersessel. Während er Feuer machte, bemerkte ich, dass das Zimmer

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